Samstag, 27. April 2024

Medien und AfD
AfD-Berichterstatterin: Lügen und "giftige Erzählungen" einordnen

Als in Teilen rechtsextreme Partei ist die AfD keine Partei wie jede andere. Ein Umstand, der vielen Medien in ihrer Berichterstattung Probleme bereitet. Wichtig sei, einzuordnen und zu kontextualisieren, meint Ann-Katrin Müller vom "Spiegel".

Ann-Katrin Müller im Gespräch mit Fanny Buschert | 29.06.2023
Alice Weidel, AfD-Bundesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende der AfD, gibt ein Pressestatement zu Beginn der Fraktionssitzung ihrer Partei.
Alice Weidel und die AfD stellen Medien vor grundsätzliche Fragen. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
Rechtspopulistische Parteien spielen medial nach ganz eigenen Spielregeln. Sie verbreiten gezielt Falschinformationen und testen immer wieder die Grenzen des Sagbaren aus. Ein Umstand, mit dem viele Medien hadern - und sich bei hohen Umfragewerten oder Wahlsiegen immer wieder fragen, wie man verantwortungsvoll über eine Partei wie die AfD berichten kann.
"Es ist immer wichtig, dass sich Journalistinnen und Journalisten darüber Gedanken machen, welchen Raum sie wem geben", sagt Ann-Katrin Müller im Dlf. Sie beschäftigt sich seit über vier Jahren für das Magazin "Der Spiegel" mit der AfD.

"Wichtig, über die AfD zu berichten"

"Das gilt für alle Parteien. Aber eben noch mehr bei einer demokratiefeindlichen Partei wie der AfD, die sehr pressefeindlich ist und auch sonstigen demokratischen Institutionen Schaden zufügen würde."
Einige Journalistinnen und Journalisten vertreten die Meinung, Rechtsextremen überhaupt keine Bühne zu geben sei die beste Strategie. Verschwörungsideologie-Expertin Pia Lamberty vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) sieht es allerdings anders. "Es ist absolut wichtig, über die AfD zu berichten", schreibt Lamberty auf Twitter. Allerdings sollte man dabei einige Dinge beachten – u.a. sollten Ideologien klar benannt, Fehlinformationen eingeordnet, rechte Diskursstrategien nicht befeuert und auch Click-Bait-Überschriften verzichtet werden.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Die Erzählung von der AfD-Kanzlerkandidatur

Auch "Spiegel"-Journalistin Müller findet es wichtig, über die AfD zu berichten und darüber, "was die, die die Demokratie beschädigen wollen, so machen. Die Frage ist eben: Muss man sie so behandeln, als würde sie wirklich eine erfolgreiche Kanzlerkandidatur fahren können?"
Müller spielt damit auf eine Titelgeschichte des Magazins "Stern" an. Das Medium hat ein langes Interview mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel abgedruckt und die Politikerin auch aufs Cover genommen – mit der Überschrift: "Was können Sie eigentlich außer Hass, Frau Weidel?".

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Nachdem es Kritik an dieser Titelgeschichte gegeben hatte, begründete der "Stern" das Interview u.a. mit "Ambitionen auf das Kanzleramt". Eine hypothetische AfD-Kanzlerschaft sei jedoch nur "ein Schauspiel", so Müller.

Wortlaut-Interview: problematische Artikelform

"Wir müssen sehen: Die AfD ist eine Partei, die ist mit ein bisschen über zehn Prozent in den Bundestag gekommen, gar nicht koalitionsfähig und damit auch nicht regierungsfähig - weil alle anderen Parteien sagen, wir wollen nicht mit ihr koalieren. Dafür wird sie ganz schön viel beachtet."
Dabei findet es Müller gar nicht per se schlecht, Mitglieder der AfD auf ein Magazin-Cover zu nehmen. Sie stört sich eher an der Form des Artikels über Weidel – das Wortlaut-Interview.
Das Problem daran sei, dass Wortlaut-Interviews vor der Veröffentlichung den Interviewten zur Autorisierung vorgelegt würden – ein Ablauf, der auch sinnvoll sein könne, aber: „Bei Menschen, die professionell lügen – das muss man bei der AfD so sagen – hat man eben das Problem, dass man dem wenig entgegensetzen kann, weil dann eben Aussage gegen Aussage steht.“

Müller rät: "einordnen und kontextualisieren"

Müller rät anderen Medien deshalb, Lügen und "giftige Erzählungen" einzuordnen, damit sie nicht in den Diskurs einfließen können – nicht nur bei der AfD.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

"Das würde ich übrigens auch bei allen anderen Politikerinnen und Politikern sagen. Man muss Dinge einordnen und kontextualisieren. Man muss mit ihnen sprechen, man muss gucken, wo kommt das her, wer setzt sich da in dem Machtkampf durch, was bedeutet das? Aber man muss es eben nicht in gedruckten oder online publizierten Wortlaut-Interviews tun".