
Ausgerechnet Alaska: Das war der Titel einer erfolgreichen US-Fernsehserie in den 1990er-Jahren. Im Mittelpunkt das Kleinstadtleben in Cicely, einem fiktiven Ort im 49. Bundesstaat der USA. Schrullige Typen, umgeben von viel Natur und zeitweise unerbittlicher Kälte. Sie alle hatte das Schicksal ausgerechnet in Alaska zusammengeführt.
Nun gerät die unwirtliche, aber von vielen Bodenschätzen gesegnete Region aus anderen Gründen in den Blick: US-Präsident Trump und der russische Präsident Putin treffen sich dort, um über die Zukunft der Ukraine zu verhandeln. Der Ort des Gipfels ist voller Geschichte und Symbolik, weil Alaska einst den Russen gehörte. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie kamen die Russen nach Alaska?
Der Däne Vitus Bering entdeckte im 18. Jahrhundert auf einer Expedition im Auftrag des Zarenreichs die Meerenge zwischen Asien und Amerika, die später nach ihm benannte Beringstraße. So kam er nach Alaska: 1741 beanspruchte Bering das Gebiet für den Zaren. Russen siedelten zunächst auf der Insel Kodiak, um Robben zu jagen und ihr Fell zu verkaufen. Zar Paul I. gründete 1799 eine Handelskompanie, die den Pelzhandel ohne Rücksicht auf die Ureinwohner organisierte.

Warum verkaufte Russland Alaska an die USA?
Die übermäßige Jagd ließ die Bestände von Robben und Seeottern schrumpfen, die Wirtschaft der russischen Siedler in Alaska brach zusammen. Ohnehin waren nicht viele Russen dort – wohl weniger als Tausend. Zugleich war die Kolonie weit weg und schwer zu verteidigen, vor allem gegen die Briten, die in unmittelbarer Nachbarschaft Kolonien im heutigen Kanada hatten.
In St. Petersburg gab es das Gefühl, dass in Russisch-Amerika nicht viel zu holen war. 1867 verkaufte Russland das Gebiet für 7,2 Millionen Dollar an Washington - viel zu viel Geld für das unwirtliche, abgelegene Gebiet, kritisierten damals viele. Andererseits: Umgerechnet waren das nur knapp fünf Dollar pro Quadratkilometer - angesichts der dann später entdeckten Rohstoffvorkommen eher ein echtes Schnäppchen.
Gibt es in Alaska noch Hinweise, dass das Gebiet einst russisch war?
Ja. Es waren nie viele Russen in Alaska und sie waren auch nur ein paar Jahrzehnte dort. Doch bis heute gibt es in Alaska russisch-orthodoxe Kirchen mit aktiven Gemeinden, Folkloregruppen und Restaurants, die russische Gerichte servieren. Unter anderem auch diese Spuren ermuntern in Moskau nun Hardliner, den ehemaligen Verkauf Alaskas an die USA in Frage zu stellen.
So stehe beim Trump-Putin-Gipfel als Thema nicht nur die russisch-ukrainische Grenze, sondern insgesamt die Beständigkeit von territorialen Grenzen im Raum, meint die Amerikanistin Heike Paul. In der amerikanischen Öffentlichkeit wird gewitzelt, dass sich Trump nicht nur bei der Ukraine-Frage von Putin über den Tisch ziehen lassen könnte – und der russische Präsident bei dem Treffen auch Alaska zurückbekommt.
Ist Alaska für Putin ein guter Ort für ein Treffen mit Trump?
In jedem Fall. Alaska ist nicht weit von Russland entfernt. Die Russen "sind unsere Nachbarn von gegenüber", sagte die damalige Gouverneurin des Bundesstaates Sarah Palin 2008. Tatsächlich liegen sich in der Beringstraße zwei Inseln gegenüber: Die große Diomedes-Insel im Westen gehört zu Russland, die kleine Diomedes-Insel, auf der ein paar Dutzend Leute leben, zu den USA. Sie sind weniger als vier Kilometer voneinander entfernt.
Es gibt viel US-Militär in Alaska, das macht es leichter, ein Hochsicherheitstreffen abzuhalten. Es gibt nur wenige Straßen, die sich gut absperren lassen, und auch nur wenige Menschen. Protestaktionen sind schwierig. Putin muss zudem nicht über andere Länder fliegen, zumal es einen internationalen Haftbefehl gegen ihn gibt, der in den USA allerdings keine Wirkung hat, weil die Vereinigten Staaten den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag nicht anerkennen.
Putin kommt also gefahrlos und schnell nach Alaska - und er ist im Zweifel auch schnell wieder weg. Der Besuch in den USA ist für ihn ein diplomatischer Erfolg – egal, ob das Treffen Ergebnisse bringt oder nicht.
Wo treffen sich Trump und Putin genau?
Trump und Putin treffen sich auf dem US-Militärstützpunkt Elmendorf-Richardson in Anchorage. Dessen Geschichte reicht bis in den Zweiten Weltkrieg zurück: 1940 wurden dort erstmals Angehörige der Luftwaffe stationiert. Im Kalten Krieg hatte die Basis im Süden Alaskas aufgrund ihrer Lage besondere Bedeutung.
Seit 2010 vereint sie die US-Luftwaffenbasis Elmendorf und den Armeestützpunkt Fort Richardson. Insgesamt sind dort gut 30.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Die Militärbasis werde die beiden Staatsmänner an „die übelste Phase des Kalten Krieges“ erinnern, sagt die Amerikanistin Heike Paul: „Und den wollen sie ja wahrscheinlich nicht unbedingt wieder aufführen.“
ahe