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William Shakespeare
Bühnenautor des Volkes

Auch zu seinem 450. Geburtstag sind die Werke von William Shakespeare beliebte Bühnenstücke. Am British Council in Berlin diskutieren britische Autoren die Aktualität und Relevanz des Dramatikers.

Von Louise Brown |
    William Shakespeare in einer zeitgenössischen Darstellung (
    Aus William Shakespeares Feder sind 38 Dramen überliefert. (picture-alliance / dpa)
    Hände hoch, wer ein Sonett von Shakespeare zitieren kann? Die Hauptfiguren von "Viel Lärm um Nichts" aufzählen kann? Ihnen fällt nichts ein? Nun, da sind Sie nicht allein.
    Dabei gilt Shakespeare doch als der
    "dramatist supreme"
    so Booker-Prize-Gewinner Howard Jacobsen. Siehe auch den Hype, der den "English Bard" bei den diesjährigen Feiern umgibt – und schon einen Namen hat:
    "Ja, warum wird der Barde noch so idolisiert? Mit seiner erhabenen, blumigen Sprache, teils für uns unverständlichen Witzen und absurden Plots."
    Keine Passage Shakespeares kommt ohne unvergesslich poetische Struktur daher, meint Literaturprofessor John Mullan. Und die funktioniere bis heute, in jeder Sprache:
    "Viel Lärm um Nichts auf Deutsch."
    Shakespeare gilt als der erste Dramatiker, der dreidimensionale Figuren geschaffen hat. Wie sein rachsüchtiger aber sensible Hamlet etwa. Und er brach mit der mittelalterlichen Moraltradition. Statt Tugend und Weisheit, zeigte er Leidenschaft, Dummheit und Bosheit: den Menschen in all seiner Komplexität.
    "There’s not a grain of moralizing in him!"
    Howard Jacobsen.
    "He is without ideologies. There’s nothing there before the words are there."
    Und doch: Hat es denn keine anderen überragenden Dramatiker seiner Zeit gegeben? Theatermacher Mark Ravenhill:
    "Es ist kein Zufall, dass Shakespeare ein Produkt des Empires war, das seine Sprache den Rest der Welt aufgezwungen hat."
    Shakespeare als eine Erfindung des Empires? Tatsächlich ist der Promi-Schreiber, wie wir ihn heute feiern ein Konstrukt: Außer wenigen biografischen Eckdaten wissen wir nämlich kaum etwas über den Mann. Vielleicht müssen wir das auch gar nicht.
    Shakespeare bietet jedem etwas, sagt die junge Dramatikerin Polly Stenham: Komödien, Tragödien, Märchen, Liebesgeschichten und Kriegsabenteuer. Geister, Könige, Bären. Lust und Zweifel, Gewalt und Zärtlichkeit.
    Was Shakespeare bis heute auszeichnet? Vermutlich einfach die Dramatik und die Fähigkeit zu unterhalten. Statt "supreme playwright", überragender Bühnenautor also, ist er vielmehr der Bühnenautor des Volkes.