
Keine Frage, dieses Treffen war keine Niederlage, und erst recht keine Wiederholung des desaströsen Selenskyj-Besuchs im Februar. Nur drei Tage nach Trumps rotem Teppichempfang für Freund Wladimir in Alaska haben die Ukraine und ihre europäischen Unterstützer den US-Präsidenten ein Stückchen weit eingenordet: Weg von der Wiederholung von Russlands Maximalforderungen, weg vom zunehmenden Druck auf Präsident Selenskyj, Moskaus Ansprüchen auf ukrainisches Land nachzugeben, weg vom Popanz der angegriffenen Ukraine als dem Hindernis auf dem Weg zu einem Frieden.
Das geschlossene Auftreten Europas hat Eindruck hinterlassen
Das ist der wichtigste Erfolg von Washington. Selenskyj und die anderen Europäer präsentierten orchestriert, geschlossen und in Trump-gefälligem Tonfall ihre Sicherheitsbedenken und -bedürfnisse.
Der US-Präsident war beeindruckt – für den Moment. Die Europäer wissen inzwischen, dass viele von Trumps Positionen eine Halbwertzeit haben, die wahrscheinlich nicht einmal der US-Präsident vorhersagen kann. Sie wissen: An Trump muss man dranbleiben.
Trump lehnt weiterhin Sanktionen als Druckmittel gegen Putin ab
In Washington haben sie gekämpft – manchmal vergeblich. Eigentlich hatte Trump Putin eine Waffenruhe als Vorbedingung für Friedensgespräche abringen wollen, mit der Drohung von Konsequenzen. Aber seit Putins "Njet" will Trump von einer Feuerpause nichts mehr wissen. Und dabei wird es bleiben.
Wie auch bei Trumps Unwillen, dem russischen Präsidenten mit Sanktionen verhandlungsbereiter zu machen. Die Sicherheitsgarantien für die Ukraine werden niemals "fast so gut" sein wie Beistandsartikel 5 der NATO, wie es Trumps Sonderberater Witkoff behauptet hat.
Der US-Präsident hat am Montag zugesagt, dass die USA involviert sein werden beim Schutz der Ukraine. Sehr viel unkonkreter geht es nicht. Aber vor dem Hintergrund, dass Trump sein Land am liebsten schon gestern komplett aus jeder Verpflichtung für die Ukraine herausgelöst hätte, ist jegliche Art von Einbindung der USA ein guter Schritt.
Der Ukraine könnte auch helfen, dass in Trumps russlandfreundlicher Umgebung jetzt Marco Rubio ein Konzept für die Sicherheitsgarantien ausarbeiten soll. Der Außenminister ist in seinem Politikerleben anders als Immobilienmilliardär und Sonderberater Witkoff Präsident Putin noch nie auf den Leim gegangen.
Europa lernt gerade, mit Trump umzugehen
Präsident Selenskyj und seine europäischen Unterstützer haben bei ihrem Spontantermin bei Trump keinen großen Erfolg errungen, sie haben das herausgeholt, was möglich war. Bezahlt machen sich dabei die Milliarden, die NATO-Länder wie Deutschland jetzt endlich in die eigene Sicherheit investieren. Das verschafft ihnen Trumps Respekt.
Es ändert zwar nichts an Trumps Default-Modus, der Bewunderung für Diktatoren wie Wladimir Putin. In diese Standard-Einstellung wird er immer wieder zurückfallen. Aber die Europäer lernen, wie sie damit umgehen müssen.