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Astronomie
GOCEs letzter Fall

Vier Jahre lang hat der ESA-Satellit GOCE äußerst präzise das Schwerefeld der Erde und die globale Meereszirkulation vermessen. In der Nacht zum elften November ist ihm dann genau sein Forschungsgebiet zum Verhängnis geworden.

Von Dirk Lorenzen | 05.12.2013
    Die Anziehungskraft der Erde hat den ausgedienten Satelliten vom Himmel geholt. GOCE ist über dem Südatlantik in die Erdatmosphäre eingetreten. Der gut eine Tonne schwere Satellit dürfte fast komplett verglüht sein. Ein paar Reste sind nahe den Falklandinseln ins Meer gestürzt.
    Jedes Jahr fallen bis zu 150 Tonnen an ausgedienten Raketenstufen, alten Satelliten und Weltraummüll zurück zur Erde. Nur ein geringer Teil davon übersteht den heißen Absturz und erreicht den Boden - allerdings ist noch nie ein Mensch durch herabfallende Raumfahrttrümmer zu Schaden gekommen.
    GOCE hatte Mitte Oktober den letzten Treibstoff verbraucht - das Ende war somit unvermeidlich. Mit dem Satelliten stürzten geradezu Juwelen ab: Denn in seinem Innern schwebten sechs Hightech-Würfel einer Platinlegierung.
    Während GOCE um die Erde kreiste, spürten diese Würfel die Anziehungskraft der Region unter ihm mit unglaublicher Empfindlichkeit. Die Schwerkraft hat sich minimal verändert, je nachdem, ob der Satellit über Berge oder Täler flog, über dicke Eispanzer, große Gebäude, Meeresströmungen oder ähnliches.
    Unser Planet wurde auf diese Weise zentimetergenau vermessen. Dank der GOCE-Daten lassen sich unter anderem die Ozeanzirkulation, der Anstieg des Meeresspiegels und die Vorgänge im Erdinnern besser verstehen.