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Südafrika
Eine Nation feiert ihre Rugby-Weltmeister

Die südafrikanischen Rugby-Spieler setzten sich im WM-Finale gegen die favorisierten Engländer durch. In ihrem Heimatland lösen sie damit großen Jubel aus. Denn Rugby ist in Südafrika mehr als nur Sport. Wie kein anderer Sport vereint er Spieler, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Von Jana Genth |
Die südafrikanische Mannschaft feiert mit dem Pokal, nachdem sie Rugby-Weltmeister geworden sind.
Südafrika ist neuer Rugby-Weltmeister. (PA Wire / David Davies / dpa-Bildfunk )
Südafrika steht Kopf - es gab den einen oder anderen Autocorso, das Lachen weicht nicht von den Gesichtern. Beim Public Viewing in Johannesburg war kein Halten mehr, als das Spiel zu Ende ging. Und in einem Einkaufszentrum bei Kapstadt, wo die zusammen geschaut hatten, die zu Hause keinen eigenen Fernseher haben, da kochte der Stolz auf typisch südafrikanische Weise über.
Die Südafrikaner, völlig egal in welcher Stadt sie leben, sind aus dem Häuschen. "Das ist toll, einfach nur großartig", sagt dieser Passant, ein anderer fügt hinzu: "Wir dachten, sie packen es nicht - haben sie aber, und jetzt wir sind stolz auf sie." Wieder ein anderer lobt: "Super Disziplin, jetzt sind wir glücklich wegen dieser Jungs."
"Gut gemacht, Siya und die Jungs!"
"Wir sind so aufgeregt, die Nation hat das gebraucht", sagt eine Frau. "Wir haben es geschafft. Gut gemacht, Siya und die Jungs!"
Siya - das ist der Kapitän der Springboks, wie die Nationalmannschaft genannt wird. "Wir hätten doch nie gedacht, dass ein schwarzer Kapitän vor den Augen der Welt den Pokal in die Höhe heben würde", sagt dieser südafrikanischer Rugby-Fan.
Und Siya Kolisi selbst hat nach dem Titelgewinn noch aus der Kabine heraus den Südafrikanern gedankt: "Das können wir schaffen, wenn wir ein Team sind, wenn wir ein Ziel und einen Traum haben und dafür kämpfen. Wir danken euch für jede Nachricht. Danke!"
Deshalb sind in Kapstadt auch direkt ein paar Leute auf den Hausberg Lions Head gestiegen und haben dort eine Art Hymne für Siya Kolisi gesungen. Kolisi ist göttlich, sangen sie.
Schwierige wirtschaftliche Lage
Die Realität ist: Die Wirtschaft in Südafrika ist ziemlich wackelig. Von der Rating-Agentur Moody’s hat das Land gerade ein klares Warnsignal bekommen, der Ausblick ist negativ. Und nun ist eingetreten, was zu Beginn der Rugby-WM vor sechs Wochen niemand geglaubt hatte.
"Wir haben es geschafft", sagt dieser südafrikanische Rugby-Fan, "Moody’s hat uns gerade schlechte Neuigkeiten überbracht, aber heute lachen wir. So leben wir hier in Südafrika, es wird nie langweilig. Heute feiern wir das, das ist ein Meilenstein."
"Rugby ist eins der Dinge, die dieses Land vereinen können"
Auch die Mannschaft ist eine Art Vorzeige-Team in Südafrika. Denn sie hat Spieler, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Schwarz und weiß, aus wohlhabenden und aus armen Familien. Das ist in keinem anderen Sport in Südafrika so. Und deshalb ist Rugby auch mehr als Sport.
"Rugby ist eins der Dinge, die dieses Land vereinen können, alle Ethnien und Hintergründe", meint dieser Südafrikaner. Eine Frau fügt hinzu: "Es zeigt doch, dass wir als Land zusammen stehen. Es bringt alle zusammen: schwarz, weiß, wir sind eine Nation."
"Der beste Sport im Land", ergänzt ein weiterer Fan.
Der historische WM-Titel 1995, der Sieg im Finale 2007 und jetzt der dritte Titel für Springboks - auch er ist für ein Land mit vielen Problemen eine richtige Wohltat und Motivation.