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Atomkraft
Stiftungsmodell als Lösung für Folgekosten?

In acht Jahren sollen die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz gehen. Die Kosten für den Abriss der Anlagen und die Endlagerung des Atommülls sind ungewiss. Das Stiftungsmodell für den Steinkohlebergbau haben die Energiekonzerne als mögliche Lösung derzeit zur Diskussion gestellt.

Von Michael Braun | 12.05.2014
    Die Sonne geht am Montagmorgen (06.06.2011) in Niederaichbach (Niederbayern) hinter dem Kühlturm auf dem Gelände der Isar-Kernkraftwerke auf.
    Die Energieunternehmen planen eine "Bad Bank" für Atomkraftwerke. (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    Auch wenn von 2019 an keine Kohle mehr abgebaut wird, das Grundwasser fließt weiter in die leeren Gruben.
    Fällt eine Pumpe aus, schlägt ein Melder Alarm. Denn ein unkontrollierter Anstieg des Grubenwassers würde Methangas an die Tagesoberfläche drücken. Oder mit dem Wasserpegel unter Tage höbe sich auch die Erdoberfläche. Ganze Städte könnten ins Wanken kommen.
    Deshalb muss im ehemaligen Bergbaugebiet auf ewig gepumpt werden. Das organisiert die RAG-Stiftung. Darauf haben sich der Bund und die ehemaligen Steinkohleländer Nordrhein-Westfalen und Saarland verständigt. Ihr Vermögen besteht vor allem aus einem Mehrheitsanteil am Spezialchemiekonzern Evonik. Der soll das Geld für die Pumpkosten verdienen. Für die Altlasten der Atomkraftwerke könnte das ein Modell sein, sagt Thomas Deser von Union-Invest:
    "Der Erfolgsnachweis steht noch aus. Man hat gute Ideen verwirklicht, hat unter anderem ein börsennotiertes Vehikel namens Evonik, das mutmaßlich Gewinne erwirtschaften kann. Aber: Es gibt keine Erfolgsgarantie. Es ist aber auch wichtig, dass nicht von vornherein alles zulasten des Staates und damit des Steuerzahlers abgewickelt werden muss. Und hier ist schon mal ein guter Weg gegangen worden."
    Rückstellungen der AKW-Betreiber: rund 35 Milliarden Euro
    Das Vermögen einer öffentlich-rechtlichen Atomstiftung bestünde aus den Rückstellungen der bisherigen Betreiber von Atomkraftwerken. Das sind rund 35 Milliarden Euro. Die liegen aber nicht liquide vor, sondern sind investiert. Um insolvenzsichere Rückstellungen handelt es sich damit nicht. Hinzu kommen könnte Geld, das die Atomkraftwerke in den letzten Jahren ihrer Laufzeit noch verdienen. Die Atomstiftung müsste dann geschlossene Atomkraftwerke abbauen und den noch Jahrtausende strahlenden Müll verwahren.