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350 Jahre "Frieden von Lissabon"
Portugals Unabhängigkeit von Spanien

Am 13. Februar 1668 unterzeichneten der spanische und der portugiesische König einen Friedensvertrag in Lissabon. Damit endete ein jahrzehntelanger Konflikt. Portugal erlangte seine Unabhängigkeit wieder.

Von Tilo Wagner | 13.02.2018
    Blick auf die Altstadt von Lissabon
    Blick auf Lissabon: In einem Kloster nördlich der Stadt wurde im Jahr 1668 der Friedensvertrag zwischen Portugal und Spanien unterzeichnet. Damit endete ein jahrzehntelanger Krieg und Portugal wurde unabhängig von der spanischen Krone (picture alliance / ZB / Jens Büttner)
    An einem Dezembermorgen im Jahr 1640 erlebt die portugiesische Hauptstadt eine folgenschwere Revolte: Über 100 Lissabonner Adelige und Sympathisanten stürmen den Königspalast am Tejo-Ufer, nehmen die spanische Vizekönigin fest und ermorden den Premierminister. Der Herzog von Braganza, Johann IV., wird zum portugiesischen König ausgerufen. Damit endet für die Portugiesen ein dunkles Kapitel ihrer Geschichte: 60 Jahre lang hatte die spanische Krone das Nachbarland in Personalunion mitregiert.
    Der Aufstand des portugiesischen Adels hatte pragmatische Gründe, sagt der Historiker Fernando Costa von der Neuen Universität Lissabon.
    "Seit den 1630er-Jahren haben die Portugiesen ihren Unmut über die spanische Fremdherrschaft ganz offen gezeigt. Sie protestierten gegen zwei Entwicklungen: Zum einen mussten sie immer höhere Steuern zahlen; und zum anderen wurden sie verpflichtet, die Kriege der spanischen Krone mit Truppen zu unterstützen, obwohl die Kriegsschauplätze außerhalb des portugiesischen Interessengebiets lagen. Die Revolte wurde von einem wichtigen Teil des portugiesischen Adels unterstützt, darunter auch dem Herzog von Braganza, der einer der einflussreichsten Aristokraten auf der ganzen iberischen Halbinsel war. Eigentlich rebelliert der Adel ja nicht, aber in Portugal kam es zum Aufstand gegen den spanischen König."
    28 Jahre Krieg für die Unabhängigkeit
    Madrid wollte das Nachbarland nicht kampflos hergeben – zu wertvoll waren die portugiesischen Überseegebiete, die sich von Brasilien über Afrika bis nach Asien erstreckten. Ein einflussreicher spanischer Feldheer warnte seinen König:
    "Ohne Portugal ist es fast unmöglich, das spanische Königreich in seiner ganzen Größe zu erhalten."
    Fast drei Jahrzehnte dauerte der Restaurationskrieg zwischen Spanien und Portugal. Ein paar kleinere Schlachten entlang der spanisch-portugiesischen Grenze schufen zunächst keine klaren Verhältnisse. Dem spanischen König Philipp IV. fehlten die Truppen, um Portugal niederzuringen: In Katalonien musste er einen Aufstand niederschlagen, und im Dreißigjährigen Krieg kämpften die spanischen Habsburger an der Seite Österreichs vor allem gegen die Niederlande und Frankreich. Selbst nach dem Westfälischen Frieden dauerte der Konflikt zwischen Spanien und Frankreich noch über ein Jahrzehnt an und wurde im Pyrenäenfrieden von 1659 beendet.
    Der Restaurationskrieg ging nun in seine entscheidende Phase. Philipp IV. schickte seinen unehelichen Sohn Juan José de Austria ins Feld, der sich als Heerführer bereits in anderen Konflikten in Europa einen Namen gemacht hatte. Gleichzeitig sicherten sich die Portugiesen die Unterstützung der Franzosen und Engländer. Im Juni 1665 wehrten die Portugiesen in Monte Claro, in der südlichen Alentejo-Region, den letzten großen Angriff der spanischen Truppen erfolgreich ab. Doch es dauerte noch einmal über zweieinhalb Jahre, bevor Spanien die Unabhängigkeit Portugals anerkannte.
    Noch heute kulturelle Ressentiments
    Am 13. Februar 1668 unterzeichneten der spanische König Karl II. und der portugiesische König Alfonso VI. in einem Kloster im nordöstlichen Teil der portugiesischen Hauptstadt einen Vertrag. Der "Friede von Lissabon" habe eine symbolische Bedeutung für ganz Europa gehabt, sagt der Historiker Fernando Costa:
    "Nach den Worten des deutschen Philosophen Samuel Pufendorf hat Portugal in der Geschichte Europas nur ganz selten eine wichtige Rolle gespielt, und dazu gehörte für ihn der Kampf um die Unabhängigkeit im 17. Jahrhundert. Der Friede von Lissabon war ein ganz klares Zeichen, dass die spanische Linie der Habsburger vor dem Niedergang stand. Die Großmacht Spanien hatte bis dahin alle Revolten im eigenen Reich unterdrücken können, wie zum Beispiel die Aufstände der Katalanen. Doch jetzt hatten die Portugiesen zum ersten Mal die Machtstellung der spanischen Habsburger erfolgreich durchbrochen. Deshalb hat dieses Ereignis in ganz Europa Widerhall gefunden."
    Für die Portugiesen bedeutete der "Friede von Lissabon" die Anerkennung der Unabhängigkeit von Spanien. Seit der Gründung Portugals im 12. Jahrhundert hatten spanische Könige immer wieder versucht, sich das kleine Nachbarland im Westen der iberischen Halbinsel einzuverleiben. Nun wurde zumindest auf politischer Ebene ein Schlussstrich gezogen.
    Dass die kulturellen Ressentiments zwischen Portugiesen und Spaniern bis heute anhalten, lässt sich an einem berühmten portugiesischen Sprichwort ablesen: "De Espanha nem bom vento nem bom casamento" – "Aus Spanien kommt weder ein guter Wind noch eine gute Hochzeit."