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Arbeiten in Teilzeit
Leistungen wie bei Vollzeitkräften

Vor allem Frauen sind es, die in Teilzeit arbeiten. Die wöchentliche Arbeitszeit kann dabei sehr unterschiedlich sein, wie Beispiele vom Starnberger See zeigen. Und je höher die Arbeitszeit und die Position sind, desto mehr wird auch an Leistung erwartet.

Von Susanne Lettenbauer | 25.02.2017
    Eine Verkäuferin sitzt an 29.10.2015 in Hamburg an der Kasse eines Drogeriemarkts.
    Typischer Teilzeitarbeitsplatz: Eine Verkäuferin in einem Drogeriemarkt. (dpa / picture alliance / Markus Scholz)
    In der kleinen Apotheke am Starnberger See arbeitet Christiane Winkelmeyer. Die Mutter zweier Teenager steht an der Kasse, gibt Medikamente aus:
    "Also ich arbeite neun Stunden in der Woche hier und ich arbeite Teilzeit seit meine Kinder auf der Welt sind. Vorher habe ich voll gearbeitet und jetzt nur noch neun Stunden."
    Jeden Donnerstag ist für die gelernte Apothekerin Arbeitstag. An den anderen Tagen geht sie ihrem Mann in einer kleinen Gastwirtschaft zur Hand. Die kleine Teilzeitarbeit kommt ihr als Ausgleich sehr gelegen. Ihre Apothekenchefin hat die Stelle unter mehreren Mitarbeiterinnen aufgeteilt:
    "Das war von Anfang an klar, weil wir sind mehrere Teilzeitkräfte, dass halt jeder noch etwas machen kann und ausgleichsmäßig zu Hause mit den Kindern und so."
    Da die 51-Jährige nicht verheiratet ist, dient der Teilzeitjob auch noch einem anderen Aspekt. Der Sozialversicherung:
    "Genau, sonst müsste ich mich ja selbst versichern und mit dem einen Tag kriege ich das jetzt so hin, dass meine Krankenversicherung jetzt so läuft."
    Ihre Kollegin Claudia Schneider hat ebenfalls eine Tochter und arbeitet in Teilzeit:
    "Also ich arbeite dreißig Stunden und Teilzeit, weil ich fast alleinerziehend bin, da mein Mann in Mittenwald arbeitet, damit ich die Annika in der Schulzeit betreuen kann. Ich bin froh, dass der Mann so viel verdient, sonst könnte ich das nicht, dass ist halt durch die Ehe ganz angenehm."
    Freie Zeiteinteilung - theoretisch
    Irgendwann, wenn die Tochter die Schule abgeschlossen hat, möchte sie wieder voll arbeiten. Zumindest was die offizielle Stundenzahl betrifft. Denn trotz Teilzeit leistet sie genau so viel wie in Vollzeit:
    "Ich arbeite in der vereinbarten Zeit, aber ich schaffe mein Pensum genau so wie in der Vollzeit. Also ich muss einfach schneller, mehr und intensiver organisiert sein. Das ist gut, es ist stressiger, aber es erfüllt mich, ich bin in dieser Zeit, die ich hier bin, voll drin und den einen Tag, den ich frei habe, nutze ich dann für Behördengänge."
    In diesen Behörden arbeiten auch zahlreiche Mitarbeiter bis hin zu den Chefetagen in Teilzeit, zum Beispiel Sabine Kastenmeyer. Sie sitzt auf einer Vollzeitstelle mit 60-Prozent-Vertrag:
    "Also bei uns gibt es sehr viele in der Behörde, die das machen, weil insbesondere auch Frauen gefördert werden sollen in Führungspositionen, je weiter die oben sind, umso einfacher ist das organisiert, die haben einen Stellvertreter in Vollzeit."
    Als Führungskraft und Mutter zweier Töchter muss sie als Beamtin mindestens 25 Stunden pro Woche arbeiten mit den entsprechenden finanziellen Kürzungen. Eine Kernzeit gibt es seit kurzem per Dienstanweisung nicht mehr. Erwartet wird praktisch dieselbe Leistung wie bei Vollzeitkräften:
    "Das klingt gut, wenn es heißt, man hat eine freie Zeiteinteilung, aber praktisch ist es so, dass der Vorgesetzte da sehr viel vorgibt. Also er beraumt Besprechungen an oder man irgendwelche Veranstaltungen, bei denen man anwesend sein muss und wenn man da gut beurteilt werden möchte, dann wird erwartet, dass man auch zu Mütter-unfreundlichen Zeiten anwesend ist."