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Weltfußball
Die Machenschaften der FIFA

Die WM in Brasilien ist vorbei. Rund drei Milliarden Euro aus Fernsehlizenzen und Vermarktungsrechten spülte sie in die Kassen der FIFA. Ein Geschäft, das mit dem Glanz eines faszinierenden Sportfestivals zu überstrahlen versucht, dass die Weltfußballorganisation nach wie vor unter Korruptionsverdacht steht.

Von Jürgen Kalwa und Victoria Reith | 15.07.2014
    Sepp Blatter während einer Gala am Redepult
    Skandale pflastern den Weg des FIFA-Präsidenten Joseph Blatter. (Patrick Seeger, dpa picture-alliance)
    Sonntagabend Rio de Janeiro: Die internationale Fußballwelt feiert den neuen Weltmeister Deutschland, die beste Mannschaft eines sportlich hervorragenden, torreichen Turniers. Und sich selbst. Milliarden verfolgten den Sieg gegen Argentinien weltweit an den Bildschirmen. Während die höchsten Repräsentanten des Landes – Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel – das euphorisierende Spektakel auf der Ehrentribüne genossen. In dem Trubel ging unter, dass nicht alle da waren, die bei einem solchen Anlass gewöhnlich zu den Honoratioren gehören. Vor allem einer fehlte: Franz Beckenbauer, so etwas wie das Gesicht des deutschen Fußballs der letzten Jahrzehnte – ein Erfolgstyp als Spieler, Trainer oder Chef-Organisator der Weltmeisterschaft 2006. Es gab Gründe. Beckenbauer war vor ein paar Wochen in die Mühlen des internationalen Fußballverbandes geraten. Etwas mehr als drei Jahre nach einer Entscheidung, die FIFA-Präsident Sepp Blatter im Dezember 2010 in Zürich verkündet hatte.
    "The winner to organize the 2022 FIFA World Cup is Qatar."
    Was hatte das mit Beckenbauer zu tun? Ein Ethik-Kommissar der FIFA untersucht seit zwei Jahren die Umstände, unter denen damals die WM 2022 von den 22 Mitgliedern des Exekutivkomitees an Katar vergeben wurde. Es gibt deutliche Hinweise auf einen massiven Schmiergeldskandal. Der Ermittler ist der Amerikaner Michael Garcia. Der ließ sich bislang nicht in die Karten schauen, so wie er das vor zwei Jahren in der Sendung "sport inside" im WDR versprochen hatte:
    "Es wird keine Einflussnahme auf mich als unabhängigen Ermittler geben. Dafür bin ich ja auch da, um Unabhängigkeit sicherzustellen. Dazu gibt es auch noch den unabhängigen externen Richter, der über meine Fälle entscheidet."
    Seinen Abschlussbericht wird er in Kürze vorlegen. Und dann wird sich vermutlich auch klären, wie Franz Beckenbauer ins Fadenkreuz geriet. Der Freund des reichen Feudalstaats, der im letzten Herbst von einer Reise an den Persischen Golf zurückkehrte und den wartenden Reportern seine Version vom Leben der Bauarbeiter in Katar präsentierte.
    "Also ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt noch mit irgendeiner Büßer-Kappe am Kopf. Also, das habe ich noch nicht gesehen."
    Milliardenkonzern FIFA
    Ob sich damals Michael Garcia zum ersten Mal gefragt hat, was Beckenbauer eigentlich für ein Interesse hat, seine Katar-Connection derart lebensfremd zu beschönigen? Jedenfalls schickte er ihm kurz darauf einen Fragenkatalog, der auf das Kernthema seiner Untersuchung zielte: Korruption. So begann ein seltsames Spiel zwischen zwei ungleichen Partnern, in dem der Staatsanwalt Doppelpässe spielte und der Fußballprofi in die Defensive geriet und schließlich auf die Brasilien-Reise verzichtete. Und alles nur, weil er sich weigerte zu sagen, für wen er eigentlich in den vier Wahlgängen damals gestimmt hatte. Für Katar? Für die USA? Für Australien?
    "Wer will auch an mich herantreten und mich zu irgendwelchen Dingen verleiten? Ist doch lächerlich. Ich habe nichts damit zu tun. Ich bin der falsche Ansprechpartner."
    Das Geplänkel mit Beckenbauer ist nur ein Fragment aus einem Bild, das die FIFA in diesen Tagen abgibt – ein Milliardenkonzern, der bei der WM in Brasillien rund drei Milliarden Euro aus Fernsehlizenzen und Vermarktungsrechten einspielte. Es handelt sich um ein Geschäft, das mit dem Glanz eines faszinierenden Sportfestivals gerne überstrahlen würde, was hinter den Kulissen abläuft. In Deutschland, dem Land des viermaligen Weltmeisters etwa, wirken die Fußball-Funktionäre eigentlich immer so wie ein Franz Beckenbauer. Man ist unbestechlich, sauber. Und angeblich auch an Aufklärung interessiert. Aber man wird immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, die in der Öffentlichkeit eine andere Wahrnehmung produzieren. Dinge wie die außerordentlichen Vergütungen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, katarische Uhrengeschenke an Karl-Heinz Rummenigge oder die undurchsichtigen Transaktionen des ehemaligen Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß kommen immer erst mit Verzögerung ans Tageslicht und werden alles andere als transparent gehandhabt.
    Auch für die deutsche Funktionärswelt gilt: Es kommt nur der nach oben, der am geschicktesten taktiert. Also jemand wie Theo Zwanziger, der als Nachfolger von Beckenbauer im FIFA-Exekutivkomitee sitzt und seitdem den Eindruck erweckt, als könne der schlechte Ruf des Weltverbandes mithilfe von einigen Reformmaßnahmen und durch Garcias hartnäckige Ermittlungsarbeit wiederhergestellt werden. Dem Schweizer Fernsehen sagte der ehemalige DFB-Präsident vor ein paar Tagen, einerseits:
    "Die Entscheidung Katar war ein gigantischer Fehler. Das hätte man nicht machen dürfen."
    Doch andererseits möchte der frühere Verwaltungsrichter zum gegenwärtigen Zeitpunkt lieber nichts präjudizieren:
    "Jetzt ist zum ersten Mal im Sport überhaupt eine solche unabhängige Kommission. Jetzt lassen wir die bitte auch zu einem Gesamtergebnis kommen."
    Ein Gesamtergebnis, das eigentlich nur heißen könnte: Die WM wird neu vergeben. Und die Rechnung, die müssten die Katarer bezahlen. Sagt zumindest Theo Zwanziger.
    "Wer zu Unrecht eine WM bekommt, weil er mit ethisch verwerfbaren Mitteln sie gewinnt, der hat auch keinen Anspruch auf Schadenersatz. Das sagen mir meine bescheidenen juristischen Kenntnisse."
    Im Kampf gegen Bandenkriminalität und Korruption gibt es überall auf der Welt Gesetze. Das deutsche Strafgesetzbuch sieht für Bestechungshandlungen von "Angestellten und Beauftragten eines geschäftlichen Betriebes" eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren vor. Woanders gelten solche Aktivitäten allenfalls als Kavaliersdelikte. Interessanterweise auch in der Schweiz, dem Sitz der FIFA und von mehr als 60 internationalen Sportverbänden. Dabei zeigte sich bei allen großen Skandalen im Sport der letzten Jahre, dass es ohne die Aufklärungsarbeit staatlicher Stellen nicht geht. Sie können Hausdurchsuchungen durchführen, Material beschlagnahmen, eidesstattliche Aussagen erzwingen und Prozesse anberaumen. Sie können also das tun, was Zeitungsberichten zufolge das FBI seit einer Weile gegen die ehemaligen FIFA-Exekutivkomitee-Mitglieder Jack Warner aus Trinidad und Chuck Blazer aus den USA unternimmt, um herauszufinden, wie die beiden Männer ihre Ämter ausnutzten, Millionen für sich selbst abzuzweigen. Selbst bei Wettbetrügereien, um die sich zunehmend Staatsanwaltschaften kümmern, versagt die FIFA, wie der kanadische Journalist Declan Hill, einer der Experten auf diesem Gebiet, im Deutschlandfunk sagte.
    "Das Frühwarnsystem ist ein Witz. Es gibt allein über 20.000 Internetseiten, auf denen man wetten kann. Doch das System überwacht gerade einmal 400 europäische Webseiten."
    Ein Witz wäre demnach wohl auch, dass es bislang in der Schweiz keine juristische Handhabe gibt, um das hässliche Schauspiel um den Postenschacher und die Vergabe lukrativer Veranstaltungen zu beenden, mit denen der FIFA-Milliarden-Etat finanziert wird. Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung hat die Verhältnisse in seinem Buch: "FIFA-Mafia: Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball" ausführlich beschrieben.
    "Das Ganze ist natürlich systematisch. Ein Bereich, der transnational agieren kann. Die FIFA ist transnational aufgestellt. Sie ist überall und nirgendwo. Ist ja nicht zufällig ein Weltverband. Und sie bedient sich auch dieser transnationalen Wege, seien es die Geldgeschäfte, seien es die Möglichkeiten, sich bei WM-Bewerbungen quer durch die Welt zu bewegen."
    Ginge es in der FIFA nur um Täuschung, wäre den Problemen vielleicht sogar intern beizukommen. Der Verband leidet aber noch unter einer weiteren Misere: Selbsttäuschung. Mit anderen Worten: In der FIFA geht es längst nicht mehr nur um Betrug. Es geht vor allem um Selbstbetrug. Und deshalb – sagt Thomas Kistner:
    "Die FIFA kann sich nicht selbst reformieren. Das ist wie wenn sich ein Raubtier das Fleischessen abgewöhnen würde. Also, das kann nur von außen passieren."
    Eine Einschätzung, die Theo Zwanziger, der sonst nicht müde wird, den FIFA-internen Reformprozess zu loben, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk bestätigt:
    "Ich würde mir von daher in der Tat wünschen, dass man zu einer schärferen Korruptionsgesetzgebung in Europa generell kommt. Es gibt ein Denken im Sport, gerade in diesen Spitzenbereichen, wo das viele Geld ist: Irgendwie kannste ja machen, was du willst. Du wirst ja gar nicht richtig kontrolliert. Und dieses Denken ist gefährlich."
    Skandale pflastern Joseph Blatters Weg
    Ein Denken, das zu Karrieren führt wie der von Joseph Blatter, Spitzname Sepp. Er arbeitet bereits seit 1975 bei der FIFA. Der studierte Volkswirtschaftler stieg als Abteilungsleiter ein und zeigte ein besonderes Gespür für den Karrieredschungel. Ein Verwaltungsapparat mit 400 Angestellten und Gremien mit Mitgliedern aus 209 Landesverbänden. Er kam in diesem Milieu gut voran. Wurde Generalsekretär. Und 1998 sogar Präsident. Skandale pflastern seinen Weg. Er hat unter den korruptesten Sportfunktionären der Welt gearbeitet. Aber nicht nur unter ihnen, sondern auch mit ihnen. Und in der jüngeren Vergangenheit über ihnen. Davon gewusst hat Blatter angeblich nichts.
    Von ihm profitiert haben mehr als nur ein paar Top-Leute. Blatter schüttet seit Jahren möglichst viel Geld an kleine Verbände aus, die sich für kein WM-Turnier qualifizieren und nichts zum Reichtum der Verbandskasse beitragen. Aber sie haben beim FIFA-Kongress Gewicht, denn sie haben eine Stimme, die genauso zählt und nicht weniger als die des mitgliederstarken DFB. Kein Wunder, dass Blatter vor ein paar Wochen in Sao Paulo erneut den Anspruch auf eine weitere Amtszeit erhob und Chancen hat, erneut zu gewinnen.
    "My mandate will finish as FIFA President. But my mission is not finished."
    Nach außen gibt sich Blatter als eine Art Papst der internationalen Sportbewegung. Oft geehrt wie 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz. Er pflegt den Habitus eines Wohltäters, der seine Themen flüssig in vielen Sprachen vortragen kann. Einen solchen Matador zahlloser Machtkämpfe in einem Kinofilm zu besetzen, ist nicht ganz einfach. Trotzdem wurde es im vergangenen Jahr versucht. Im Rahmen einer Kino-Produktion mit dem Titel "United Passions" – die Geschichte des Verbandes, der vor 110 Jahren in einem Pariser Hinterhof gegründet wurde.
    20 Millionen Euro ließ sich die FIFA das Werk kosten. Ganz nach Art des Hauses wurde die Ausgabe in der Buchhaltung zunächst einmal einfach verschleiert. Es sollte ja ein Film werden, der vor allem die 40 Jahre von Sepp Blatter beschönigt. Beim Treffen mit dem Mann, der ihn auf der Leinwand spielt – dem britischen Schauspieler Tim Roth – fielen sich beide in die Arme: der Künstler und der Überlebenskünstler. Und der Überlebenskünstler sagte:
    "What a pleasure meeting you. It's me."
    Auch das wurde – wie so viele Blatterabilia – fürs FIFA-Archiv auf Video festgehalten.
    Formaljuristisch ein gemeinnütziger Verein
    Auf eine gewisse Weise ist der Schweizer Blatter der Idealtypus für dieses, in der Schweizer Wirtschaftsmetropole Zürich ansässige, weltumspannende Unternehmen. Das übrigens formaljuristisch keines ist, sondern, man höre und staune, trotz enormer Profite, ein gemeinnütziger Verein. Der Status hat beachtliche Vorzüge. Er schützt vor Steuerlasten und schirmt vor einer intensiven Kontrolle durch externe Buchprüfungen ab. Hans-Jürgen Maurus, der langjährige Korrespondent der ARD in Zürich:
    "Man hat so das Gefühl, dass in der Schweiz eigentlich niemand so richtig für die FIFA zuständig ist oder sich zuständig fühlt. Und aus diesem Grund kann diese Organisation so ziemlich schalten und walten, wie es ihr beliebt."
    Warum geht man so lax mit diesen Verbänden um' Es liegt weniger am Wirtschaftsfaktor. Die Bruttowertschöpfung von allen Weltverbänden zusammen liegt mit etwas mehr als einer halben Milliarde Euro pro Jahr im Bereich des Unerheblichen. Es geht vor allem ums Prestige.
    "Viele Schweizer sehen eigentlich die FIFA nach wie vor als einen Gewinn. Das sind die Vereinten Nationen des Fußballs mit einem Präsidenten, der sich nicht nur mit Leuten wie dem UNO-Generalsekretär und dem Papst treffen kann, sondern natürlich in der Tat auch die Schweiz repräsentieren."
    Die Schweiz ist ein sauberes Land. Sie steht auf dem Korruptionsindex von Transparency International auf Platz sieben. Und damit klar vor Deutschland, das auf Platz zwölf liegt. Aber in der Schweiz laufen manche Uhren einfach anders. Man konnte das sehen, als es um längst "vergessene" jüdische Bankkonten ging. Oder um die aktive Beihilfe der Banken zur Steuerhinterziehung ausländischer Geldanleger. Das lief immer nach demselben Schema ab. Erst wenn der moralische und machtpolitische Druck von außen kommt, gibt man nach. So kam nach den Enthüllungen im Bestechungsprozess um die in Konkurs gegangene Sportvermarktungsfirma ISL in Zug tatsächlich ein Gesetzgebungsverfahren in Gang. Das soll Bestechung im Geschäftsleben zum Straftatbestand machen. Und zwar zu einem Offizialdelikt, das von der Staatsanwaltschaft eigenständig untersucht werden kann. Thomas Kistner:
    "Noch vor zehn Jahren etwa war es so, dass man sogar gesetzesmäßig versucht hat zu begünstigen, dass sich dort möglichst viele Sportverbände ansiedeln. Also man war ganz einfach regelrecht geil darauf, die Weltsportverbände bei sich zu versammeln und sich von dieser Position zu lösen und das Gegenteil zu denken, das fällt natürlich schwer."
    Delphine Centilivres von Transparency International Schweiz, einer Organisation, die das Treiben schon lange beobachtet:
    "Es ist diese Mischung von wirklich sehr viel Geld und die Möglichkeit, direkt mit Regierungschefs zu verhandeln. Gleichzeitig ist die FIFA von internationalen Abkommen nicht betroffen. Von nationalen Gesetzen sind sie auch nicht betroffen. Und dadurch gibt es eine riesige Grauzone."
    So droht das Vorhaben – in der Schweiz gerne "Lex FIFA" genannt – dann auch zu scheitern, sagt der Züricher Journalist Jean François Tanda, der nach dem ISL-Prozess im Alleingang erfolgreich dafür kämpfte, dass Prozessunterlagen über bestochene FIFA-Funktionäre öffentlich zugänglich gemacht wurden.
    "Man muss wissen: Die ersten politischen Vorstöße kamen 2010. Damals, bin ich überzeugt, hätte die Politik ein solches Gesetz verabschiedet. Inzwischen ist Zeit vergangen. Die Stimmung hat sich ein bisschen beruhigt. Die FIFA hat ja sehr PR-trächtig einige Änderungen vorgenommen."
    Zumal: Der Verband hat mächtige Mitstreiter gefunden, weil die befürchten, dass ihre Schmiergeldpraxis demnächst ebenfalls unter Strafe stehen könnte.
    "Die Wirtschaft hat Angst vor diesem Gesetz, wehrt sich vehement dagegen. Und das ist jetzt schon eine ganz andere Power. Ich glaube, dieses Gesetz wird so kaum durchkommen."
    Die tatsächlichen Kosten der Korruption
    Fernsehanstalten zahlen weiterhin ungetrübt Milliarden. Genauso wie die internationalen Werbepartner. Die hatten sich neulich zum ersten Mal öffentlich darüber beschwert, dass "der negative Tenor der öffentlichen Debatte um die FIFA" weder "gut für den Fußball noch für die FIFA und ihre Partner" sei.
    "Es wird ja auch immer wieder diese Kritik, die sich rund um die FIFA spannt, auch an die Sponsoren weitergegeben und gerichtet."
    sagt Jan Runau, Sprecher der Firma Adidas, die bei dem Vorstoß voranmarschierte.
    "Die FIFA hat ja einige Maßnahmen unternommen, um diese Vorwürfe von einer unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen. Ich denke, da muss man jetzt den Untersuchungsbericht abwarten. Da haben wir schon das Vertrauen, dass die FIFA daraus die notwendigen Schritte ableiten wird."
    Wie wäre es bloß, wenn es diesen Vertrauensvorschuss nicht gäbe? Der Sportmarketing-Experte Professor Dr. André Bühler:
    "Das ist das Problem, weil die Sponsoren hätten eigentlich die Macht, richtigen Druck auszuüben und Dinge zu ändern. Und von der Macht machen sie relativ wenig Gebrauch."
    Warum nicht?
    "Es ist ganz klar, wenn Coca-Cola zum Beispiel abspringen würde, dann wäre am nächsten Tag Pepsi dabei."
    Sie können nämlich alle rechnen. Nur nicht mit dem, was Korruption tatsächlich kostet. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Professor Victor Matheson, ein Spezialist in Sachen Sportökonomie und jemand, dessen Fußballverstand so weit geht, dass er einst als Linienrichter in der amerikanische Profi-Fußballiga MLS mitwirkte, kennt das Problem.
    "Wir können ein Preisschild an die WM 2022 heften. Ein Korruptionsfall, der um die 200 Milliarden Dollar kostet. Soviel mehr kostet das Turnier in Katar als in den USA oder Australien."
    Und für den Fall, dass jemand denkt, dass sei nur Geld und werde von Leuten ausgegeben, die davon mehr als genug haben: Im Fall Katar würde die WM sogar noch etwas mehr kosten: Das Leben von Hunderten von Arbeitern. Von Menschen, deren Schicksal reichen Fußballfunktionären wie Franz Beckenbauer schlichtweg egal ist.