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50 Jahre afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung
"Black Panther Party" zur Selbstverteidigung

Bereits 1865 wurde in den USA die Sklaverei verboten, doch Rassismus und Gewalt bestimmten auch weiterhin den Alltag der schwarzen Bevölkerung. Noch hundert Jahre später kämpfte die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung um die Gleichberechtigung. 1966 gründeten junge Schwarze in Kalifornien die "Black Panther Party for Selfdefense".

Von Karin Beindorff | 15.10.2016
    Drei Mitglieder der radikalen Befreiungsorganisation Black Panther auf dem Campus des Jackson State College in Mississippi am 21. Mai 1970.
    "Ohne soziale Gleichheit kein sozialer Friede“: Das war das Leitmotiv der radikalen Befreiungsorganisation "Black Panther Party". (dpa / picture alliance / UPI)
    1963 organisierte die Bürgerrechtsbewegung in den USA ihren Marsch nach Washington, Martin Luther King rief sein "I have a dream". Ein Traum, von dem das weiße Mehrheitsamerika, die einstige Sklavenhaltergesellschaft, bis heute weit entfernt geblieben ist. In den 60er-Jahren begannen sich junge Schwarze zu wehren. Zeit für Militanz, eine revolutionäre Zeit.
    Am 15. Oktober 1966 gründeten Huey Newton und Bobby Seale in Oakland, Kalifornien, die "Black Panther Party for Self Defense". In einem 10-Punkte-Programm fassten sie ihre Forderungen zusammen. Dazu zählten u.a. bessere Bildungschancen und Lebensbedingungen und eine Ende der Polizeiwillkür.
    Verbesserung der Lebensverhältnisse in eigene Hände nehmen
    Selbstverteidigung bedeutete nicht nur, sich gegen rassistische Polizeiübergriffe mit Waffengewalt zu wehren, sondern auch die Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Schwarzenquartieren in die eigenen Hände zu nehmen. Zunächst in Kalifornien, später auch in anderen Bundesstaaten betrieben die Parteimitglieder Kindergärten und Schulen, verteilten Mahlzeiten und Milch an schwarze Kinder.
    Huey Newton, der Rechtswissenschaft studierte, wusste, dass man in Kalifornien Waffen tragen durfte, wenn sie offen sichtbar waren. Die Black Panther traten fortan öffentlich bewaffnet auf, mit schwarzer Lederjacke und Barrett und sahen der Polizei auf die Finger. Ihre Bewegung verstand sich als Kaderpartei.
    Die Panther als Opfer einer Kolonisation im eigenen Land
    Die Panther der Gründungsgeneration sahen sich als Revolutionäre, als Opfer einer Kolonisation im eigenen Land. Die Führungsspitze, meist selbst unter den Ghettoverhältnissen groß geworden, wusste aber auch um die Gefahren durch die in den Elendsquartieren erlernten Überlebensstrategien.
    Drogenhandel und andere Gangaktivitäten sollten Polizei und Justiz keinen Vorwand im Kampf gegen die "Black Panther Party" liefern. Sie verpasste den Mitgliedern deshalb strenge Alltagsregeln: keine Drogen, kein Diebstahl, höfliches Auftreten, Waffeneinsatz nur zur Selbstverteidigung.
    Doch das FBI unter Edgar J. Hoover hielt sich mit Fragen der Legalität erst gar nicht auf. Cointelpro, Counter Intelligence Program, nannte sich die geheime und illegale FBI-Strategie zum Kampf gegen das, was Hoover für "antiamerikanische Bestrebungen" hielt.
    Zitat Edgar J. Hoover: "Die Black Panther Party ist die größte Bedrohung der USA."
    Geheime und illegale FBI-Strategie gegen die "Black Panther Party"
    Willkürliche Verhaftungen, gefälschte Beweise, gekaufte Zeugen bis hin zu gezielten Tötungen zählten zum Arsenal von Cointelpro, und die Justiz spielte mit. Im April 1967 erschoss die Polizei in North Richmond, Kalifornien, einen unbewaffneten Schwarzen - wie üblich ohne Folgen. 29 Panther stürmten daraufhin einen Monat später den Parlamentssaal in Sacramento. Dort wurde ein Gesetz beraten, das das Tragen von Waffen innerhalb von Gemeindegrenzen verbieten sollte. Bobby Seale verlas eine Erklärung:
    "Die Black Panther Partei appelliert an das amerikanische Volk im Allgemeinen und die Schwarzen im Besonderen, davon Kenntnis zu nehmen, dass die rassistische kalifornische Legislative ein neues Gesetz plant, mit dem Ziel, die schwarze Bevölkerung zu entwaffnen und zu entmachten, während zur selben Zeit die rassistische Polizei den Terror, die Brutalität, Mord und Repression gegen die schwarze Bevölkerung intensiviert."
    "Free Huey-Kampagne" wurde zur Massenbewegung
    Im Oktober 1967 fiel Huey Newton einer Autostreife in die Hände, es fielen Schüsse. Ein Polizist starb, ein weiterer wurde ebenso wie Newton schwer verletzt. Alle Kugeln stammten aus den Polizeiwaffen, Newton war unbewaffnet. Er wurde dennoch ein knappes Jahr später unter skandalösen Umständen wegen Mordes verurteilt.
    Die "Free Huey-Kampagne" wurde zur Massenbewegung, an der sich auch zahllose Weiße beteiligten und die "Black Panther Party" erhielt weiteren Zulauf. Im April 1968 lieferte der Mord an Martin Luther King erneut einen Beleg für den mörderischen Rassismus im Land. Die Panther sorgten in der Bay Area dafür, dass Ausschreitungen weitgehend unterblieben.
    Das half ihnen wenig: Die Zerschlagung der Führungsspitze, die Spitzel, die Misstrauen und Verrat in die Partei trugen, und die politische Repression zerrieben die Partei. Interne Querelen führten zur Spaltung, ein militärischer Arm bildete sich und 1982 war die "Panther Party" am Ende. Doch das Motiv der militanten Schwarzen-Partei: "Ohne soziale Gleichheit kein sozialer Friede" hat bis heute nichts an seiner Bedeutung verloren.