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Auslandsinvestoren
Banker: Bei Übernahmevorhaben "öfter einen Riegel vorschieben"

Die Bundesregierung verschärft die Kontrollen für Investoren aus Nicht-EU-Ländern, die Anteile an sicherheitsrelevanten Firmen kaufen wollen. "Die Politik hat die Aufgabe, die deutsche Wirtschaft zu schützen", sagte Oliver Roth, Chefaktienhändler beim Bankhaus Oddo Seydler im DLF.

Oliver Roth im Gespräch mit Konrad Busen |
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    Huawei-Logo (ZB)
    Konrad Busen: Was halten Sie von strengeren Kontrollen ausländischer Investitionen?
    Oliver Roth: Ich halte es für absolut sinnvoll. Die Politik hat die Aufgabe, die deutsche Wirtschaft zu schützen vor Know-how-Piraterie. Know-how ist das, was die deutsche Wirtschaft stark macht. Von daher halte ich es für absolut überfällig, dass die deutsche Regierung einmal reagiert.
    Konrad Busen: Was ist mit dem freien Handel, dem freien Fluss von Kapital?
    Oliver Roth: Das sehe ich nicht gefährdet. Ein Investor hat ein Interesse daran, dass die deutsche Wirtschaft dauerhaft stark ist. Das was die deutsche Wirtschaft gegenüber anderen an Vorsprung hat, basiert auf Know-how. Dieses Know-how wird seit vielen Jahren immer wieder gestohlen, mitunter kopiert. Da sind die Chinesen sehr stark drin. Umgekehrt schützen sie alles, was in ihrer Wirtschaft stark ist.
    Von daher halte ich es für absolut sinnvoll, Notfallmaßnahmen zu ergreifen und das Wissen der deutschen Wirtschaft ein Stück weit zu schützen. Es geht um bestimmte Sektoren, es geht um bestimmtes Know-how, und es geht darum, dass es geprüft wird. Das bedeutet nicht, dass es automatisch abgelehnt wird, wenn ein ausländisches Unternehmen in Deutschland investieren will.
    "Die Europäer sind in vielem langsamer"
    Konrad Busen: Ein schönes Beispiel, wo die Amerikaner eine Rolle gespielt haben, ist Extron. Das ist vor zwei Jahren gewesen. Da hat erst mal der deutsche Wirtschaftsminister eine mögliche Übernahme von Extron, dem deutschen Unternehmen, durch China erlaubt. Dann kamen die Amerikaner und haben gesagt, das ist sicherheitsrelevant. Wir verbieten das, weil Extron auch in Amerika viel produziert. Warum wachen die Deutschen jetzt erst auf?
    Oliver Roth: Die Europäer sind in vielem langsamer, und jetzt kommen sie eben - vielleicht noch nicht einmal zu spät - auf den Trichter, dass sie sagen, bestimmte Technologien und bestimmtes Know-how dürfen wir nicht aus der Hand geben. Und deshalb schauen sie sich bei bestimmten Investoren genau an, worum es dabei geht. Es geht nicht nur um Chinesen, sondern generell um Investitionen von Ausländern in deutsche Unternehmen. Da gibt es bestimmt auch in Saudi-Arabien oder in Arabien einige Länder, wo man genau hinschauen muss, warum da eigentlich investiert wird.
    Konrad Busen: Bisher konnte der Wirtschaftsminister ab einer Schwelle von 25 Prozent aktiv werden und prüfen, möglicherweise auch untersagen. Laut Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums werden pro Jahr 80 bis 100 Übernahmevorhaben geprüft. Bislang ist noch keine untersagt worden. Warum muss man die Schwelle senken?
    Oliver Roth: Nur die Schwelle nach unten schieben, macht natürlich keinen Sinn. Man muss es auch von deutscher Seite aus nutzen und öfter einen Riegel vorschieben, immer dann, wenn man das Gefühl hat, dass Know-how abfließen soll und dass es weniger um Nachhaltigkeit geht, sowohl vom Investor wie auch den Managern des Unternehmens.