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545 Jahre Michelangelo
Die Kosmologie des Jüngsten Gerichts

Vor 545 Jahren kam Michelangelo zur Welt. Zu seinen bedeutendsten Bildern zählt das Fresko "Das Jüngste Gericht" in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Für die englische Kunsthistorikerin Valerie Shrimplin hat dieses Gemälde klaren Bezug zu moderner Kosmologie.

Von Dirk Lorenzen |
Innenansicht der sixtinischen Kapelle mit den Fresken Michelangelos.
Innenansicht der sixtinischen Kapelle mit den Fresken Michelangelos. (picture alliance / dpa / Musei Vaticani / Ansa / Claudio)
Im Zentrum des Bildes, das 1541 fertiggestellt wurde, ist Jesus Christus zu sehen, hinter dem die Sonnenscheibe zu erkennen ist. Er ist die Mitte der Welt, was genau der Idee von Michelangelos Zeitgenossen Nikolaus Kopernikus entspricht.
Vor Michelangelo waren in Szenen des Jüngsten Gerichts die drei Teile des Universums entsprechend der Vorstellung einer flachen Erde dargestellt worden: Unter der Erde war die Hölle, über ihr der Himmel. Die damals bekannte Welt bestand aus geraden Schichten und nicht runden Strukturen.
Als Gegenargument für einen Bezug zu Kopernikus gilt meist, dass das wichtigste Buch des Thorner Astronomen erst zwei Jahre nach der Fertigstellung des Jüngsten Gerichts erschienen ist.
Unsere Sonne erreicht jetzt den höchsten Stand des Jahres
Michelangelo wusste von der Theorie des Nikolaus Kopernikus, dass die Sonne im Zentrum des Planetensystems steht – und nicht die Erde (SDO / NASA)
Doch die Ideen des heliozentrischen Weltbildes, nach der die Sonne im Zentrum der Welt steht, kursierten schon Jahrzehnte vorher. Papst Clemens VII. hat sich im Juni 1533 die Ideen des Kopernikus zur Bewegung der Erde erklären lassen.
Nur drei Monate später kam er mit Michelangelo zusammen, um die Konzeption des Bildes zu besprechen. Auch dem Künstler war die Idee von der Sonne in der Mitte bekannt. Vielleicht ist sein Fresko in der Sixtinischen Kapelle auch ein ganz modernes Welt-Bild.