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Autoindustrie
Trump droht weiterhin mit Strafzöllen

US-Präsident Donald Trump hat erneut Strafzölle für europäische Autos angedroht. Bei einem Besuch des rumänischen Staatschef Klaus Johannis in Washington sagte Trump, die USA hätten bei den Verhandlungen alle Trümpfe in der Hand.

Von Thilo Kößler | 21.08.2019
Starker Gestus unerstützt die Aussagen von Donald Trump.
Donald Trump droht weiterhin mit Zöllen für europäische Autos (Getty Images/ Joe Raedle)
Rumäniens Staatschef Klaus Johannis rutschte immer tiefer in seinen Sessel im Weißen Haus, als Donald Trump neben ihm vor der Presse über die EU herzog. Es sei ihm ja ein bisschen unangenehm, das in der Gegenwart seines Gastes aus Europa sagen zu müssen, erklärte der Präsident. Aber die EU sei ein harter Verhandlungspartner und ihr Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ein harter Knochen.
Trump spricht sich weiter für Zölle aus
Dennoch hätten die USA bei ihren Verhandlungen mit der EU über die angedrohten Strafzölle für europäische Autos alle Trümpfe in der Hand, erklärte Trump: Man bräuchte nur die Zölle einzuführen, über die wohl im Oktober entschieden werden soll, und die EU würde gewissermaßen zu Kreuze kriechen, sagte er.
Trump ließ indes nicht erkennen, wie er den Fortgang der Verhandlungen mit der Europäischen Union einschätzt. Es bleibe abzuwarten, was dabei herauskomme, sagte Trump. Doch erneut bemühte er seine stereotype Behauptung, dass Mercedes oder BMW "Millionen von Autos" über den Atlantik schickten.
Tatsächlich verkaufte Mercedes im letzten Jahr 316.000 Autos in den Vereinigten Staaten, bei BMW waren es 311.000 – wobei darunter Tausende von Wagen waren, die im Daimler-Werk in Tuscaloosa, Alabama, oder in der BMW-Schmiede in Spartanburg, South Carolina, produziert wurden.
Trump streitet mögliche Rezession ab
Dass es Donald Trump mit Fakten und Zahlen nicht so genau nimmt, ließ er auch bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung erkennen. Obwohl laut einer Umfrage vom Montag die Mehrzahl der US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler davon ausgeht – nämlich über 70 Prozent - , dass in den nächsten beiden Jahren mit einer einsetzenden Rezession zu rechnen ist, stritt Trump alle Warnsignale ab. Es sei überhaupt nicht angebracht, von einer Rezession zu sprechen – sie werde von den Medien nur herbeigeredet.
Trump greift Notenbank an
Trump beschuldigte erneut die amerikanische Notenbank, im vergangenen Jahr die Zinsen erhöht und damit völlig falsche Signale gesetzt zu haben. Wenn die Fed in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht so einen miserablen Job gemacht hätte, wäre das US-Wachstum quasi explodiert.
Wahlversprechen: Lohnsteuer senken
Der These von den nur "herbeigeredeten" Signalen einer konjunkturellen Wende widerspricht indes auch Trumps Überlegung zu einer weiteren Steuersenkung. Der Präsident denkt darüber nach, insbesondere die Lohnsteuer zu senken, um den Konsum anzukurbeln und konjunkturell gegenzusteuern. Davon würden besonders die Arbeiter profitieren, sagte Trump – möglicherweise möchte er ihnen vor dem Wahltermin im November 2020 noch ein Steuergeschenk machen.