Dienstag, 19. März 2024

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Vor dem Pariser Klimagipfel
Großbritannien beschließt Kohleausstieg bis 2025

Mit der Ankündigung, innerhalb der nächsten zehn Jahre aus dem Kohlestrom auszusteigen, setzt Großbritannien kurz vor dem Klimagipfel in Paris ein Zeichen. Die entstehende Versorgungslücke sollen Gas- und Atomkraftwerke, aber auch erneuerbare Energien schließen - doch bereits jetzt kommt Kritk von Klimaschützern.

Von Friedbert Meurer | 18.11.2015
    Kühltürme des Kohlekraftwerks Ferrybridge in Großbritannien.
    Bis zum Jahr 2025 soll in Großbritannien das letzte Kohlekraftwerk abgerissen werden. (Imago / Blickwinkel)
    Zehn Jahre lang noch sollen die Briten Strom aus Kohle nutzen, dann soll damit Schluss ein. Energieministerin Amber Rudd ist entschlossen: Bis zum Jahr 2025 soll das letzte Kohlekraftwerk abgerissen werden. 30 Jahre nach Schließung zahlreicher Kohlebergwerke ginge damit eine weitere Epoche britischer Industriegeschichte zu Ende.

    "Wir brauchen eine sichere, saubere und kostengünstige Energie. Wir geben jetzt dieses klare Signal, aus der Kohleverstromung auszusteigen. Das wird uns helfen, auf neue Gaskraftwerke umzusatteln. Um deren Neubau zu fördern, setzen wir der Kohle ein Ausstiegsdatum."

    Das Aus für die Kohle als Quelle für die Stromerzeugung ist allerdings von zwei Faktoren abhängig. Erstens darf die nationale Stromversorgung nicht in Gefahr geraten. Gaskraftwerke sollen die Lücke schließen, später auch neue Atomkraftwerke und erneuerbare Energien.
    Also müssen schnellstens Gaskraftwerke gebaut werden – das aber läuft bisher nur zögerlich an. Zweitens kann dann weiter doch Kohle verstromt werden, wenn bis 2025 eine unterirdische CO2-Lagerung funktioniert – damit rechnet aber kaum jemand.
    Furcht vor baldigem Strom-Blackout in Großbritannien
    Unmittelbar vor dem Klimagipfel in Paris möchte Großbritannien mit der heutigen Ankündigung ein Zeichen setzen, dass das Land entschlossen gegen den Klimawandel vorgehen will:

    "Das Auslaufdatum hilft auch enorm, unser Ziel zu erreichen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren. Wir können weniger Emissionen erreichen, wenn wir mehr Gaskraftwerke bauen und auf erneuerbare Energien setzen."

    Kohle deckt zur Zeit 20 Prozent des britischen Strombedarfs – weit überwiegend mithilfe von Importstrom. Die Kraftwerke gelten als marode. Die Ministerin räumt ein, dass in den letzten Jahrzehnten zu wenig in die Energieinfrastruktur investiert wurde. Das rächt sich jetzt: Schon für den kommenden Winter bangen Pessimisten, es könnte zu einem Strom-Blackout in Großbritannien kommen.
    "Ich wache ganz genau darüber, dass wir kurzfristig völlige Versorgungssicherheit haben. Jetzt muss deswegen in andere Quellen investiert werden und wir verpflichten uns, neue Gaskraftwerke zu bauen."

    Umwelt- und Klimaschützer üben Kritik: Von Kohle auf Gas umzustellen sei so, als würde man einem Alkoholiker statt zwei Flaschen Whiskey am Tag jetzt zwei Flaschen Portwein geben. Außerdem habe die Regierung die Förderung für erneuerbare Energien zusammengestrichen. Die Gewerkschaften stimmen dagegen zu: Mit einem Verbot der Kohle sei es jetzt attraktiver, in neue Gas- und Atomkraftwerke zu investieren.