Sie hat prominente Gegner - wie zum Beispiel FC-Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, der sich bereits für eine Abschaffung der 50+1-Regel ausgesprochen hat. Doch viele Fans haben sich immer wieder für ihr Fortbestehen eingesetzt - nicht zuletzt während der Debatte um Hannover-96-Präsident Martin Kind, der zunächst eine Ausnahmeregelung beantragen wollte, um selbst Mehrheitseigner seines Vereins werden zu können - diesen Antrag dann jedoch zurückzog. Das Ergebnis der anschließenden Überprüfung der 50+1-Regel durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) dürfte nun viele Fans freuen: Die Regel bleibt bestehen - und damit weiter einzigartig im europäischen Profifußball.
Kein 50+1 in Spanien oder England
In Spanien etwa gibt es keine 50+1-Regel, Investoren dürfen hier die Mehrheitsanteile an Fußballclubs übernehmen. Die meisten spanischen Erstligavereine wie zum Beispiel Atlético Madrid sind "Sport-AGs" (Anm. d. Red.: Text von der Redaktion geändert). Auch in der englischen Premier League haben Vereinsmitglieder nicht viel zu sagen, erklärt London-Korrespondent Jens-Peter Marquardt. Die Clubs sind voll im Besitz internationaler Investoren. Nach dem Nervengift-Anschlag auf Sergej Skripal und seine Tocher Julia spekulieren die Medien gerade darüber, ob Chelsea und Arsenal in Turbulenzen geraten könnten, wenn es zu weiteren Sanktionen gegen Russland kommt. Die beiden Londoner Clubs sind in den Händen Putin-freundlicher Oligarchen.
Bei anderen Vereinen und auch in der 2. Liga tummeln sich arabische Scheichs oder thailändische Industrie-Barone. Auch deutsche Investoren haben den englischen Profifußball inzwischen entdeckt. Die Vereine werden mit Fernseh-Milliarden überschwemmt, die vor allem an Spieler und ihre Agenten durchgeleitet werden. Die Fans sind sauer, dass sie trotzdem weiter astronomisch hohe Eintrittspreise in den Stadien zahlen müssen, doch sie haben in den Vereinen kein Stimmrecht.
Italien: Investoren aus China
Natürlich, so berichtet Tassilo Forchheimer aus Rom, ist der Fußball auch in Italien ein großes Geschäft. Seit 1998 gibt es hierzulande börsennotierte Fußballvereine. Allerdings wird in der Regel nur ein kleiner Teil der Aktien tatsächlich gehandelt. Die Mehrheit der Anteile halten meist reiche Unternehmer oder Familien. Und das hat in Italien Tradition. Die meisten Proficlubs sind in der Hand weniger Investoren. Seit fast einem Jahrhundert gehört beispielsweise Juventus Turin der Agnelli-Familie, die auch den Fiat-Chrysler-Konzern beherrscht.
Dabei ist das Geschäft mit dem Fußball nicht selten eine Liebhaberei, die sich die Club-Besitzer einiges kosten lassen. So hat zum Beispiel Massimo Moratti, der frühere Präsident von Inter Mailand über eine Milliarde Euro in seinem Verein versenkt. Das kann sich auf Dauer keiner leisten. Inzwischen wurde der Club genauso wie Lokalrivale AC Mailand von chinesischen Investoren übernommen, deren Strategie nicht wirklich durchschaubar ist.