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Anti-IS-Koalition
Außenminister planen in London weitere Schritte

Die 22 aktivsten Länder der Anti-IS-Koalition sind in London zusammengekommen, um die weitere Strategie im Kampf gegen die Terrormiliz zu planen. Dabei soll es nicht nur um militärische Schritte gehen.

Von Jochen Spengler | 22.01.2015
    Die ersten deutschen Militärausbilder der Bundeswehr stehen auf dem Rollfeld vor dem Abflug in den Nordirak.
    Mit Hilfe von Militärausbildern der Anti-IS-Koalition sollen irakische Sicherheitskräfte in die Lage gebracht werden, der Terrormiliz Islamischer Staat allein erfolgreich entgegen zu treten. (picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Unter dem gemeinsamen Vorsitz des britischen und des US-amerikanischen Außenministers sind in London erstmals die 22 aktivsten Länder der Anti-IS-Koalition zusammengekommen. Ziel ist es, eine Zwischenbilanz zu ziehen und Schlussfolgerungen für die weitere Strategie. US-Außenminister John Kerry betonte vor Beginn des Treffens, es bleibe noch eine Menge zu tun, aber:
    "Wir haben Ende September bei Null angefangen und nun im vierten Monat den Vormarsch des Islamischen Staates im Irak gestoppt. Wir haben seine Mittel erheblich beschränkt, die Fähigkeit, die ausländischen Kämpfer voran zu treiben und dadurch seine Operationsmöglichkeiten begrenzt."
    Irakische Sicherheitskräfte neu organisieren
    Der britische Außenministers Philip Hammond ergänzte, man rüste darüber hinaus die irakischen Sicherheitskräfte aus, trainiere und organisiere sie neu. Zwar sei der Irak derzeit noch nicht in der Lage, der Terrormiliz allein erfolgreich entgegen zu treten:
    "Aber in absehbarer Zeit werden die irakischen Kräfte fähig sein, selbst IS-Stellungen anzugreifen und zurückzudrängen. Wir haben immer gesagt, dass es eine langfristige Aufgabe ist, die nicht in drei oder sechs Monaten erledigt sein wird – es braucht ein, zwei Jahre, den IS aus dem Irak zu vertreiben."
    Außerdem gehe es nicht bloß um eine militärische Anstrengung, sondern um eine Aufgabe mit ganz verschiedenen Facetten. Man müsse die finanziellen und personellen Quellen des Islamischen Staates austrocknen und vor allem seine Ideologie und Erfolgsstory untergraben. Auch dabei komme man voran:
    "Was der IS feilbietet ist eine Perversion der islamischen Lehre. Was wir benötigen und immer stärker beobachten sind islamische Geistliche, die weltweit aufstehen und ihre Religion verteidigen gegen die verdrehte und falsche Interpretation, die diese Leute liefern, und sie statt dessen entlarven als das, was sie sind."
    IS-Ideologie untergraben
    Philip Hammond nahm den türkischen Premierminister in Schutz, der gesagt hatte, dass die Türkei damit überfordert sei, jeden ausländischen Kämpfer daran zu hindern, die türkische Grenze nach Syrien oder in den Irak zu überqueren. Zwischen 4.000 und 5.000 EU-Bürger sollen für den IS kämpfen. Die Türkei aber habe bislang ihre Aufgaben hervorragend erfüllt und:
    "Der Kampf startet hier, bei unseren Geheimdiensten hier in Großbritannien, die die Menschen identifizieren müssen, die nach Syrien gehen könnten, sie abzufangen, wenn sie unser Land verlassen wollen. Und wenn sie es dann doch schaffen sollten, verfolgen und überwachen wir, was sie tun, sodass, wenn sie versuchen sollten, zurückzukehren, wir sie dann abfangen können."
    Die Teilnehmer des Treffens in London dürften eine vorsichtig optimistische Bilanz ziehen; sie wollen auch über die verstärkte Lieferung von Militärausrüstung für die kurdischen Kämpfer beraten und über größere humanitäre Hilfe für die Opfer des IS.