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Gewalt im Sport
Ansprechstelle "Safe Sport" für Betroffene eröffnet

In Berlin hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Ansprechstelle "Safe Sport" eröffnet. An sie können sich Menschen wenden, die im Sport sexualisierte, psychische oder physische Gewalt erlebt haben.

Von Andrea Schültke |
Der Eingang zu der bundesweit zentralen Ansprechstelle "Safe Sport" nach der Eröffnung.
Der Eingang zu der bundesweit zentralen Ansprechstelle "Safe Sport" nach der Eröffnung. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
Es ist ein weiterer Schritt in Richtung mehr Schutz vor Gewalt im Sport: die Eröffnung der vom organisierten Sport unabhängigen Ansprechstelle in Berlin. Bundesinnen- und Sportministerin Nancy Faeser betont die Notwendigkeit dieser Stelle:
„Viele Sportlerinnen und Sportler erleben im Sport Situationen, in denen ihre Grenzen nicht respektiert und überschritten werden, sei es mit Worten oder Taten. Oft massiv, bewusst und ohne jede Rücksicht. Alle Betroffenen brauchen unsere Unterstützung und unseren Schutz. Und wir tun alles dafür, dass sie Schutz und Unterstützung auch erhalten.“
Nancy Faeser (SPD, 2.v.l), Bundesministerin des Innern und Heimat, steht bei der Eröffnung der bundesweit zentralen Ansprechstelle "Safe Sport" neben Iris Spranger (SPD), Sportsenatorin von Berlin und den Vorständin Ilse Hartmann-Tews (r) und Gründungsmitglied Angela Marquardt (l).
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (2.v.l.) bei der Eröffnung der Ansprechstelle "Safe Sport" (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)

"Dein Halt bei Gewalt"

Unter dem Motto „Dein Halt bei Gewalt“ bekommen Betroffene von psychischer, physischer und sexualisierter Gewalt bei der Ansprechstelle „Safe Sport“ zum Beispiel juristische oder psychologische Unterstützung:
„Es geht wirklich darum, was möchte die ratsuchende Person. Was wünscht die sich, was ist das Anliegen, wo sollen wir unterstützen“, beschreibt Ina Lambert ihre Aufgabe. Die Psychologin ist eine der drei Mitarbeitenden von "Safe Sport".

70 Prozent berichten von Gewalterfahrungen

Das Ausmaß von Gewalt im Sport ist groß, macht Sportsoziologin Ilse Hartmann-Tews deutlich. Die Wissenschaftlerin ist Vorstandsmitglied im Trägerverein der Ansprechstelle und zitiert aus ihrer jüngsten Studie:
„70 Prozent aller befragten Vereinsmitglieder aus der jüngsten Studie berichten von Gewalterfahrungen im Sport, sei es psychische, sei es körperliche oder sexualisierte Gewalt."
Daher richtet sich „Safe Sport“ in erster Linie an Betroffene aus dem Breitensport. Für Leistungssportlerinnen und -sportler gibt es seit einem Jahr die unabhängige Beratungsstelle „Anlauf gegen Gewalt“.

Einsatz von Betroffenen für mehr Schutz im Sport war entscheidend

Dass "Safe Sport" jetzt die Arbeit aufnimmt, liegt auch am Engagement von Betroffenen, wie etwa Angela Marquardt, Gründungsmitglied des Trägervereins:
„Betroffene sind in diesem Prozess vorangegangen, weil sie ihre Geschichte geteilt haben, weil sie Verantwortung übernommen haben, stehen wir heute hier. Nicht der Sport ist vorangegangen. Auch die Politik mussten wir ein bisschen schubsen, aber wir haben das ja mit Erfolg geschafft. Die Eröffnung der Anlaufstelle ist nämlich ein wirklicher Meilenstein im Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Sport.“
Es ist ein erster greifbarer Schritt auf dem Weg zu einem Zentrum für "Safe Sport". Eine unabhängige übergeordnete Instanz, die Aufgaben wie Intervention bei Fällen, Sanktionierung und Aufarbeitung übernehmen soll. Die konkreten Gespräche dazu laufen.
Im ersten Jahr finanziert der Bund die Ansprechstelle „Safe Sport“ mit 300 000 Euro. Ab dem kommenden Jahr übernehmen die Länder die Hälfte der Finanzierung.
Kontaktdaten sind im Internet zu finden unter
Safe Sport: https://www.ansprechstelle-safe-sport.de
Anlauf gegen Gewalt: https://www.anlauf-gegen-gewalt.org