Einen "Philosophen auf dem Kaiserthron" nannte man ihn schon im Altertum. Sein Buch "Selbstbetrachtungen" ist bis heute ein Bestseller. Doch Mark Aurel, der mächtigste Mann der Welt im 2. Jahrhundert nach Christus, war beileibe kein weltfremder Weiser. Er führte Kriege, kümmerte sich um Verwaltung und Rechtsprechung, kämpfte gegen Tiber-Hochwasser in Rom und eine der größten Seuchen des Altertums. Ein Hofbiograph vermerkte:
"Geboren wurde Marcus am sechsten Tag vor den Kalenden des Mai – am 26. April des Jahres 121 nach Christus – in Rom in einer Villa auf dem Caelius-Hügel."
Seine Familie gehörte zu den Reichen und Mächtigen. Sie legte, auch nach dem frühen Tod seines Vaters, größten Wert auf sorgfältige Erziehung. Auf dem umfangreichen Stundenplan des Privatunterrichts standen an oberster Stelle Philosophie, Rhetorik und Politik. Seine Lehrer zählten zu den führenden Gelehrten der Zeit.
Seine Familie gehörte zu den Reichen und Mächtigen. Sie legte, auch nach dem frühen Tod seines Vaters, größten Wert auf sorgfältige Erziehung. Auf dem umfangreichen Stundenplan des Privatunterrichts standen an oberster Stelle Philosophie, Rhetorik und Politik. Seine Lehrer zählten zu den führenden Gelehrten der Zeit.
Herrschaft brüderlich geteilt
"… ich bekam eine Idee von einem Staat mit gleichen Rechten und Pflichten für alle Bürger, von Redefreiheit und Gleichheit als Grundlage der Staatsordnung …"
Die geistig bewegliche und zugleich ernste und aufrichtige Wesensart des jungen Mannes blieb nicht verborgen. Mit 17 Jahren wurde er von Kaiser Antoninus Pius adoptiert und lebte fortan am Hof:
"Mein Adoptivvater war mir ein Vorbild sowohl in Nachgiebigkeit als auch im Festhalten an Grundüberzeugungen, im Arbeitseifer und in der Gleichgültigkeit gegenüber dem Ruhm."
Als Antoninus Pius im Jahr 161 starb, wurde Mark Aurel, inzwischen 40 Jahre alt und verheiratet, Kaiser. Er hatte aber einen Adoptivbruder, den er nicht verprellen wollte:
Als Antoninus Pius im Jahr 161 starb, wurde Mark Aurel, inzwischen 40 Jahre alt und verheiratet, Kaiser. Er hatte aber einen Adoptivbruder, den er nicht verprellen wollte:
"Da begannen Markus und sein Bruder, den Staat gleichberechtigt zu regieren, und so kam es, dass das Römische Reich zum ersten Mal zwei Kaiser hatte …"
Regentschaft im Schatten einer Pandemie
Viel Zeit für Krönungsfeierlichkeiten blieb nicht. An den Südosträndern des riesigen römischen Reichs, im Gebiet des heutigen Syrien, hatte ein König Rom den Krieg erklärt. Nach vier Jahren siegten die Römer am Euphrat – und schleppten die dort gerade ausgebrochene Seuche, vermutlich eine Art Flecktyphus, bei der Rückkehr nach Rom ein. Die Epidemie breitete sich rasch in der Stadt und in weiten Teilen des Reichs aus. Mark Aurel zog den damals führenden Arzt Galen zu Rate. Doch weder dessen Ratschläge noch die Opfer, die man den Göttern bringen ließ, konnten helfen. Alles was übrigblieb war, die körperliche Nähe von Erkrankten zu meiden und - für Mark Aurel noch wichtiger - die Würde der Vernunft zu wahren.
"Ist nicht die Zerstörung der menschlichen Vernunft eine viel schlimmere Seuche als die Übertragung der Pest durch die Atemluft?"
Der Tod nicht als Ende sondern als Verwandlung
Geistig-moralische Verderbnis war für Mark Aurel ein größeres Übel als der Tod, den er nicht als Ende, sondern als Verwandlung ansah:
"Nichts, was gestorben ist, fällt aus der Welt. Alles bleibt erhalten, es ändert nur seine Existenzform."
Germanenkämpfe und die Schönheit des Kosmos
Die Seuche war nicht die einzige Belastung. Kriegsgefahr drohte von der Donau, die damals die Grenze des Reichs im Nordosten bildete. Vor allem im Winter, wenn der Fluss zugefroren war, liebten es diverse Germanenstämme, den römischen Befestigungen räuberische Besuche abzustatten. Sie drangen bis Oberitalien vor. Ab dem Jahr 168 zog Mark Aurel immer wieder an die Donau, um die Germanen zurückzudrängen. In diesen Kämpfen schrieb er vermutlich nachts im Zeltlager sein großes Buch, in dem er sich beharrlich ermuntert, die Schönheit des Kosmos auch in den einfachsten Dingen zu finden:
"So bekommt manchmal das Brot beim Backen Risse, die nicht in der Absicht des Bäckers lagen und doch eine erstaunliche Anziehungskraft für den Appetit haben … Auch die reifen Oliven sind so schön, kurz vor der Fäulnis."
Im März 180 starb Mark Aurel, wahrscheinlich in der Nähe von Wien. Auf dem Sterbelager soll er gesagt haben:
"Was weint Ihr um mich? Denkt an die Seuche und an den Tod, der unser aller Schicksal ist."