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Anschlag in Barcelona
Camp Nou war offenbar das Ziel

Ein Jahr nach dem Terroranschlag gedenkt man in Barcelona den Opfern des Anschlags vom 17. August 2017. Ein Attentäter tötet mit einem Lieferwagen auf der Flaniermeile Ramblas 14 Menschen. Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass der Anschlag dem Stadion Camp Nou galt.

Von Julia Macher | 17.08.2018
    Das vollbesetzte Stadion Camp Nou in Barcelona.
    Das Attentat von Barcelona vor einem Jahr galt dem Stadion Camp Nou. (imago sportfotodienst)
    Es hätte auch in einer Katastrophe münden können. Denn laut polizeilichen Ermittlungen plante die zwölfköpfige Terrorzelle aus Ripoll an diesen Tag eine Anschlagsserie in Barcelona, mit dem Camp Nou als einem der Hauptziele. Darauf deuten sowohl die Suchanfragen nach Bildern, Öffnungszeiten, Anfahrt und Parkmöglichkeiten am Stadion hin, gefunden im Handy eines der getöteten Attentäter sowie handschrifliche Notizen.
    Der mutmaßliche Kopf der Terrorzelle hatte den Entwurf seines Bekennerschreibens mit dem 20. August 2017 datiert, dem Tag des in der Mittelmeermetropole stattfindenden Auftaktspiels der spanischen Liga. In einer fußballbegeisterten Stadt wie Barcelona könne das unmöglich ein Zufall sein, glaubt die Polizei.
    Camp Nou als globales Symbol
    Der Meinung ist auch Antonio Baquero, Djihadismus-Experte der katalanischen Tageszeitung El Periodico: "Das Camp Nou ist das perfekte Anschlagsziel für Terroristen. Es ist ein sogenanntes weiches Ziel, weil es dort viele unbewaffnete Zivilisten, also viele potenzielle Opfer gibt. Außerdem sind der FC Barcelona und das Camp Nou sind wohl die großen Aushängeschilder der Stadt: Globale Symbole, die man auf der ganzen Welt kennt."
    Offensichtlich wollten die Attentäter ähnlich vorgehen wie bei der Anschlagsserie im November 2015 in Paris. Damals versuchten drei Männer nach Spielbeginn mit Sprengstoffgürteln- und Westen vergeblich ins Innere des Stade de France zu gelangen und sprengten sich schließlich in Stadionnähe ins Luft.
    FC Barcelona äußert sich nicht
    Die Terrorzelle von Ripoll wollte wohl einen mit Sprengstoff und Gasflaschen gefüllten Lieferwagen oder einen Selbstmordattentäter mit Sprengstoffweste an einem der neun Eingangsbereiche positionieren, vor der Sicherheitskontrolle. Unter den meist in Gruppen hereinströmenden Culés hätte das verheerenden Schaden anrichten können.
    Den Sprengstoff hatten die Attentäter in ihrem Bombenlabor selbst fabriziert. Aus billig im Supermarkt erhältlichem Aceton und Wasserstoffperoxid hatten sie 200 Kilogramm TATP fabriziert, soviel wie noch keine europäische Djihadistenzelle zuvor.
    Doch dann explodierte das Sprengstofflager, die Terroristen änderten ihre Pläne und entschlossen sich zu impromvisierten Angriffen mit Mietautos. Der Fußballclub hat sich zu der Ermittlungsergebnissen nicht geäußert. Sicherheitsfragen seien allein Sache der katalanischen Polizei, heißt es vom FC Barcelona.