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ThyssenKrupp-Bilanz
Zurück auf Gewinnerkurs

Nach Jahren der Verluste konnte ThyssenKrupp ein positives Jahresergebnis vorstellen: Der Konzern schreibt wieder schwarze Zahlen. Unter dem Strich stehe ein Gewinn von rund 200 Millionen Euro und der Industrieriese will wieder eine Dividende zahlen.

Von Andreas Kolbe |
    Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp, steht am 20.11.2014 vor der Bilanzpressekonferenz vor der Konzernzentrale in Essen (Nordrhein-Westfalen).
    Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp, konnte positive Nachrichten auf der Bilanzpressekonferenz in Essen verkünden (picture alliance / dpa - Rolf Vennenbernd)
    Der Ort der Bilanzpressekonferenz steht bei ThyssenKrupp ein Stück weit auch sinnbildlich für die wirtschaftliche Verfassung: Pflegte der Traditionskonzern lange Zeit, seine Zahlen in der ehrwürdigen Villa Hügel zu präsentieren, so wurden die Milliardenverluste der vergangenen Jahre in einem engen und stickigen Saal des konzerneigenen Konferenzzentrums verkündet.
    Umso mehr freute sich ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger nun - beobachtet von vielen Mitarbeitern auf den Gängen der oberen Etagen - in der großzügigen Empfangshalle der aus Glas und Stahl gebauten Essener Konzernzentrale zu verkünden:
    "Das wir heute zur Normalität zurückkehren können."
    Steigender Umsatz
    Und das heißt: endlich wieder schwarze Zahlen. Unter dem Strich steht ein Gewinn von rund 200 Millionen Euro. Der Umsatz steigt um vier Prozent auf mehr als 41 Milliarden Euro.
    "Dafür haben wir mit unserer gesamten Mannschaft - und einige begleiten uns ja von links und rechts - in den vergangenen Jahren sehr, sehr hart gearbeitet. Aber trotz dieses Erfolgs sind wir uns allen bewusst, dass wir noch lange nicht da sind, wo wir als Unternehmen, als Mitarbeiter hinwollen und auch hinmüssen."
    Denn wichtige Kennziffern des Stahl- und Industriekonzerns sind noch immer von der Krise geprägt: Das riesige Stahlwerk in Brasilien beispielsweise, dessen explodierte Baukosten den Ruhrkonzern nahezu an den Rand des Ruins getrieben hatten, schreibt noch immer rote Zahlen. Der Konzern leidet in der Folge weiter unter einem enormen Schuldenberg. Und schaut man konkret auf die Summe von Einnahmen und Ausgaben, den sogenannten Cash Flow, sieht man, dass ThyssenKrupp noch immer Geld verbrennt, wenn auch deutlich weniger als in früheren Jahren.
    Blick in die Zukunft
    So ist das abgelaufene Geschäftsjahr für Konzern-Chef Hiesinger allenfalls ein Zwischenschritt. Langfristig müsse der Konzern deutlich profitabler werden, sagt er. Zwei Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern, sei das Minimum.
    "Das ist das Ergebnis, das wir brauchen, um Pensionen, Zinsen und Steuern zu bezahlen, unseren Aktionären eine angemessene Dividende, und gleichzeitig Spielraum zu haben, um in Wachstum zu investieren."
    Wachsen soll der Konzern vor allem im lukrativen Aufzugsgeschäft. Allein diese Sparte soll künftig die Hälfte zum erhofften Gewinn beitragen. Große Hoffnungen setzt Hiesinger zudem in die Verbundkraft der einzelnen Konzernteile. Anlagenbau, Aufzüge, Autoteile - diese Sparten seien bei ThyssenKrupp nicht allein, um die Abhängigkeit vom konjunkturanfälligen Stahlgeschäft zu reduzieren.
    "Für uns ist ein diversifizierter Industriekonzern viel mehr als ein Konglomerat, das vielleicht Risiken ausgleicht - bei dem mal die eine Sparte gut läuft, mal die andere. Für uns zeichnet es sich dadurch aus, dass wir durch die Integration und durch die Diversifizierung Mehrwert schaffen, dass also die Summe des Gesamtkonzerns mehr Wert ist, als die einzelnen Teile."
    Dividende: Elf Cent je Aktie
    Hiesinger trat damit Spekulationen entgegen, der Konzern könnte einzelne Sparten verkaufen - oder gar vom neuen Großaktionär, dem Finanzinvestor Cevian, in Einzelteile zerlegt werden. Cevian und der zweite Großaktionär, die gemeinnützige Krupp-Stiftung, dürfen sich nun zumindest über eine Dividende freuen. Erstmals nach zwei Nullrunden will der Konzern elf Cent je Aktie an seinen Anteilseigner ausschütten. Nicht sehr viel, sagt auch Heinrich Hiesinger:
    "Aber uns war es wichtig, ein klares Signal an unsere Aktionäre zu geben, dass die Dividendenfähigkeit für uns sehr wichtig ist, dass wir das Geschäftsjahr als Wendepunkt sehen und Zutrauen haben in die weitere Steigerung der Ergebnisse nach vorne."