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1900. Todestag Kaiser Trajans
Musterexemplar eines römischen Kaisers

Sie nannten ihn "Optimus": Kaiser Trajan galt schon zu Lebzeiten als der Beste. Er stabilisierte das Römische Reich im Inneren und erweiterte es um das Gebiet des heutigen Rumänien. Seine Bauten in Rom werden immer noch bewundert. Doch sein letzter Feldzug geriet zum Fiasko.

Von Winifried Dolderer | 08.08.2017
    Eine Statue des römischen Kaisers Trajan, eine Schlange und einen Wolf haltend, in Bukarest, Rumänien am 10. Februar 2017.
    Galt als bürgernah und pflichtbewusst: Statue des Kaiser Trajan in Bukarest. (Imago / Jaap Arriens)
    Seine Bauten sind bis heute ein Blickfang für Romtouristen: die wuchtigen Reste der Trajansthermen. Das Trajansforum mit der gleichnamigen Säule, deren Reliefs die Taten des Erbauers im Krieg gegen die Daker verherrlichen.
    Marcus Ulpius Traianus, der nach knapp 20-jähriger Herrschaft am 8. August 117 starb, galt der Nachwelt als Musterexemplar eines römischen Kaisers. Seine Regierungszeit sei die glücklichste der Menschheitsgeschichte gewesen, schwärmte im 18. Jahrhundert der Engländer Edward Gibbon. Nach den Worten des Kölner Althistorikers Werner Eck war es die Begabung, konfliktfrei mit dem Senat umzugehen, die Trajan so nachhaltig populär machte.
    "Der Senat war immer noch die entscheidende Stelle des römischen Reiches, wo über Politik und über ihre Nachwirkung entschieden wurde. Und vor allem kamen auch aus dem Senat oder aus Leuten, die den Senatoren nahestanden, diejenigen, die darüber berichteten."
    Der richtige Mann für Krieg und Frieden
    Zum Beispiel der Trajan-Vertraute Plinius, der den Kaiser als Multitalent pries.
    "Andere mögen sich im Kriege hervorgetan haben, aber waren nutzlos im Frieden. Oder sie zeichneten sich im politischen Leben aus, nicht jedoch im Waffendienst. Vergleicht nun damit unseren Princeps, in dessen Person alle bewundernswerten Verdienste in glücklicher Eintracht zu finden sind."
    Trajan entstammte einer Familie aus der südspanischen Provinz, die in die oberen Ränge der römischen Gesellschaft aufgestiegen war. Werner Eck:
    "Trajan war selber über Jahrzehnte hinweg im Senat gewesen. Er kannte die ganzen Befindlichkeiten oder Empfindlichkeiten seiner Mitsenatoren. Er wusste, wodurch man deren Vertrauen gewinnen konnte."
    Ein "senatsfreundlicher" Kaiser
    Eine Gruppe weitblickender Senatoren half Trajan auch auf den Thron. Sie hatten seinen Vor-Vorgänger Domitian in unguter Erinnerung. Domitian war bei den Soldaten beliebt, in Roms besseren Kreisen als Tyrann gefürchtet gewesen. Wer sollte jetzt dem amtierenden Kaiser, dem betagten Nerva, nachfolgen?
    "Da gab es jemanden im Osten, in der Provinz Syrien, ein gewisser Cornelius Nigrinus, der hat den Anspruch erhoben: Ich müsste der Nachfolger von Nerva werden, denn er war in der Zeit Domitians einer der hoch angesehensten Heerführer. Und da ist die Mehrheit der Senatoren, vor allem ganz bestimmte, die sind hoch erschreckt gewesen."
    Sie wünschten sich ja nicht wieder einen militärhörigen, sondern einen senatsfreundlichen Kaiser. So sorgten sie dafür, dass Nerva den Kollegen Trajan als Gouverneur nach Obergermanien schickte und dann als Nachfolger adoptierte. Das Kalkül: Von der Provinzhauptstadt Mainz aus war Rom schneller zu erreichen als von Syrien aus:
    "Man setzt jemanden, der mit vielen Senatoren vertraut war oder deren Vertrauen er genoss, den setzt man nach Germania Superior mit etwa einem gleich starken Heer wie in Syrien, dann kann man sehen, dass die Sache eigentlich entschieden war."
    Bürgernah: Wasserleitungen anstelle Paläste
    Als Kaiser erfüllte Trajan die Erwartungen. Er gab sich pflichtbewusst und bürgernah. Kehrte im Umgang mit dem Senat nicht den Machthaber heraus, sondern wusste stets den Eindruck zu erwecken, sich unter Seinesgleichen zu bewegen. Die Bevölkerung hielt er mit aufwendigen Gladiatorenspielen bei Laune. Um die Geburtenrate zu steigern, führte er für Bedürftige ein Kindergeld ein, die "alimenta". Zeitgenossen rühmten ihm nach, dass er als Bauherr keine Paläste errichtete, sondern Anlagen zum Nutzen der Öffentlichkeit, Bäder, Markthallen, Stadien, Wasserleitungen, Häfen, Straßen.
    Trajans größter außenpolitischer Erfolg war die Erweiterung des Imperiums über die Donaugrenze hinaus ins Gebiet des heutigen Rumänien. Dort lag damals das Reich der Daker. Trajan besiedelte die neue Provinz mit lateinisch sprechenden Kolonisten, deren Nachfahren bis heute die einzige romanische Bevölkerung Südosteuropas geblieben sind.
    Der letzte Feldzug - ein Fiasko
    Zum Fiasko geriet acht Jahre nach dem Dakersieg der Versuch, in einem Ostfeldzug gegen das Partherreich das Gebiet Roms bis zum Persischen Golf auszudehnen. Werner Eck:
    "Einen eigentlichen Kriegsgrund hat es nicht gegeben, sondern da kommt wirklich das persönliche Motiv von Trajan zum Tragen, dass er ein großer Eroberer sei."
    Er gelangte bis ins heutige Basra. Doch letztlich musste Rom die eroberten Gebiete östlich des Euphrat wieder aufgeben. Auf der Rückreise nach drei Feldzugsjahren starb Trajan in Selinus an der Südküste der heutigen Türkei.