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Umweltschonende Ressourcen
Insekten für Steak und Shampoo

Würden Sie eine Hautcreme oder ein Shampoo nutzen, deren Inhaltsstoffe unter anderem aus Maden der Soldatenfliege gewonnen wurden? Oder ein Steak essen, das von einem Rind stammt, das mit diesen Maden gefüttert wurde? Wenn es nach Biologen der Technischen Universität Dresden geht: unbedingt. Denn Sie täten damit der Welt etwas Gutes.

Von Haluka Maier-Borst |
    Larven (maden)
    Larven enthalten wertvolles Protein und Öle (imago)
    Wie kommt das Shampoo in die Tube und wie das Steak auf den Teller? Geht es nach dem Biologen Herwig Gutzeit von der Technischen Universität Dresden, so könnte in Zukunft die Antwort darauf mit diesem Geräusch zu tun haben.
    Es ist das Geräusch, das hunderte weiße, fingernagelgroße Leiber von sich geben. Larven der Soldatenfliege, die sich durch Bioabfall fressen und dabei aneinander reiben. Herwig Gutzeit möchte, dass in Zukunft mithilfe dieser Larven aus Abfällen Neues entsteht. Zum Beispiel proteinreiches Futter für die Tiermast.
    "Die Soldatenfliegen, genauer: die Larven der Soldatenfliegen, fressen diesen organischen Abfall und werden dadurch selbst zum Wertstoff. Denn die Larven selbst bestehen aus Proteinen und Lipiden zu ungefähr 40 Prozent. Das heißt, wir müssen diese Proteine aufarbeiten und die Lipide extrahieren. Man kann aber auch die Larven direkt verfüttern, das ist auch möglich."
    Der Anbau von Sojabohnen für die Tiermast verbraucht viel Landfläche. Bis zu 49 Quadratmeter braucht es für ein Kilo Rindfleisch. Fläche, die zum Beispiel in Südamerika geschaffen wird, indem man Regenwälder abholzt. Würden aber stattdessen Insekten an die Tiere verfüttert, so wäre der Flächenverbrauch wesentlich kleiner. Berechnungen anderer Forscher gehen davon aus, dass Insekten 150 Mal mehr Proteine auf der gleichen Menge an Fläche produzieren können wie zum Beispiel Sojabohnen.
    Bleibt das Problem der Akzeptanz
    Doch Herwig Gutzeits Idee geht noch einen Schritt weiter. Er will die Soldatenfliege nicht nur als Tierfutter benutzen, sondern aus den Insekten palmöl-ähnliche Lipide gewinnen. Palmöl ist ein Bestandteil vieler Shampoos und Kosmetika. Aus krabbelnden Larven ließen sich also prinzipiell Pflegecremes herstellen. Doch etwas aus zermatschten Insekten auf die Haut zu schmieren - mit dieser Idee können sich nur wenige anfreunden.
    "Die Akzeptanz ist tatsächlich ein Problem bei der Vermarktung solcher Öle. Die Leute haben weniger Probleme damit, wenn der Urwald abgeholzt wird verrückterweise, als dass sie sich mit solchen Insektenölen beschäftigen. Die nämlich in keiner Weise minderwertig sind. Wir können Palmöl sehr genau nachmachen, sogar Palmkernöl, das noch höherwertige. Also im Prinzip spricht medizinisch gesehen gar nichts dagegen. Aber die Akzeptanz ist ein Problem."
    Auch bei der Nutzung der Larven als Tierfutter gibt es derzeit noch Probleme, und zwar rechtlicher Natur. Die Verfütterung von tierischen Proteinen an Masttiere ist gesetzlich verboten. Eine Regelung, die noch aus der Zeit stammt, als die Angst vor BSE umging. Nach derzeitigem Stand der Forschung übertrage die Soldatenfliege aber keine Erreger, erklärt Herwig Gutzeit. Darum kämpft er mit anderen Forschern dafür, die Gesetze entsprechend anzupassen.
    Sollte es den Forschern tatsächlich auf lange Sicht gelingen, die Politik und die Verbraucher zu überzeugen, dann blühen dieser Anwendung rosige Zeiten. Zum einen ließe sich das jetzige Verfahren der Larvenzucht nahezu beliebig auf größere Maßstäbe anwenden. Und zum anderen sind die Larven erstaunlich leicht zu ernten.
    "Nun ja, wenn die ein bisschen größer sind, dann bieten wir ihnen eine Rampe an. Das ist in unserem Produktionscontainer. Auf dieser Rampe wandern die dann aus, eine nach der anderen, und fallen dann in einen Schlitz, den wir vorgeben. Ich sag mal, primitiv gesagt, da drunter steht ein Eimer, in dem sie sich quasi selbst ernten."