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Autolobby
Hildegard Müller wird neue VDA-Chefin

Hildegard Müller ist einstimmig zur neuen Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) gewählt worden. Als ehemalige Vorsitzende der Jungen Union, Ex-Staatsministerin von Angela Merkel und Energielobbyistin gilt sie als gut vernetzt. Am 01. Februar 2020 wird sie ihr Amt antreten.

Von Felix Lincke | 29.11.2019
Hildegard Müller
Die neue VDA-Chefin Hildegard Müller (dpa/ Rolf Vennenbernd)
Wenn es stimmt, dass dem Elektroauto die Zukunft gehört, dann hat der Verband der Automobilindustrie VDA mit der Wahl von Hildegard Müller einiges richtig gemacht. Als Vorsitzende des Bundesverbands der Energiewirtschaft (BDEW) hat sie sich bereits jahrelang ausgiebig mit der Elektromobilität in den Städten beschäftigt, insbesondere mit dem Ausbau einer Infrastruktur für Ladesäulen und den dafür nötigen Netzen im Allgemeinen. Sie kennt sich aus mit politischer Lobbyarbeit, was bei dem scheidenden VDA-Präsidenten Bernhard Mattes nicht so sehr der Fall war. Mattes war in erster Linie ein Automanager.
Fingerspitzengefühl gefragt
In Zeiten von Dieselskandal und schwindender Akzeptanz des Verbrennungsmotors ist viel politisches Fingerspitzengefühl nötig, wenn man ein positives Bild von der Automobilindustrie vermitteln will. Das gilt zum Teil auch für die Energieerzeuger, die sich als Betreiber von Kohle- und Atomkraftwerken in einem schwierigen Umfeld bewegen. Müller stellte als Chefin des Energiewirtschaftsverbands die Erneuerbaren und die Energiewende in den Mittelpunkt ihrer Aussagen. So sagte sie auf dem BDEW-Kongress 2012 zum Netzausbau:
"Wir brauchen dringend mehr Übertragungs- und Verteilnetze, zum Beispiel für die Integration der erneuerbaren Energien. Hier setzt die Regulierung falsche Anreize, hier gibt es Probleme mit der Akzeptanz. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren sind zu lang. Und es ist auch ein erster Prüfstein, ob die verbesserte Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, die versprochen ist, wirklich realisiert wird, oder ob es nur Lippenbekenntnisse sind."
Stationen: JU, Kanzleramt, Konzern, Lobbyverband
Bevor sie mit 41 Jahren 2008 an die Spitze des Energie- und Wasserwirtschaftsverbands wechselte, hatte sie in der Politik bereits Karriere gemacht. So war die 1967 im münsterländischen Rheine geborene Müller Bundesvorsitzende der Jungen Union. Bis heute als einzige Frau. Bundeskanzlerin Angela Merkel holte die gelernte Bankkauffrau und Betriebswirtin als Staatsministerin ins Kanzleramt. Dort gehörte sie zum engsten Machtzirkel und Vertraute der Kanzlerin. Nach der Geburt ihrer Tochter war sie für ein Jahr aus der Politik ausgestiegen.
Ihr Wechsel in die Energiebranche kam für viele überraschend. Dass sie nun nicht mehr Chefin der Energiebranche, sondern der Automobilindustrie sein wird, passt dagegen gut ins Bild. Ihr nächstes Aufgabengebiet wird nicht mehr die Energiewende, sondern die Mobilitätswende sein.