Wo heute das Lern- und Prüfungszentrum der Fakultät für Gesundheit der Privatuniversität Witten-Herdecke ist, war früher die Fakultät für Zahnmedizin. Wie ein Schulflur sieht der Gang vor den ehemaligen Büros aus, die jetzt Arbeitsräume sind. Jeder ist mit einer Patientenliege ausgestattet, mit einem mobilen Regal für Einmalhandschuhe, Einwegkanülen und Schubladen für medizinisches Besteck, mit einem Tisch und sechs Stühlen. Bevor die Zahnmedizin in ein eigenes Gebäude umgezogen ist, war Stefan Zimmer in diesen Räumen der Chef. Jetzt ist der vormalige Dekan nur mehr der Leiter des Departments für Zahn-; Mund- und Kieferheilkunde. Entmachtet fühlt er sich allerdings nicht.
"Wir haben immer noch eine gewisse Autonomie und sind im Grunde genommen wie so ein Bundesland in der Bundesrepublik Deutschland und die Bundesrepublik Deutschland, das wäre die neue Fakultät für Gesundheit. Und da gibt es natürlich auch so ein föderales Prinzip."
Mit der übergeordneten Fakultät für Gesundheit sollen Strukturen verschlankt und dadurch Geld gespart werden. Für die Privatuniversität, die in ihrer knapp 30-jährigen Geschichte schon öfter hart an ihre wirtschaftlichen Grenzen gestoßen ist, ein naheliegendes Ziel. Es ist aber nicht das, was den neuen Dekan, Eckhart Hahn, bewogen hat, seinen Posten anzutreten. Sondern:
"In einer Fakultät für Gesundheit nicht nur die Ärzte und die Zahnärzte zu haben, sondern die Pflegewissenschaft und weitere Gesundheitsberufe unter einem Dach zu vereinen und sozusagen das Gesundheitswesen der Zukunft da abzubilden."
Weitere Gesundheitsberufe, deren akademische Ausbildung in der neuen Fakultät angesiedelt werden könnte, sind beispielsweise Physiotherapie oder Hebammenkunde. Allerdings hat vor wenigen Wochen in der Nachbarstadt Bochum die erste staatliche Fachhochschule für genau die nichtmedizinischen Gesundheitsberufe ihren Betrieb aufgenommen. Dort werden die Studierenden ausgebildet, die Eckhart Hahn künftig auch gerne in seiner Fakultät sehen würde. Für Martin Butzlaff, wissenschaftlicher Direktor der Privatuniversität, ist die staatliche Konkurrenz vor der Haustür eine echte Herausforderung.
"Wir müssen uns sehr anstrengen, unter dem gemeinnützigen Dach, was auch für die Gesellschaft arbeitet, ähnliche Studienbedingungen herzustellen und ein guter und vergleichbarer Konkurrent auf Augenhöhe zu sein."
Der Vorteil der Gesundheitsfakultät in Witten-Herdecke gegenüber ihrer Konkurrenz liegt für Butzlaff auf der Hand. Medizinische – und nichtmedizinische Berufe werden gelehrt. Gemeinsam können Dozenten und Studierende an neuen Modellen basteln, wie die Fachbereiche besser verzahnt werden. Davon würden auch die Patienten durch eine effizientere Versorgung profitieren. Wenn in der nächsten Woche der Studienbetrieb anfängt, wird sich das gemeinsame Konzept in der Praxis bewähren müssen. Oskar Bruns, Student der Zahnmedizin im fünften Semester war am Anfang der Diskussion ziemlich skeptisch.
"Naja, ich war erst mal gespannt darauf, wie es funktionieren sollte, weil wir doch sehr unterschiedliche Fakultäten waren. Das hängt damit zusammen, dass Humanmedizin ein Modellstudiengang hier ist und in der Zahnmedizin ist das in der Approbationsordnung nicht vorgesehen und wir haben quasi noch einen klassischen, etwas verbesserten Zahnmedizinstudiengang."
Mittlerweile sehen das die meisten entspannter. Die Humanmediziner hatten schon vorher die Pflegewissenschaftler unter ihrem Dach – da habe man schließlich auch schon viel voneinander gelernt, heißt es. Im nächsten Jahr steht die Wiederakkreditierung der Medizin in Witten-Herdecke durch den Wissenschaftsrat an. Dass das Gremium über die neue Gesundheitsfakultät die Nase rümpft, ist nicht zu erwarten – hat es diesen Weg doch selbst vorgeschlagen. Der wissenschaftliche Direktor Martin Butzlaff erklärt, dass die Privatuni sich bemüht hat, allen Forderungen des Wissenschaftsrates nachzukommen. Er sei deshalb sehr optimistisch.
"Seit fünf Jahren arbeiten wir intensiv daran, hinter jede einzelne Hausaufgabe einen Haken zu machen, sozusagen. Und sicherlich gibt es hier und da noch einzelne Punkte, über die Diskussionsbedarf bestehen wird. Insgesamt sehen wir uns gut gerüstet für die anstehende Akkreditierung."
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Mit der übergeordneten Fakultät für Gesundheit sollen Strukturen verschlankt und dadurch Geld gespart werden. Für die Privatuniversität, die in ihrer knapp 30-jährigen Geschichte schon öfter hart an ihre wirtschaftlichen Grenzen gestoßen ist, ein naheliegendes Ziel. Es ist aber nicht das, was den neuen Dekan, Eckhart Hahn, bewogen hat, seinen Posten anzutreten. Sondern:
"In einer Fakultät für Gesundheit nicht nur die Ärzte und die Zahnärzte zu haben, sondern die Pflegewissenschaft und weitere Gesundheitsberufe unter einem Dach zu vereinen und sozusagen das Gesundheitswesen der Zukunft da abzubilden."
Weitere Gesundheitsberufe, deren akademische Ausbildung in der neuen Fakultät angesiedelt werden könnte, sind beispielsweise Physiotherapie oder Hebammenkunde. Allerdings hat vor wenigen Wochen in der Nachbarstadt Bochum die erste staatliche Fachhochschule für genau die nichtmedizinischen Gesundheitsberufe ihren Betrieb aufgenommen. Dort werden die Studierenden ausgebildet, die Eckhart Hahn künftig auch gerne in seiner Fakultät sehen würde. Für Martin Butzlaff, wissenschaftlicher Direktor der Privatuniversität, ist die staatliche Konkurrenz vor der Haustür eine echte Herausforderung.
"Wir müssen uns sehr anstrengen, unter dem gemeinnützigen Dach, was auch für die Gesellschaft arbeitet, ähnliche Studienbedingungen herzustellen und ein guter und vergleichbarer Konkurrent auf Augenhöhe zu sein."
Der Vorteil der Gesundheitsfakultät in Witten-Herdecke gegenüber ihrer Konkurrenz liegt für Butzlaff auf der Hand. Medizinische – und nichtmedizinische Berufe werden gelehrt. Gemeinsam können Dozenten und Studierende an neuen Modellen basteln, wie die Fachbereiche besser verzahnt werden. Davon würden auch die Patienten durch eine effizientere Versorgung profitieren. Wenn in der nächsten Woche der Studienbetrieb anfängt, wird sich das gemeinsame Konzept in der Praxis bewähren müssen. Oskar Bruns, Student der Zahnmedizin im fünften Semester war am Anfang der Diskussion ziemlich skeptisch.
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Mittlerweile sehen das die meisten entspannter. Die Humanmediziner hatten schon vorher die Pflegewissenschaftler unter ihrem Dach – da habe man schließlich auch schon viel voneinander gelernt, heißt es. Im nächsten Jahr steht die Wiederakkreditierung der Medizin in Witten-Herdecke durch den Wissenschaftsrat an. Dass das Gremium über die neue Gesundheitsfakultät die Nase rümpft, ist nicht zu erwarten – hat es diesen Weg doch selbst vorgeschlagen. Der wissenschaftliche Direktor Martin Butzlaff erklärt, dass die Privatuni sich bemüht hat, allen Forderungen des Wissenschaftsrates nachzukommen. Er sei deshalb sehr optimistisch.
"Seit fünf Jahren arbeiten wir intensiv daran, hinter jede einzelne Hausaufgabe einen Haken zu machen, sozusagen. Und sicherlich gibt es hier und da noch einzelne Punkte, über die Diskussionsbedarf bestehen wird. Insgesamt sehen wir uns gut gerüstet für die anstehende Akkreditierung."
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