Die Geschichte der Internationalen Raumstation (ISS) begann eigentlich schon 1984. Die NASA solle binnen einer Dekade eine ständig bemannte Station entwickeln, so der damalige US-Präsident Ronald Reagan. Freedom, "Freiheit", war der Name des ersten Entwurfs, den die NASA dem russischen "Frieden", der Mir-Station, entgegenstellen wollte. Unterdessen ging der Kalte Krieg zu Ende, und Russland wurde neuer Partner bei der neuen "Internationalen Raumstation". Am 20. November 1989 schossen die Russen das erste Modul mit dem Namen Sarja - "Morgenröte" - ins All.
"Es gab bereits den Kern für eine Mir-II-Station. Die Russen sind mit seiner Entwicklung jedoch nicht so weit gegangen, dass er auf ein bestimmtes Design festgelegt gewesen wäre. Sie hatten den Bau gestoppt, als sich abzeichnete, dass die Module in eine internationale Station integriert würden", so Jeff Manber, der damalige Vizepräsident von Energia USA, dem amerikanischen Ableger der russischen Weltraumfirma NPO/Energjia. Auch wenn die ISS nunmehr eigentlich fertig ist und der Betrieb an Bord mit sechs Personen auf Hochtouren läuft - angebaut werden kann immer noch, so Gerhard Thiele, der Chef des europäischen Astronautenkorps: "Die Russen haben in der Tat noch Module, die sie planen hochzuschicken. Wenn ein Partner eine Vorstellung hat, dass die Station weiter wächst - warum nicht?"
Vielleicht, weil früher oder später die Lebenszeit der Station zu Ende gehen wird. Und je größer sie dann ist, desto schwieriger ihre Verschrottung, fürchtet John Logsdon, der ehemalige Leiter des Space Policy Institutes der George Washington University in der amerikanischen Hauptstadt:
"Der ursprüngliche Plan sah vor, die Station wieder zu zerlegen. Die Raumfähren hätten die einzelnen Module wieder zur Erde gebracht. Heutzutage ist jedoch kein Raumschiff mehr in der Lage, Lasten solchen Ausmaßes zu transportieren. Es ist gut vorstellbar, die ISS - so wie die Mir - als Ganzes irgendwo in der Mitte des Pazifiks kontrolliert zum Absturz zu bringen."
Nach den neuesten Plänen der USA und Russlands soll es dazu jedoch frühestens 2028 kommen. Dann wäre die ISS 30 Jahre alt und damit genauso alt wie die Space-Shuttle-Flotte, als sie außer Dienst gestellt wurde.