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Universität Freiburg
Chefin der Doping-Kommision richtet Brandbrief an Politik

Die Universität Freiburg galt früher als ein Zentrum der deutschen Doping-Szene. Mit der Aufarbeitung ist eine externe Kommission beauftragt. Deren Vorsitzende Letitia Paoli droht seit Anfang der Woche mit ihrem Rücktritt, weil sie sich von der Universität behindert fühlt. Nun hat sie sich mit einem Brandbrief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten gerichtet.

Von Bastian Rudde |
    Ein Tropfen an der Nadel einer Spritze
    Letizia Paoli fühlt sich in ihrer Aufklärungsarbeit behindert. (dpa / picture-alliance / Patrick Seeger)
    Der ehemalige Rad-Profi Erik Zabel hat es mal so gesagt: "Ich hab gedopt, weil es ging!" Im Team Telekom ging Doping auch, weil Ärzte der Uni Freiburg mithalfen. Das ist bekannt. Welche Kapitel sonst noch zur Geschichte der Freiburger Abteilung für Sportmedizin gehören - das soll und will Letizia Paoli aufarbeiten. In dem Brief an die baden-württembergische Politik appelliert sie aber: "Die Arbeit der Evaluierungskommission Sportmedizin Freiburg darf nicht als Feigenblatt in die Geschichte eingehen!"
    Paoli fühlt sich bei ihrer Arbeit behindert, hat den Druck erhöht und mit ihrem Rücktritt in den nächsten zwei Wochen gedroht. Tenor ihrer Vorwürfe: Die Uni Freiburg will vielleicht gar nicht aufklären, was in der berüchtigten Sportmedizin gelaufen ist - etwa, um westdeutsche Sportler zu rüsten für den Klassenkampf mit der DDR. Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer widerspricht - und wirft Paoli Versäumnisse vor. "Denn wir hatten uns ja im vergangenen Jahr darauf geeinigt, dass alle Unstimmigkeiten beigelegt sind und das nun die Evaluierungskommission Sportmedizin ihre Arbeit bis Mai 2014 abschließen sollte."
    Brandbrief beklagt "Zurückhaltung wichtiger Unterlagen"
    Konter von Letizia Paoli in ihrem Brandbrief an die Politik: "Es ist eine absurde Situation, dass die Universität nun Verzögerungen beanstandet, die sie nachweislich selbst verursacht und über Jahre trotz wiederholter Aufforderungen nicht behoben hat - unter anderem durch die Zurückhaltung wichtiger Unterlagen."
    Die Frage ist, wie es weitergeht in diesem wichtigen Kapitel deutscher Doping-Aufarbeitung. Rektor Schiewer hat angekündigt, dass die Uni es selber weiterschreiben will: in einer neuen Forschungsstelle. "Um damit wissenschaftlich die Geschichte der Sportmedizin wissenschaftlich transparent zu machen."
    Aber: Richter sein über sich selbst, das geht gar nicht, findet die externe Fachfrau Paoli. Sie befürchtet, dass dann vieles unerzählt bleibt, was ihre Kommission erzählen könnte - mit mehr Zeit. Doch die politischen Zeichen stehen wohl eher gegen Paoli. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Bauer hat sie - ganz auf Linie der Uni Freiburg - aufgefordert, ihre Arbeit bald abzuschließen.