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60 Jahre Lego
Das Klötzchen-Imperium wird umgebaut

Die vor 60 Jahren patentierten Lego-Klötzchen faszinieren immer noch Jung und Alt. Aber das Spielzeug-Imperium wankt angesichts des digitalen Wandels. Um sich dem anzupassen, dürfen inzwischen die Kunden über neue Produkte mitentscheiden und es soll eine neue digitale Spieloffensive geben.

Von Carsten Schmiester | 25.01.2018
    Bunte Lego-Steine
    Bunte Lego-Steine (picture-alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    "Ein Legostein, noch ein Legostein, damit kann man bauen. Mit Lego kann man alles bauen."
    Sogar ein Weltunternehmen. Die Kristiansens, eine Tischlerfamilie aus Billund, haben das hingekriegt, dank der genialen Idee von Papa Godtfred Kirk, für die es vor 60 Jahren das erste Patent und damit bis in die 1990er-Jahre hinein praktisch eine Lizenz zum Gelddrucken gab. Dann liefen die letzten Patente aus, das Lego-Imperium brach beinahe zusammen. Keine klaren Konzepte, stattdessen Verzettelung mit Modelinien, Freizeitparks, Computerspielen. 2004 kam ein neuer Chef, Jørgen Vig Knudstorp, Ex-Kindergärtner, Unternehmensberater und damals gerade vier Jahre bei Lego. Er hat das Unternehmen umgekrempelt mit dem Blick fürs Wesentliche – die Steine. Weg mit Merchandising-Ballast, Verkauf der Freizeitparks bis auf kleinere Anteile, schlankere Produktion. Lego schrieb wieder schwarze Zahlen, feierte 2015 einen neuen Rekord: Umsatzsteigerung um satte 25 Prozent auf umgerechnet knapp 4,8 Milliarden Euro, bei 1,2 Milliarden Gewinn.
    Strukturten vereinfachen und optimieren
    Doch die Partystimmung war schnell vorbei: Billige Nachahmerprodukte und der Trend zum Spielen auf digitalen Plattformen sorgten für einen Kater. 2017 brach der Umsatz in der ersten Jahreshälfte um fünf Prozent ein, 1.400 Mitarbeiter wurden entlassen. Knudstorps Nachfolger, der in Indien geborenen Brite Bali Padda, ging nach nur acht Monaten - und mit ihm sein Leitsatz.
    "Unsere Strategie war bisher, nah am Konsumenten zu produzieren, statt immer nur nach möglichst noch mehr Gewinn zu schielen. Dieser Strategie sind wir seit 2004 gefolgt und das werden wir auch in absehbarer Zukunft tun."
    Diese absehbare Zukunft ist jetzt vorbei. Heute gibt man sich bei Lego sachlicher. Knudstorp, jetzt Verwaltungsratschef, verkündete nach der Entlassungswelle im vergangenen Jahr:
    "Wir konzentrieren uns auf kleinere und einfachere Strukturen im Unternehmen, werden unsere Produktlinien in einigen Märkten neu ordnen, dabei immer die Kosten im Auge behalten und so wie seit 15 Jahren auch weiterhin nach Optimierungsmöglichkeiten suchen."
    Ein Museum zum Anfassen und Ausprobieren
    Nach Spaß klingt das nicht. Aber den sollen bei Lego ja vor allem die Kunden haben, die längst bei Lego mitentscheiden. Online werden sie immer wieder nach ihrer Meinung zu neuen Produktideen gefragt. Dabei kam auch heraus, dass Lego allen Problemen zum Trotz weiter eine der weltweit bestangesehensten Marken ist, Thema sogar in der Popmusik.
    Und eine Firma mit Visionen. In diesem Jahr soll es eine neue digitale Spieloffensive geben. Und schon seit Herbst steht am Firmensitz in Billund nicht Ed Sheerans "Lego House", sondern ein ganz großes Museum. Mit viel Lego zum Anfassen und Ausprobieren, fasst Projektleiter Mike Ganderton das Konzept und damit auch das Erfolgsrezept der Firma zusammen:
    "Kinder, die spielen, albern herum, tüfteln, sie machen Fehler - kurz, sie lernen. Im Lego House greifen wir diese Beobachtung auf und bieten verschiedene Zonen an, mit jeweils eigenem Fokus, die Lernen und Spaß haben kombinieren. So wird der Besuch garantiert ein tolles Erlebnis."