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Abschied von Altbundeskanzler Schmidt
"Helmut wird bei uns bleiben"

Ein dichter Kranz von Sonnenblumen lehnte vor dem Sarg. Darüber die deutsche Flagge mit dem Bundesadler. Unter der weiten Kuppel der Hamburger St. Michalis-Kirche hatten sich 1.800 Gäste versammelt, um Abschied zu nehmen von Helmut Schmidt. Auch Henry Kissinger, 92-jährig aus den USA angereist, hielt eine Trauerrede.

Von Axel Schröder | 23.11.2015
    Susanne Schmidt (die Tochter von Helmut Schmidt, l-r), Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sitzen beim Staatsakt für Altbundeskanzler Helmut Schmidt am 23.11.2015 in der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg.
    Susanne Schmidt (die Tochter von Helmut Schmidt, l-r), Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sitzen beim Staatsakt für Altbundeskanzler Helmut Schmidt am 23.11.2015 in der Hau (dpa / picture alliance / Georgi LicovskiGuido Bergmann)
    Gekommen waren Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel, fast das gesamte Bundeskabinett. Politische und persönliche Weggefährten wie Frankreichs ehemaliger Präsident Valerie Giscard d'Estaing und der frühere US-Außenminister Henry Kissinger. Eingerahmt wurde die Trauerfeier von Musik der Hamburger Philharmoniker. Und durch den Chor von St. Michaelis mit einem von Helmut Schmidts Lieblingsliedern, dem "Abendlied" von Mathias Claudius.
    Hauptpastor Alexander Röder hielt die Predigt und würdigte vor allem den Menschen Helmut Schmidt. Dessen Maxime sei am Ende die Achtung des Nächsten, der Mitmenschen, die Hilfe für Bedürftige, wie sie auch im Abendlied deutlich wird.
    "Es ist empfundene menschliche Nähe, die auf diese Weise ausgedrückt wird. Obwohl viele der Menschen, die ihre rauer und ihren Respekt bezeugen, Helmut Schmidt wahrscheinlich persönlich niemals begegnet sind. Er ist für sie eine Autorität. Ein Vorbild an Geradlinigkeit, Pflichtbewusstsein, Klugheit und Klarheit in seiner Haltung. Manchmal auch Kantigkeit und zugleich Bodenständigkeit."
    Rund 1800 Menschen nahmen in der Hamburger Kirche Sankt Michaelis Abschied von Helmut Schmidt
    Rund 1800 Menschen nahmen in der Hamburger Kirche Sankt Michaelis Abschied von Helmut Schmidt (picture alliance/dpa/Tobias Schwarz)
    Nach dem kirchlichen Teil der Feier würdigte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz den Ehrenbürger der Hansestadt. Scholz erinnerte an den Europäer Helmut Schmidt, an seine Verdienste für die Beziehungen zu Frankreich. Daran, dass er trotz seiner Lebensleistungen bescheiden geblieben ist, unprätentiös, der nichts dabei fand, in einem einfachen Reihenhaus in Hamburg-Langenhorn zu leben. Viel gelernt habe er, Olaf Scholz, von Helmut Schmidt. Dessen Warnungen vor kriegerischen Auseinandersetzungen müssen in Erinnerung bleiben, appellierte Olaf Scholz.
    "Nur so ließe sich verhindern, dass sich - und ich sage es in dieser Härte mit den Worten Helmut Schmidts - die 'große Scheiße des Krieges' wiederhole. Hier sprach auch der junge Wehrmachtssoldat, der selbst erleben musste, welche Verwüstungen der Krieg auf unserem Kontinent hinterlassen hat."
    Hamburgs Regierender Bürgermeister hielt die erste Rede
    Hamburg, Deutschland und die Welt, so Olaf Scholz, hätten mit Helmut Schmidt einen "Giganten" verloren. Nach seiner Rede stand Scholz lange vor dem Sarg, verbeugte sich. Henry Kissinger, 92-Jährig aus den USA angereist, hielt die zweite Trauerrede. 60 Jahre lang kannten sich die beiden und bleiben trotz tiefer Freundschaft immer beim "Sie", erzählte er ehemalige US-Außenminister. Auf "Helmut", so Kissinger, war immer Verlass.
    "Helmut wird bei uns bleiben. Perfektionistisch, launisch, stets auf der Suche, fordernd, inspirierend, immer zuverlässig!"
    Letzte Rednerin war heute Mittag Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin hob hervor, dass Helmut Schmidt vor allem eins auszeichnete: Zuverlässigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Bei der Sturmflut in Hamburg 1962, im Deutschen Herbst 1977, während der Ölkrise oder in der Frage der Nachrüstung Anfang der Achtzigerjahre.
    "Ich verneige mich in tiefem Respekt vor diesem großen Staatsmann, vor einem großen Deutschen und Europäer. Ich verneige mich vor dem Politiker, dem Bundeskanzler, dem unabhängigen Geist und Publizisten. Ich verneige mich vor einer herausragenden Persönlichkeit. Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen!"
    Nach dem Staatsakt in der Kirche wurde Helmut Schmidts Sarg aus der Michaelis-Kirche getragen. Draußen wartete eine Ehrenformation der Bundeswehr.
    Nach der militärischen Ehrung wird Helmut Schmidt Leichnam zum Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf gefahren. Vorbei an vielen tausend Menschen, die sich an der Strecke vom Altkanzler verabschieden. Helmut Schmidt wird neben seiner Frau Loki im engsten Familienkreis beigesetzt.