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Vintage-Gitarren
Zwischen Wahnsinn und Wertanlage

Vintage - das Wort allein löst bei Afficionados Verzückung aus. Was macht E-Gitarren aus den 50-er und 60er-Jahren vor allem der Marken Fender und Gibson so beliebt und so teuer, wo es doch neue und deutlich günstigere zu kaufen gibt? Klingen alte Instrumente so viel besser? Betrachtung eines überhitzten Marktes.

Von Tim Schauen |
Auf einer Schwarweißfotografie spielt ein Mann mit dunklen Haaren und geschlossenen Augen auf einer hellen Gitarre.
1968 spielte Jimi Hendrix auf einer Fender Stratocaster-E-Gitarre während der Fillmore East-Show. (imago stock&people)
Die Fender Stratocaster von David Gilmour ist für gut 3,5 Millionen Euro versteigert worden, die 59er Gibson Les Paul, die erst Peter Green, später Gary Moore gehörte, wanderte für - je nach Quelle - ca. zwei Million US-Dollar in den Besitz von Metallica-Gitarrist Kirk Hammett. Besonders teure Ausnahmen, da prominente Musiker diese Instrumente spielten? Ja, aber auch bei anderen Gitarren aus den 50er- und 60er-Jahren ohne berühmte Geschichte steigen die Preise. Normaler Effekt bei begrenzter Anzahl und großer Nachfrage. Vintage-Instrumente sind als Wertanlage begehrt, bei Sammlern und Musikern, zumindest denen, die es sich leisten können.Ab 1952 wurde die Les Paul Goldtop gebaut, ab 1958-60 die Les Paul Standard mit leistungsstarken Humbuckern. Doch dann mangels Erfolg eingestellt, 1962 kam die SG auf den Markt. Aber auch sie konnte sich gegen die Stratocaster und Telecaster von Leo Fender nicht am Markt etablieren. Bis 1966 ein gewisser Eric Clapton mit John Mayall's Bluesbreakern um die Ecke kam und eine 1960er Les Paul spielte. Ab 1968 produzierte Gibson wieder Les Pauls.Alte Gitarren sind eine besondere Geldanlage: Man kann sie anfassen! Das geht mit Aktien nicht. Man kann mit ihnen Emotionen in Töne und diese wiederum in Emotionen umformen. Ein bisschen ist all das auch wie bei jedem Hobby: Man kauft etwas und kann es durch Zubehörteile aufwerten, "pimpen". Breite Reifen und Sportrückleuchten für die Autofraktion. Edeleste Weine für Weinkenner. Das besonders teure Fernglas für den Ornithologen.
Zwei Gibson Les Paul Goldtops liegen in geöffneten Gitarrenkoffern.
Gibson Les Paul Goldtops von 1954 und 1955 mit P90-Tonabnehmern (Deutschlandradio/Tim Schauen)
Ein Mann und eine Frau betrachten ausgestellten Gitarren
Besucher und Gitarren auf der Vintage Guitar Show in Veenendaal 2019 (Deutschlandradio/Tim Schauen)