Susanne Kuhlmann: In 40 Jahren könnten rund drei Viertel der weltweit benötigten Energie aus alternativen Quellen stammen - beste Bedingungen für Produktion und Einsatz von Solarenergie, Wind und Wasserkraft einmal vorausgesetzt. Der Weltklimarat IPCC präsentiert in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten heute Mittag seinen 900 Seiten starken Abschlussbericht zur Konferenz über erneuerbare Energien und Klimaschutz. Nun weiß niemand, wie die Welt im Jahr 2050 aussehen wird, aber man kann sich verschiedene Szenarien ausmalen. Und genau das haben die Autoren getan. Es geht um Energieeffizienz, Kosten für erneuerbare Energien und nicht zuletzt um Klimaschutz. In Abu Dhabi erreichten wir Dr. Stephan Singer, den Energieexperten des World Wide Fund for Nature, WWF, guten Tag, Herr Singer!
Stephan Singer: Guten Morgen nach Deutschland!
Kuhlmann: Herr Singer, was ist das Besondere am IPCC-Bericht, an dem sich ja weit mehr als hundert Forscher beteiligt haben?
Singer: Das besonders Herausstechende an diesem Bericht ist, dass er von der UN, von den Regierungen dieser Welt, verabschiedet worden ist. Also es ist weitaus mehr als nur ein theoretischer Report über die Potenziale über erneuerbare Energien zwischen jetzt und 2050. Zweitens, es gab noch nie einen solch umfangreichen Bericht, der in solcher Detailfülle die unterschiedlichen Vorteile, aber auch teilweise Nachteile von erneuerbaren Energien - ich möchte hier nur Groß-Wasserkraft oder Biokraftstoffe nennen - detailliert wissenschaftlich untersuchen lässt. Um noch mal zu betonen: Es geht nicht um ein paar Wissenschaftler, das Ganze ist mittlerweile sanktioniert von allen Regierungen dieser Welt, die diesen Bericht hier vor ungefähr einer Stunde offiziell im Plenum verabschiedet haben. Er bedeutet zukünftige Investitionssicherheit für erneuerbare Energien. Er bedeutet einen Push, einen Ansporn für Investoren, vermehrt in erneuerbare Energien zu investieren, und den Trend, den wir bereits beobachtet haben - nicht nur in Deutschland, aber auch in China, Indien, Vereinigten Staaten, anderen Ländern -, zu erneuerbaren Energien beschleunigt fortzusetzen. Es ist ein Riesenerfolg, ein Meilenstein auf dem Weg zu letztendlich 100 Prozent erneuerbaren Energien im Jahre 2050. Ein Ziel, für das der WWF weltweit steht.
Kuhlmann: Der WWF, also Ihre Organisation, hat ja Anfang des Jahres seine Version von einer Energieversorgung aus regenerativen Quellen vorgelegt, und auch hier spielt das Jahr 2050 eine Rolle. Der WWF-Bericht kam offenbar zu spät, um noch in diese Studie des Weltklimarats aufgenommen zu werden. Was unterscheidet Ihren Bericht denn von dem des IPCC?
Singer: Ganz einfach, der WWF hat natürlich einen Bericht erstellen lassen von einer globalen Beratungsgesellschaft, Ecofys, eine wissenschaftliche Gemeinschaft von Forschern, die mal ausgerechnet haben, wie können wir unter Einbeziehung auch von ganz starker Energieeffizienz - und das ist ganz wichtig als Grundlage - zu 100 Prozent nachhaltigen erneuerbaren Energien kommen im Jahre 2050? Das heißt, unsere Studien ist sehr stark von vielen geprägt. Wir wollten dort hin, haben untersucht, was ist notwendig an Politiken, an Maßnahmen, an Standards, an Finanzen und so weiter und so fort. Während der Weltklimarat im Prinzip ja nicht unbedingt politikbestimmend sein darf, sondern nur politikberatend sein muss. Das ist einfach ein Teil der Konstitution vom Weltklimarat, von der UN. In dem Zusammenhang ist es schon durchaus nicht nur erwähnenswert, sondern positiv überraschend, dass der Weltklimarat so weit gegangen ist, dass bis zu drei Viertel der Weltenergieversorgung mit erneuerbaren Energien bis zum Jahre 2050 gemacht werden können. Wenn wir jetzt schon sagen, im Jahre 2010 basieren auf diesem Konsensusdokument mit allen Ländern - das sind ja hier nicht nur grüne Länder, die verhandelt haben, wie die Deutschen oder die Chinesen oder die Inder oder teilweise die Holländer, es sind ja auch die Saudis dabei, die OPEC-Länder, Länder, die nicht unbedingt die grünen, erneuerbaren Energien sozusagen als ihr Hobby neu entdeckt haben. Dass die dem zugestimmt haben, dass das eine reale Option ist, ist schon extrem wichtig. Wir teilen mit dem IPCC - und da hat der IPCC sicherlich mehr Arbeit gemacht als wir - die grundlegenden Analysen über die Vorteile von erneuerbaren Energien, die weitaus jenseits nur von den Klimaschutzvorteilen liegen. Die Vorteile von erneuerbaren Energien, Energiesicherheit herzustellen, Energiesicherheit bereitzustellen, weil ein Großteil der erneuerbaren Energien eben global verfügbar ist, und nicht nur in einzelnen Ländern wie zum Beispiel fossile Brennstoffe, der Beitrag der erneuerbaren Energien zur Versorgungssicherheit in ländlichen Regionen, der Beitrag zu erneuerbaren Energien, um auch Gesundheitsvorsorge zu betreiben, weil wir auch die konventionellen Verschmutzungen haben, und nicht zuletzt die Belastung durch hohe Ölpreise und Gaspreise in der Zukunft. Also das hat der IPCC-Bericht hervorragend dargestellt.
Kuhlmann: Herr Singer, ganz kurz noch: Wie reagieren die Forscher auf Pläne vieler Schwellen- und Entwicklungsländer, neue Atomkraftwerke bauen zu wollen?
Singer: Das Thema Atomenergie hat hier Gott sei Dank, Gott sei Dank keine große Rolle gespielt. War natürlich im Hinterkopf von vielen dabei. Wir haben hier kein einziges Land gehabt - und das hat uns alle überrascht -, das versucht hat deutlich zu machen, dass auch Nuklearenergie eine große Rolle spielen muss in der zukünftigen Energieversorgung. Die Länder, die Regierungen hier haben Atomenergie überhaupt nicht erwähnt. Im Gegenteil, es wurde ziemlich deutlich, dass die potenzielle Resistenz gegenüber Nuklearenergie bei den weltweiten Regierungen - natürlich nicht bei allen - zunehmend wächst. Nicht nur wegen Fukushima, sondern auch wegen der immensen hohen Kosten von neuen Atomkraftwerken.
Stephan Singer: Guten Morgen nach Deutschland!
Kuhlmann: Herr Singer, was ist das Besondere am IPCC-Bericht, an dem sich ja weit mehr als hundert Forscher beteiligt haben?
Singer: Das besonders Herausstechende an diesem Bericht ist, dass er von der UN, von den Regierungen dieser Welt, verabschiedet worden ist. Also es ist weitaus mehr als nur ein theoretischer Report über die Potenziale über erneuerbare Energien zwischen jetzt und 2050. Zweitens, es gab noch nie einen solch umfangreichen Bericht, der in solcher Detailfülle die unterschiedlichen Vorteile, aber auch teilweise Nachteile von erneuerbaren Energien - ich möchte hier nur Groß-Wasserkraft oder Biokraftstoffe nennen - detailliert wissenschaftlich untersuchen lässt. Um noch mal zu betonen: Es geht nicht um ein paar Wissenschaftler, das Ganze ist mittlerweile sanktioniert von allen Regierungen dieser Welt, die diesen Bericht hier vor ungefähr einer Stunde offiziell im Plenum verabschiedet haben. Er bedeutet zukünftige Investitionssicherheit für erneuerbare Energien. Er bedeutet einen Push, einen Ansporn für Investoren, vermehrt in erneuerbare Energien zu investieren, und den Trend, den wir bereits beobachtet haben - nicht nur in Deutschland, aber auch in China, Indien, Vereinigten Staaten, anderen Ländern -, zu erneuerbaren Energien beschleunigt fortzusetzen. Es ist ein Riesenerfolg, ein Meilenstein auf dem Weg zu letztendlich 100 Prozent erneuerbaren Energien im Jahre 2050. Ein Ziel, für das der WWF weltweit steht.
Kuhlmann: Der WWF, also Ihre Organisation, hat ja Anfang des Jahres seine Version von einer Energieversorgung aus regenerativen Quellen vorgelegt, und auch hier spielt das Jahr 2050 eine Rolle. Der WWF-Bericht kam offenbar zu spät, um noch in diese Studie des Weltklimarats aufgenommen zu werden. Was unterscheidet Ihren Bericht denn von dem des IPCC?
Singer: Ganz einfach, der WWF hat natürlich einen Bericht erstellen lassen von einer globalen Beratungsgesellschaft, Ecofys, eine wissenschaftliche Gemeinschaft von Forschern, die mal ausgerechnet haben, wie können wir unter Einbeziehung auch von ganz starker Energieeffizienz - und das ist ganz wichtig als Grundlage - zu 100 Prozent nachhaltigen erneuerbaren Energien kommen im Jahre 2050? Das heißt, unsere Studien ist sehr stark von vielen geprägt. Wir wollten dort hin, haben untersucht, was ist notwendig an Politiken, an Maßnahmen, an Standards, an Finanzen und so weiter und so fort. Während der Weltklimarat im Prinzip ja nicht unbedingt politikbestimmend sein darf, sondern nur politikberatend sein muss. Das ist einfach ein Teil der Konstitution vom Weltklimarat, von der UN. In dem Zusammenhang ist es schon durchaus nicht nur erwähnenswert, sondern positiv überraschend, dass der Weltklimarat so weit gegangen ist, dass bis zu drei Viertel der Weltenergieversorgung mit erneuerbaren Energien bis zum Jahre 2050 gemacht werden können. Wenn wir jetzt schon sagen, im Jahre 2010 basieren auf diesem Konsensusdokument mit allen Ländern - das sind ja hier nicht nur grüne Länder, die verhandelt haben, wie die Deutschen oder die Chinesen oder die Inder oder teilweise die Holländer, es sind ja auch die Saudis dabei, die OPEC-Länder, Länder, die nicht unbedingt die grünen, erneuerbaren Energien sozusagen als ihr Hobby neu entdeckt haben. Dass die dem zugestimmt haben, dass das eine reale Option ist, ist schon extrem wichtig. Wir teilen mit dem IPCC - und da hat der IPCC sicherlich mehr Arbeit gemacht als wir - die grundlegenden Analysen über die Vorteile von erneuerbaren Energien, die weitaus jenseits nur von den Klimaschutzvorteilen liegen. Die Vorteile von erneuerbaren Energien, Energiesicherheit herzustellen, Energiesicherheit bereitzustellen, weil ein Großteil der erneuerbaren Energien eben global verfügbar ist, und nicht nur in einzelnen Ländern wie zum Beispiel fossile Brennstoffe, der Beitrag der erneuerbaren Energien zur Versorgungssicherheit in ländlichen Regionen, der Beitrag zu erneuerbaren Energien, um auch Gesundheitsvorsorge zu betreiben, weil wir auch die konventionellen Verschmutzungen haben, und nicht zuletzt die Belastung durch hohe Ölpreise und Gaspreise in der Zukunft. Also das hat der IPCC-Bericht hervorragend dargestellt.
Kuhlmann: Herr Singer, ganz kurz noch: Wie reagieren die Forscher auf Pläne vieler Schwellen- und Entwicklungsländer, neue Atomkraftwerke bauen zu wollen?
Singer: Das Thema Atomenergie hat hier Gott sei Dank, Gott sei Dank keine große Rolle gespielt. War natürlich im Hinterkopf von vielen dabei. Wir haben hier kein einziges Land gehabt - und das hat uns alle überrascht -, das versucht hat deutlich zu machen, dass auch Nuklearenergie eine große Rolle spielen muss in der zukünftigen Energieversorgung. Die Länder, die Regierungen hier haben Atomenergie überhaupt nicht erwähnt. Im Gegenteil, es wurde ziemlich deutlich, dass die potenzielle Resistenz gegenüber Nuklearenergie bei den weltweiten Regierungen - natürlich nicht bei allen - zunehmend wächst. Nicht nur wegen Fukushima, sondern auch wegen der immensen hohen Kosten von neuen Atomkraftwerken.