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2018: Chefsache für IOC-Präsident Rogge

Das IOC verfolgt die Zuspitzung um die deutsche Winterspielkandidatur für 2018 in Garmisch-Partenkirchen mit Besorgnis. Am Mittwoch verstrich wirkungslos das Ultimatum der 59 widerspenstigen Bauern im Alpenland, die darauf drängen, dass die Münchner Olympia-GmbH ihre Bewerbung zurückzieht.

Von Thomas Kistner |
    Das IOC verfolgt die Zuspitzung um die deutsche Winterspielkandidatur für 2018 in Garmisch-Partenkirchen mit Besorgnis. IOC-Chef Jacques Rogge hat sich schon vor Tagen darauf eingerichtet, künftig direkt in die Grundstücks-Querelen einbezogen zu werden, nun sind erste Protestbriefe verschickt.

    Denn am Mittwoch verstrich wirkungslos das Ultimatum der 59 widerspenstigen Bauern im Alpenland, die darauf drängen, dass die Münchner Olympia-GmbH ihre Bewerbung zurückzieht.

    Bewerber und Staatsregierung gaben sich gelassen, man werde die im "Bid Book" verbrieften Bewerbungsunterlagen fristgerecht bis 11. Januar ans IOC schicken. Dann aber wird das IOC die Protestschreiben der Spiele-Gegner danebenlegen und prüfen können, welche Sportstätten und Anlagen so umsetzbar sind wie im Bid Book beschrieben. Denn der Anwalt der Bauern, Ludwig Seitz, will detailliert aufschlüsseln, auf welch tönernen Füßen die Bewerbung ohne die Flächen der Grundeigentümer stehe. Er betonte, die Ablehnung seiner Mandanten sei bedingungslos und nicht verhandelbar.

    Noch einen Protestbrief hat IOC-Chef Rogge in der Post. Der Landtags-Grüne Ludwig Hartmann legt in einem neunseitigen Schreiben eine wenig vorteilhafte Entwicklungsgeschichte der Bewerbung dar. Neben der Grundstücksfrage listet Hartmann Defizite in Bewerbungspapieren und Finanzausstattung auf, den fehlenden Konsens im Oberland und zentrale Verhandlungspannen – das sei sogar von der US-Zeitung "USA Today" aufgegriffen worden. Zudem schildert Hartmann Bedrohungen und Übergriffe in Garmisch.

    Derweil thematisiert Anwalt Seitz nun eine mögliche Enteignung seiner Mandanten. Gerade hat die Gemeinde eine "vorzeitige Besitzeinweisung" für das 4000 Quadratmeter große Endgrundstück der Kandahar-Abfahrt beantragt, der Eigentümer soll seine Fläche für den Skibetrieb freigeben. Das offenbart, wie wichtig einige der verweigerten Grundstücke auch für die Olympia-Bewerber sind. Offiziell werden allerdings Enteignungen bisher von der Staatsregierung ausgeschlossen. Solche gab es einst für die Garmischer Winterspiele in den Dreißigerjahren. Und eine Akzentuierung mit dieser trüben Vergangenheit sollte im modernen olympischen Kontext vermieden werden.