Forum neuer Musik 2024: Der Komponist Samir Odeh-Tamimi
L’apocalypse arabe

Samir Odeh-Tamimi reibt sich am Zustand im arabischen Raum und artikuliert Zorn über immer neue Inhumanität in der Welt. Sein 2021 in Aix-en-Provence uraufgeführtes Musiktheater „L’apocalypse arabe“ ist dafür ein Schlüsselwerk.

Von: Ingo Dorfmüller |
Auf einer rot beleuchteten Bühne stehen scheinbar weiß maskierte Personen um eine Art Tisch herum.
Uraufgeführt beim Festival d’Aix-en-Provence 2021: "L’apocalypse arabe" von Samir Odeh-Tamini, Regie: Pierre Audi. (Ruth Walz)
Das Zusammentreffen von Autorin Etel Adnan, Regisseur Pierre Audi und Komponist Samir Odeh-Tamimi initiierte eine Produktion von besonderer musikalisch-theatralischer Intensität. Uraufgeführt wurde das Stück 2021 vom Ensemble Modern unter der Leitung von Ilan Volkov.
Der ebenso wie die Autorin aus Beirut stammende Regisseur und der arabisch-israelische Komponist interessierten sich dabei für die menschheitsgeschichtliche Dimension: Etel Adnan (1925-2021) spannt in ihrem Poem „L’apocalypse arabe“ den Bogen von den frühen Kulturen in Mesopotamien über die alten Ägypter bis zum libanesischen Bürgerkrieg, der 1975 begann.
Archaisch, obsessiv, unerbittlich
Pierre Audi verband in seiner Inszenierung seinerzeit Symbolisches mit Dokumentarischem. Das Musiktheaterstück, das im Auftrag des Festival d’Aix-en-Provence entstand, zielt grundsätzlich auf Krisen menschlicher Humanität.
Samir Odeh -Tamimi blickt über die Schulter direkt in die Kamera, während er vor einem hellen Hintergrund steht.
Samir Odeh -Tamimi ist seit 2016 Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. (Harald Hoffmann)
Samir Odeh-Tamimi, 1970 geboren in einem palästinensischen Dorf bei Tel Aviv, einer der heute in Deutschland wichtigen Komponisten seiner Generation, verschränkt antike Tragödie mit der arabischen Klangwelt seiner Heimat. Anhand des aufgezeichneten Audios schließt Autor Ingo Dorfmüller das Werk noch einmal neu auf und skizziert dessen musikalisches Umfeld.