Freitag, 29. März 2024

Archiv

Annäherung zwischen USA und Kuba
Unruhe in Little Havanna

Im Stadtteil Little Havanna in Miami leben viele Exil-Kubaner. In der Frage, wie sie zur Entspannungspolitik von US-Präsident Obama gegenüber ihrem Heimatland stehen, sind sie gespalten: Für die einen behandelt Obama die herrschenden Castros viel zu freundlich, die anderen danken ihm die vielen kleinen Modernisierungen. Gemeinsam ist ihnen die Liebe zu ihrem Land.

Von Mareike Aden | 06.09.2016
    Ein altes kubanisches Taxi mit einer aufgesteckten USA-Fahne.
    Wie viel Annäherung wollen die Kubaner? Ein altes kubanisches Taxi mit einer aufgesteckten USA-Fahne (picture alliance / dpa / Rolando Pujol)
    Espresso ohne Milch und ohne Zucker - der 72 Jahre alte Eduardo Perez Bengochea bestellt im kubanischen Restaurant "Versailles" in Miami. Er hat fast sein ganzes Leben im Exil verbracht: Seine Heimat Kuba musste Bengochea verlassen als er 17 war – knapp zwei Jahre nach der Revolution durch Fidel Castro 1959. Er hatte in der Schule eine Rede gehalten, die nicht linientreu war.
    "Ich ging also nach Miami: Ich putzte Toiletten und Fußböden. Wenig später meldete ich mich für die Invasion der Schweinebucht, um Castro zu stürzen – ich war 17, behauptete aber, ich sei 18. Ich überlebte und wurde auch nicht gefangen genommen. Seitdem kämpfe ich weiter für Freiheit und Wohlstand für das kubanische Volk."
    Keinen Fuß mehr nach Kuba gesetzt
    Die Invasion im April 1961, bei der die CIA Exilkubaner in den Kampf gegen Castro schickte, scheiterte. Seither hat Bengochea keinen Fuß mehr nach Kuba gesetzt. In den USA wurde Bengochea ein sehr wohlhabender Geschäftsmann. Er gründete eine Stiftung, die humanitäre Hilfe in Kuba leistet. Immer wieder holt er Aktivisten der kubanischen Opposition in die USA, damit sie hier medizinisch behandelt werden können. Er vermutet, dass ihm deshalb immer wieder ein Visum verweigert wird, zuletzt im Februar 2016.
    "Ich bat um eine Einreise-Erlaubnis als Papst Franziskus Kuba besuchte: Die kubanische Botschaft hat das abgelehnt. Es gibt aber auch Exilkubaner, die sterben wollen, ohne je wieder in Kuba gewesen zu sein. Kubaner tragen ihr Land im Herzen. Kubaner im Exil sind voll von Nostalgie."
    35 Prozent der Menschen in Miami haben kubanische Wurzeln
    Wohl deshalb ist das Restaurant Versailles auch bei Exil-Kubanern immer noch so beliebt. Kronleuchter, Wandspiegel und weiße Tischdecken beschwören alte Zeiten herauf. Das Versailles liegt an der Achten Straße, der Calle Ocho, wie sie alle auf Spanisch nennen. Gerade in den ersten 15 Jahren nach der Revolution ließen sich viele Exil-Kubaner hier nieder – der Stadtteil heißt sogar offiziell Little Havanna. Es gibt ein Denkmal hier für die Opfer der gescheiterten Schweinebucht-Invasion. In einem Park spielen ältere Menschen Domino, genau wie es ihre Altersgenossen auf Kuba tun.
    Miami wurde vor allem wegen der geografischen Nähe und des ähnlichen Klimas zum Zentrum der kubanischen Exilgemeinde in den USA. Etwa 35 Prozent der Menschen im Großraum Miami haben kubanische Wurzeln. Und so wird über Amerikas neue Beziehungen zu Kuba, die Barack Obama seit 2014 einleitete, hier besonders angeregt diskutiert. Exportbeschränkungen in den Bereichen Landwirtschaft, Telekommunikation oder öffentlicher Nahverkehr wurden gelockert. Exilkubaner dürfen jetzt unbegrenzt Geld an Verwandte auf der Insel überweisen und das Reisen wurde vereinfacht. Die USA strichen Kuba von ihrer Liste der Terrorstaaten. Eduardo Bengochea sagt: Es war einen Versuch wert.
    US-Präsident Barack Obama steht vor einer kubanischen und einer US-Flagge.
    An ihm scheiden sich die exil-kubanischen Geister: Barack Obama besuchte als erste US-Präsident seit 88 Jahren den Inselstaat. (afp/ Nicholas Kamm)
    "Die meisten von uns waren ungläubig und sagten: Es wird nicht funktionieren. Aber andere wollten Wandel, nachdem die bisherige Politik auch nicht geklappt hatte. Es war mutig von Obama."
    Exil-Kubaner sind in Sachen Annäherung gespalten
    Zumal die Gräben tief sind: Vereinzelte gewaltbereite, paramilitärische Gruppen von Exilkubanern aus dem Großraum Miami versuchten, über die Jahrzehnte nicht nur Castro und seine Diplomaten zu ermorden. Sie schüchterten auch moderate Exilkubaner in Miami ein. Laut Umfragen befürwortet eine Mehrheit der US-Amerikaner die Annäherung. Doch jene mit kubanischen Wurzeln sind gespalten, gerade in Miami. Umfragen zeigen eine Tendenz: Diejenigen, die Kuba vor 1980 verließen, stehen der Normalisierung der Beziehungen eher skeptisch gegenüber. Wer später kam oder in den USA geboren wurde, befürwortet sie eher. Ende 2015 stellte ein privates Umfrageinstitut in Miami, das seit Jahren Umfragen zur Kuba-Politik durchführt, erstmals eine knappe Mehrheit für ein Ende des Embargos fest. Obamas Kuba-Besuch ging den meisten jedoch zu weit, so das Ergebnis der gleichen Studie. Geschäftsmann Bengochea hält Obamas Kuba-Politik inzwischen für gescheitert.
    "Obama war unerfahren, er wusste nicht was für ein Hundesohn und Verräter Castro ist. Er dachte, die Castros würden sich ebenfalls anständig verhalten, wenn die USA sie gut behandeln. Tatsächlich hat Obama geholfen ihr Regime zu finanzieren. Die Castros glauben sie müssen Menschenrechte nicht respektieren. Jetzt gibt es sogar noch mehr Verstöße als früher – und das ist nicht akzeptabel."
    Kritik an Kuba von Human Rights Watch
    Im Zuge der Normalisierung der Beziehungen entließ die kubanische Regierung mehr als 50 politische Gefangene. Die Organisation Human Rights Watch kritisiert in ihrem Jahresbericht 2015, dass Andersdenkende jetzt vermehrt mit kurzzeitigem Arrest unter Druck gesetzt werden. Im August protestierte der prominente Dissident Guillermo Farina mit einem mehrwöchigen Hungerstreik – nachdem er wiederholt von Polizisten geschlagen wurde. Jene Exilkubaner, die sich an diesem Abend im noblen "Biltmore"-Hotel in Coral Gables bei Miami versammelt haben, betrachten die Dissidenten auf Kuba als Helden. Etwa 700 Menschen sind gekommen, es fehlen Stühle. Auf der Bühne spricht Anwalt Marcell Felipe. Er war lange Mitglied des Cuban Liberty Council in Miami – bekannt als Hardliner-Organisation.
    "Fidel Castro ist für uns eine andere Version von Hitler. Wir wollen damit nicht das Leid der Juden kleinreden. Aber er ist derjenige, der unsere Brüder und Schwestern, unsere Verwandten umgebracht hat. Abneigung ist das eine, das Gefühl anhaltender Ungerechtigkeit das andere. Es ist so, als ob der Mörder deiner Familie nicht nur frei herumläuft, sondern von manchen auch noch gefeiert wird."
    Aktivisten-Ziel: mit einer Stimme sprechen
    Felipe flüchtete 1982 mit seinen Eltern aus Kuba – er war damals 10 Jahre alt. Sein Vater wollte nicht, dass seine Kinder in einem kommunistischen System aufwachsen. Heute führt Felipe eine angesehene Kanzlei in Miami. An diesem Abend gründet er die politische Stiftung "Inspire America". Sein Ziel: Miamis Exilkubaner sollen mit einer politischen Stimme sprechen. Felipe will kubanische Oppositionsaktivisten unterstützen und Demokratie in Lateinamerika vorantreiben. Vor allem soll seine Stiftung ein Gegengewicht zu Obamas Entspannungspolitik sein.
    "Wir werden diese Politik weiter bekämpfen. Es ist keine gute Politik. Die meisten kubanischen Oppositionsaktivisten unterstützen sie nicht. Durch diesen Kurs kommen die Castros nun an Geld – vor allem Raul Castro muss sich die Loyalität seiner Leute erkaufen, weil er nicht die gleiche Autorität hat wie sein Bruder. Das ist leider unsere Situation. Aber wir werden kämpfen – da wo es zählt, in den Straßen von Havanna und in allen Städten Kubas."
    Castro sitzt neben zwei anderen Teilnehmern an einem Tisch, hält seine Brille in der Hand und lächelt.
    "Muss sich die Loyalität seiner Leute erkaufen": der kubanische Präsident Raul Castro (DPA / EPA / MATT CAMPBELL)
    Und in Washington: Allein in diesem Jahr will Inspire America eine Million US-Dollar ausgeben um eine harte Linie gegen die Castros zu propagieren. Felipe setzt vor allem auf den US-Kongress. Nur der kann das seit Jahrzehnten bestehende Embargo aus Handels-, und Finanzbeschränkungen vollständig aufheben – wie Obama es bei seinem Kuba-Besuch im März gefordert hatte.
    "Natürlich sind wir sehr besorgt, dass das Embargo aufgeweicht ist, aber es kann nicht ohne Weiteres ganz aufgehoben werden. Sehr einflussreiche Kongressmitglieder beider Parteien kämpfen für das Embargo auch gegenüber ihrer eigenen Parteiführung. Und sie werden uns immer wieder unterstützen."
    Großzügige Zuwendungen
    Am Ende der Veranstaltung bekommt Felipe von seinen Unterstützern immer wieder Umschläge zugesteckt. Wie großzügig die Zuwendungen sind, bleibt sein Geheimnis. Dann spielt ein bekannter kubanischer Exil-Musiker – viele haben Tränen in den Augen. Ihre Heimat, Kuba, nur ein paar hundert Kilometer entfernt, ist an diesem Abend wieder einmal unerreichbar. Denn die meisten, die Kuba früh verlassen haben, weigern sich aus Prinzip, ihre Heimat zu besuchen. Sie verurteilen jene, die das regelmäßig tun als prinzipienlos.
    In einer Kanzlei nördlich von Miami sitzt wiederum ein Anwalt mit einem ganz anderen Ziel: Er setzt sich dafür ein, dass möglichst viele junge Amerikaner kubanischer Herkunft die Insel besuchen. Andrew Jimenez ist Mitte Dreißig und zu seinen kubanischen Wurzeln hat er erst als junger Erwachsener nach einem Besuch auf Kuba gefunden.
    Anfang 2016 hat er mit drei Gleichgesinnten, deren Eltern ebenfalls Exil-Kubaner sind, die Stiftung CubaOne gegründet – für das offizielle Gründungstreffen wählten sie das Versailles-Restaurant. CubaOne organisiert Bildungsreisen nach Kuba für junge Amerikaner mit kubanischen Wurzeln.
    "Die Nachfrage war riesig, weit größer als wir erwartet hatten. US-kubanische Jugendliche aus dem ganzen Land meldeten sich, Leute aus Kalifornien, New York, dem Mittleren Westen, aus Miami… Sie spürten diese tiefe Verbundenheit und wollten mehr über ihre kulturellen Wurzeln erfahren. Diese Idee einer Reise, bei der man wirklich mit Kubanern von der Insel Kontakt hat – da wollten sie einfach dabei sein."
    "Wir müssen Kuba sehen, fühlen, riechen, schmecken"
    Gleich für die erste Reise im Juni gingen 1.200 Bewerbungen ein.
    "Wir können doch nicht ewig so weiter machen. Wir sind eine andere Generation. Wir sollten versuchen zu verstehen und Kuba zu erleben wie es wirklich ist. Wir müssen vor Ort sein: Kuba sehen, fühlen, riechen, schmecken. Und dann wird das Land viel mehr sein, als nur das schwarz-weiße Familienfoto, das seit Jahrzehnten an der Wand hängt."
    Ohne Obamas Kuba-Politik würde es CubaOne nicht geben. Um politische Irritationen zu vermeiden, haben die Gründer von Beginn an Behörden auf beiden Seiten einbezogen. Auf den Reisen treffen die amerikanischen Teilnehmer Kubaner mit ähnlichen Interessen oder Berufen. Finanziert werden die Aufenthalte über private Spenden. Andrew Jimenez sagt, CubaOne wolle Narben der Vergangenheit nicht ignorieren, aber versuchen zumindest ein wenig zu versöhnen. Leiten lassen sie sich dabei vom Gedicht des berühmten kubanischen Dichters José Martì.
    "‘Ich züchte eine weiße Rose heran‘ – das steht für das Angebot von Freundschaft, sogar im Angesicht von Aggression und Misshandlung. Für US-Kubaner sind Aggression und Misshandlung Teil der Geschichte. Aber wir wollen dem kubanischen Volk unsere Freundschaft anbieten. Es geht, darum zueinander zu finden. Wir müssen eine Beziehung aufbauen als kubanische Gemeinschaft – das ist es, was wir miteinander teilen."
    Die kubanische Großmutter zum ersten Mal getroffen
    Lissette Calveiro war bei der ersten Reise im Juni dabei. Sie ist in ihren Zwanzigern und sitzt in einer Café-Bar in Miami Downtown. Sie hat die Fotos ihrer Kubareise auf dem Handy: Eines zeigt sie Arm in Arm mit ihrer kubanischen Großmutter. Auf der Reise hat sie sie das erste Mal in ihrem Leben getroffen. Lissette Calveiros Vater hat Kuba als junger Mann aus politischen Gründen verlassen.
    "Als er erfuhr, dass ich nach Kuba fahre, war mein Vater sehr aufgeregt. Er hatte Tränen in den Augen. Die beiden waren sich nie nah, aber ihm war bewusst, was das Treffen mit seiner Mutter mir bedeutet und dass auch er und ich einander näher kommen würden."
    Lissette Calveiro wuchs auf umgeben von kubanischen Oppositionsmedien, die ihr Vater hörte und las. Als sie Kuba besuchte, sah sie kleine Fortschritte, die sie vor allem auf Obamas Entspannungspolitik zurückführt: Etwa, dass mehr und mehr Kubaner Internetzugang haben, dass es einen Videostreaming-Dienst gibt. Und sie war beeindruckt davon, wie enthusiastisch viele Kubaner die eingeschränkten Möglichkeiten als Klein-Unternehmer nutzen.
    "Als ich wieder kam und erzählte, was ich gesehen hatte, war mein Vater sehr skeptisch und sagte: Es ist nicht immer alles wie es scheint in Kuba. Er ist sehr konservativ. Er traut den Fortschritten auf Kuba nicht. Wir diskutieren da bis heute drüber."
    Einfluss auf Obamas Entscheidungen
    Sie hatte in Bezug auf die Annäherung zwischen Havanna und Washington zunächst die Skepsis ihres Vaters übernommen.
    "Ich glaube viele haben das Gefühl, dass sie in diesem Normalisierungs-Prozess keine Stimme haben. Ich war auch erst skeptisch, weil ich kaum US-Kubaner sah, die sich dafür einsetzten. Jetzt wo ich mich intensiv damit beschäftigt habe, weiß ich, dass in der Gesellschaft und der Politik viele US-Kubaner Einfluss auf Obamas Entscheidungen nehmen. Und jetzt fühle ich mich wohler mit dieser Politik."
    Andrew Otazo kann Bedenken, dass Obama sich über die Interessen von US-Kubanern hinwegsetze, nicht nachvollziehen. Otazo ist Direktor der Cuba Study Group. Im Jahr 2000 hat sich diese Gruppe aus Geschäftsleuten und Akademikern mit kubanischen Wurzeln zusammengeschlossen, um die Beziehungen zwischen den USA und Kuba zu verbessern und für ein Ende des Embargos zu werben. Sie seien nur eine von vielen Gruppen, die zu dem Thema in Kontakt mit Obama, dem Weißen Haus oder dem Außenministerium stünden, sagt Otazo.
    "Er hört der kubanischen Gemeinschaft in den USA ohne wenn und aber zu. Vor seinem Besuch in Havanna und seiner Rede dort, wurde er von Kubanern beraten, was – bzw vor allem WIE er etwas sagen sollte, um kulturelle Feinheiten zu beachten. Er hört zu. Er setzt nicht die Ansichten der Hardliner um, aber es gibt auf jeden Fall einen entsprechenden Austausch."
    "Kuba spielt keine große Rolle bei dieser US-Wahl"
    Otazo sitzt auf der Terrasse des Perez Art Museums – mit Blick auf eine Highway-Brücke, die über eine Meerenge nach Miami Beach führt. Das Museum für Moderne Kunst wird zu großen Teilen von einem wohlhabenden Exil-Kubaner finanziert – ein Ort, der zeige wie sehr seine Heimatstadt Miami profitiert habe von den kubanischen Einwanderern, sagt Otazo. Er ist optimistisch, dass es weder unter Hillary Clinton noch unter Donald Trump wesentliche Rückschritte in der jetzigen US-Politik gegenüber Kuba geben würde.
    Donald Trump bei einer Wahlkampfrede in Arizona
    "Er hat nicht viel gesagt zu Kuba": Manche Exil-Kubaner bewerten Donald Trumps Kuba-Haltung ähnlich harmlos wie die Hillary Clintons. (dpa / picture alliance / Gary Williams )
    "Trump hat nicht viel gesagt zu Kuba – nur, dass er mehr oder weniger einverstanden ist mit der Aufnahme von Beziehungen. Und dass er einen besseren Deal gemacht hätte. Und Hillary Clinton sagt, sie würde die Bemühungen der Obama-Administration fortsetzen, aber sie hat kaum Details erwähnt. Kuba spielt keine große Rolle bei dieser Wahl."
    Viele der älteren Exil-Kubaner sind treue Republikaner, weil sie die Demokratische Partei als zu links ablehnen. Vor allem aber können sie den Demokraten nicht verzeihen, dass John F. Kennedy die Kämpfenden Exilkubaner in der Schweinbucht sich selbst überließ und keine ausreichende Unterstützung aus der Luft schickte.
    Erste Linienflug nach Kuba seit mehr als 50 Jahren
    Mehr als 55 Jahre nach der gescheiterten Invasion wird am Flughafen von Fort Lauderdale, nördlich von Miami, nun doch ein Flugzeug abheben. Aber in vollkommen anderer Mission. Dutzende Kameras und Fotoapparate sind auf Gate 10 gerichtet. Gleich soll der erste Linienflug aus den USA nach Kuba seit mehr als 50 Jahren starten – bisher gab es nur Charterflüge. Während Vertreter von Fluggesellschaft und Flughafen von einem historischen Moment sprechen, halten sich die Piloten im Hintergrund. Beide haben kubanische Wurzeln. Der Erste Offizier Francisco Barreras ist 54 Jahre alt.
    "Ich war noch nie Teil von etwas so Unglaublichem. Mein Vater hat Kuba im August 1961 verlassen – mit einem der letzten Flüge. Und ich steuere jetzt den ersten Flug nach Kuba. Für meine Familie hat sich der Kreis geschlossen."
    Vor Klischees scheut die Fluglinie nicht zurück: Eine Torte in Form einer Box mit Zigarren steht bereit und das Boarding beginnt zu den Klängen vom Buena Vista Social Club. Francisco Barreras würde sich freuen, wenn alle diesen Tag als etwas Positives sehen würden.
    "Lasst den Wandel geschehen. Dies ist gut für die Menschen auf Kuba und für Amerikaner mit kubanischer Herkunft. Endlich können wir einfacher nach Kuba reisen, um Familie zu besuchen, dort wo unsere Wurzeln sind. Dies sind aufregende Zeiten, auch für Amerikaner. Endlich können wir die Schönheit dieser Insel entdecken. Lasst es einfach geschehen."
    Eine knappe Stunde später soll der Flug im kubanischen Santa Clara landen – ausgerechnet in jener Stadt, in der sich das Grabmal von Revolutionsheld Ché Guevara befindet. Für Flüge in die Hauptstadt Havanna haben die kubanischen Behörden noch keine Erlaubnis erteilt…