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Grenzübergang Rafah
Ägypten will "dauerhaft" Hilfslieferungen in den Gazastreifen ermöglichen

Ägypten ist offenbar bereit, den Grenzübergang Rafah für Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu öffnen. Die Nachrichtenagentur AFP zitiert einen Sprecher des ägyptischen Präsidenten al-Sisi mit den Worten, al-Sisi und US-Präsident Biden hätten sich auf eine dauerhafte Lieferung humanitärer Hilfe über Rafah geeinigt.

    Vor dem Grenzübergang Rafah stehen viele Lkw mit Hilfsgütern auf ägyptischer Seite.
    Vor dem Grenzübergang Rafah stehen auf ägyptischer Seite Lastwagen mit Hilfsgütern für den Gazastreifen bereit. (AFP / KHALED DESOUKI)
    Einen Zeitpunkt, wann die Lieferungen beginnen könnten, nannte er nicht. Auf ägyptischer Seite stehen seit Tagen hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern für den Gazastreifen bereit. Bisher durften sie die Grenze nicht passieren. Die Lage in dem von Israel abgeriegelten Küstenstreifen ist katastrophal. Es fehlt unter anderem an Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten.

    Israel will Lieferungen nicht länger blockieren

    Israel erklärte, man werde Hilfslieferungen in den Gazastreifen nicht länger blockieren. Voraussetzung sei allerdings, dass die Hamas nicht davon profitiere. Die militant-islamistische Palästinenserorganisation hatte Israel am 7. Oktober angegriffen und hunderte Menschen getötet.

    Laut UNO rund eine Million Menschen geflohen

    Nach UNO-Angaben sind inzwischen rund eine Million Menschen in den Süden des Gazastreifens geflohen. Israels Armee spricht von rund 600.000. Das israelische Militär hatte die Bevölkerung vor knapp einer Woche dazu aufgerufen, den Norden des Küstenstreifens in Richtung Süden zu verlassen. Der Grund dürfte eine möglicherweise bevorstehende Bodenoffensive gegen die militant-islamistische Hamas sein. Rafah liegt am Südrand der Küstenenklave, gilt als der einzige Weg, die dringend benötigte Hilfe in den Gazastreifen zu bringen.

    Griffiths: ein "sofortiger Zugang zu humanitärer Hilfe"

    UNO-Nothilfekoordinator Griffiths fand deutliche Worte. Er sagte bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen: "Was wir dringend brauchen, ist ein sofortiger, sicherer Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen." Griffiths betonte, nach dem Raketeneinschlag an einem Krankenhaus in Gaza habe sich der Druck auf das ohnehin angeschlagene Gesundheitssystem weiter erhöht.

    "Hilfe nicht so schnell wie erhofft"

    ARD-Hörfunkkorrespondentin Anne Allmeling berichtet, es scheine etwas Bewegung zu geben in der Frage der Hilfsgüter. Die Hilfe über die Grenze bei Rafah komme aber nicht so schnell wie von den Menschen im Gazastreifen erhofft. So müsse etwa noch die Straße an der Grenze repariert werden, die durch israelische Angriffe im Gazastreifen beschädigt worden sei. Ganz grundsätzlich sei bei vielen Menschen in der arabischen Welt die Wut auf Israel seit vielen Jahren auch deshalb gewachsen, weil Israel den Gazastreifen abgeriegelt habe. Diese Blockade werde Israel zum Vorwurf gemacht.
    Über die Entwicklungen im Nahen Osten halten wir Sie auch in einem Nachrichtenblog auf dem Laufenden.
    Welche Folgen eine israelische Bodenoffensive im Gazastreifen haben könnte, erfahren Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 19.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.