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Copa Libertadores
Boca und River im Finale

Das Duell Boca Juniors-River Plate ist eines der heißesten Derbys der Fußballwelt. Die Anhänger der beiden Vereine aus der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires hassen sich bis aufs Blut. Nun stehen sie sich im Finale des Copa Libertadores gegenüber, des südamerikanischen Äquivalent zur Champions League.

Von Anne Herrberg |
    Die Boca Juniors feiern nach ihrem Finaleinzug in die Copa Libertadores nach ihrem Sieg gegen Palmeiras aus Brasilien.
    Die Boca Juniors feiern nach ihrem Finaleinzug in die Copa Libertadores nach ihrem Sieg gegen Palmeiras aus Brasilien. (imago sportfotodienst)
    Rauchbomben, Konfettigewitter, es wird gegrölt aus allen Kehlen. Das ist der Moment von Oscar "Cacho" Laudonio. Er schlüpft in seinen Frack, geschmückt mit Pailletten, Glitzer und Stickern, setzt sich den Stoffzylinder auf. Dann packt er die Fahne und rennt aufs Spielfeld – ein Harlekin in blau-gelb, den Farben seiner größten Liebe Boca Juniors, dem früheren Weltpokalsieger, Diego Maradona spielte hier, Juan Roman Riquelme und heute noch Carlos Tevez. Laudonio sagt:
    "Das ist etwas Überirdisches, das kann man nicht erklären, es gibt kein Wort für das, was Boca Juniors bedeutet. Es ist das Schönste, was es gibt auf der Erde."
    El Loco de la Bandera nennen sie ihn liebevoll, den Verrückten mit der Fahne – sein Begrüßungsritual gehört zu jedem Heimspiel in der Bombonera, der Pralinenschachtel, wie das Stadion von Boca genannt wird – auch mit 82 Jahren noch. Aber das, was nun ansteht, hat auch Cacho noch nie erlebt: Ein Finale der Copa Libertadores, der lateinamerikanischen Champions League, gegen den liebsten Rivalen: River Plate.
    "Keine normale Rivalität"
    "Boca gegen River ist das Superclásico," sagt Laudonio, "das wird ein Super Super Clasico, der größte Klassiker von allen. Ein Weltereignis." Zumindest kommt kaum ein Fußball-Derby der Welt an die Rivalität von Argentiniens beiden größten Klubs heran.
    Boca-Fan Maxi erklärt: "Boca und River hassen sich, das ist keine normale Rivalität, uns trennen zwei absolut verschiedene Lebensansichten. Sie spielen vielleicht ein bisschen eleganter, aber auch hochnäsiger. Boca spielt rüde, bodenständig, aber mit Leidenschaft. Ich bin Boca-Fan wegen meinem Vater. Seit er gestorben ist, ich war 14, bin ich jeden Sonntag allein ins Stadion gegangen. All meine Liebe gehört nun Boca, weil Boca nie sterben wird."
    Ein River-Plate-Fan sagt: "Das Superclasico ist etwas, das man erleben muss, wer das jetzt verliert, der wird sich 20 Jahre nicht mehr davon erholen. Gewinnen werden wir, ist ja klar, schließlich sind wir die (singt) Millionarios."
    "Das gleicht einem Ausnahmezustand"
    Millionarios - Millionäre, weil River einst Profispieler mit purem Gold einkaufte und in den reichen Norden der Stadt umzog. Daneben heißen sie Gallinas, Hühner. Die von Boca nennen sich Genovesen und Bosteros, so nannte man die Straßenreiniger, die den Pferdekot entsorgten.
    Man kann sich vorstellen, in welchen Dimensionen sich die Konflikte damals abspielten. Geboren wurden beide Klubs von italienischen Einwanderern im armen Hafen von la Boca. Dort kloppte man sich schon auf der Straße, schon Jahre bevor 1913 das erste offizielle Derby stattfand, erzählt Sportjournalist Andres Burgo:
    "Seitdem haben sie 373 Male gegeneinander gespielt, aber dieses Finale jetzt wird ein Meilenstein: Hochzeiten wurden abgesagt, die jüdische-orthodoxe Gemeinde stellt den Antrag, das Spiel wegen Schabbat auf nach Sonnenuntergang zu verlegen, Neugeborene wurden mit dem Klubnamen getauft und auf dem Schwarzmarkt werden Karten für über 4.000 Euro gehandelt. Die ganze Stadt steht Kopf, das gleicht einem Ausnahmezustand."
    Schon über 250 Tote
    Dementsprechend entsetzt war der Polizeichef der Stadt, als Argentiniens Staatsoberhaupt Mauricio Macri, einst Klubboss von Boca Juniors, erklärte, diesmal auch die Gastfans ins Stadion zu lassen – das ist in Buenos Aires nämlich seit fünf Jahren verboten - aus guten Gründen.
    Zwischen den Barrabravas - den Ultras - herrscht regelrechter Krieg, es geht um Einfluss, Macht und Geld – dabei gab es bereits über 250 Tote, die letzten drei in der vergangenen Woche, nachdem sich River und Boca für das Endspiel der Copa qualifiziert hatten, dazu wurde ein Haus abgefackelt. Macris Vorschlag wurde dann auch abgelehnt. "Cacho", das 82-jährige Faktotum von Boca findet das vernünftig:
    "Fußball muss ein Fest sein, eine Freude, aber deswegen bringt man sich nicht um, Revolver und Messer haben da nichts zu suchen, wer Ärger sucht, soll wegbleiben."
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