Archiv

Auktion in London
Mammut-Familie kommt unter den Hammer

Heute werden die Skelette einer vierköpfigen Mammut-Familie versteigert. Sie waren 2002 bei Bauarbeiten in Sibirien gefunden worden – und gelten als einzigartig. Für die Öffentlichkeit wäre es ein Verlust, wenn sie im Privatbesitz verschwänden.

Von Friedbert Meurer |
    Rupert van der Werff vom Auktionshaus Summers Place Auctions bereitet am 12.09.2017 in Billingshurst (Großbritannien) Skelette einer Mammutfamilie inklusive eines Babymammuts zum Verkauf vor. Die Giganten aus der Eiszeit sollen am 21.11.2017 bei einem «Evolution Sale» versteigert werden. Es wird erwartet, dass sie einen Preis von mindestens 250.000 Pfund erzielen.
    Mammut-Skelette stehen im Auktionshaus Summers Place Auctions zum Verkauf (dpa / picture alliance / Gareth Fuller)
    Vier Mammuts stehen hintereinander aufgereiht in der großen Auktionshalle, als würden sie hintereinander hermarschieren. Vorne der kleinste, hinten der größte der Mammuts. Die Gruppe wird mit Scheinwerfern angestrahlt, was sie noch mehr in Szene setzt.
    Der kleine Mammut ganz vorne wurde nur ein Jahr alt, ein Baby-Mammut, das immerhin 1,40 m Schulterhöhe aufweist. Man hat es auf eine graue Kiste gestellt, damit es noch besser in Erscheinung tritt. Dahinter die ältere Mammut--Schwester, etwa zehn Jahre alt.
    Rupert van der Werff, einer der beiden Chefs des Auktionshauses "Summers Place Auctions", zeigt auf ihr Gebiss. "Bei ihr fasziniert, dass Sie hinten sehen können, wie die erwachsenen Zähne nachwachsen. Hier vorne, das ist ein Milchzahn, es ist wie bei Menschen."
    Wahrscheinlicher Tod durch Naturkatastrophe
    Die Wahrscheinlichkeit spreche dafür, dass es sich um eine Familie handelt. Alle lagen direkt nebeneinander in einem Flussbett bei Tomsk in Sibirien. "Die vier Skelette sind ziemlich vollständig. Jagdspuren gibt es nicht. Es muss sich also eine Naturkatastrophe ereignet haben, ein gewaltiger Erdrutsch oder eine Flutwelle, sonst stirbt ein Mammut nicht so einfach."
    Auch als Skelette sehen die Mammuts imposant aus, alleine die Zehen sind schon gewaltig, die beiden Stoßzähne drehen sich imposant nach oben. Die Skelette präsentieren sich in einem ziemlich guten Zustand. "Sie waren nicht im Permafrost, waren also nicht tiefgefroren, sondern sie lagen unter einer Schicht Kieselsteine. Die Kieselsteine haben sie wirklich sehr gut konserviert."
    Mammut-Familie könnte in Privatbesitz kommen
    Mammut-Elfenbein ist in Sibirien sehr begehrt, es gibt eine regelrechte Branche, die meist jedoch legal mit Lizenzen arbeitet. Dieser Fund allerdings war ein Zufallsereignis bei Bauarbeiten im Jahr 2002. Die Identität des Besitzers will das Auktionshaus nicht nennen. Dürfen diese wertvollen Skelette jetzt wirklich einfach in Privatbesitz verschwinden?
    "Es wäre sehr schade, denn es handelt es sich um die einzige Familie, die man jemals zusammen gefunden hat. Wir hoffen, dass es von einem Museum erworben wird, was gut möglich ist. Aber der am meisten bietet, der erhält den Zuschlag."
    Rupert van der Werff rechnet mit einem Verkaufspreis von umgerechnet 300.000 bis 500.000 Euro. Häufig gäben private Käufer ihr ersteigertes Gut auch als Leihgabe an ein Museum ab.
    Auktionen als Panoptikum der britischen Kolonialzeit
    Vor drei Jahren hat er schon einmal einen einzelnen Mammut versteigert. Es gibt also dafür einen Markt – ebenso wie für das Skelett eines vor 24.000 Jahren ebenfalls im Pleistozän gestorbenen Bären, für einen menschlichen Totenschädel aus Borneo, für das Fell eines indischen Tigers mit Kopf oder für einen ausgestopften Klammeraffen in der Glasvitrine. Das Angebot in der Auktionshalle ist ein Panoptikum der britischen Kolonialzeit.
    Nichts aber gleicht der gewaltigen Mammut-Familie. Sie war vor zehn Jahren kurzzeitig in Deutschland zu sehen – und wird heute hoffentlich nicht für immer den Blicken der Öffentlichkeit entzogen.

    Nachtrag: Bei der Auktion am 21.11.2017 wurde das Mindestgebot von umgerechnet 280 000 € nicht erreicht. Das Auktionshaus bedauert, dass kein Museum das Mindestgebot erfüllen wollte oder konnte. Jetzt bestehe die Gefahr, dass der Verkäufer die Mammuts einzeln versteigern und damit die Mammut-Familie trennen werde.