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Avi Primor
Gedenken der Deutschen vorbildlich

Avi Primor hat die Deutschen für die Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte gelobt. In der Erforschung des eigenen Gewissens seien sie weltweit ein Vorbild, sagte der ehemalige israelische Botschafter in einer Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bundestag. "Mit so einem Deutschland trauere ich gern zusammen."

    Avi Primor, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland, lobt anlässlich des Volkstrauertages die Erinnerungskultur in Deutschland.
    Avi Primor, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland, lobt anlässlich des Volkstrauertages die Erinnerungskultur in Deutschland. (dpa / Jörg Carstensen)
    Der frühere Botschafter Israels in Deutschland verwies darauf, dass in anderen Ländern mit Denkmälern und Gedenkstätten an große Siege erinnert werde und Helden gewürdigt würden, die dem Vaterland Ruhm brächten: "Aber wo haben Sie jemals weltweit eine Nation gesehen, die Denkmäler baut, um sich an die eigene Schande, an das eigene Verbrechen zu erinnern?" Das hätten bis heute nur die Deutschen getan. Deutschland sei mit der Zeit in Sachen Erinnerung und Gewissensforschung weltweit vorbildlich geworden.
    Auch Bundespräsident Joachim Gauck gedachte der Opfer von Gewalt und Krieg. "Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen - zu Hause und in der ganzen Welt." Gauck erinnerte an Opfer der heutigen Kriege und Bürgerkriege, von Terrorismus und politischer Verfolgung. Getrauert werde auch um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Ausland ihr Leben verloren hätten. Gedacht werde auch derer, die in Deutschland Opfer von Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache geworden seien.
    Neue Gedenkstätte der Bundeswehr
    Der Volkstrauertag wurde in der Bundesrepublik 1952 auf Anregung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wieder eingeführt. Die Ursprünge reichen bis in das Jahr 1922. Damals veranstaltete der Volksbund eine Feier, um das Gedenken an die Toten des Ersten Weltkrieges zu wahren. Seine zentrale Gedenkfeier begeht der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge seit einigen Jahren im Plenarsaal des Bundestages in Berlin. Volksbund-Präsident Markus Meckel forderte im Deutschlandfunk, die zivilen Opfer nicht auszuklammern. Auch Polizisten und Entwicklungshelfer stürben bei Auslandseinsätzen.
    Ein Kreuz mit der Aufschrift "Den Toten zur Ehr" auf der Gedenkstätte "Wald der Erinnerung".
    Die neue Gedenkstätte "Wald der Erinnerung" befindet sich auf dem Gelände des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam. (picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger)
    Gestern hatte die Bundeswehr eine neue Gedenkstätte für ihre im Dienst gestorbenen Soldaten und zivilen Mitarbeiter feierlich eröffnet. Im "Wald der Erinnerung" bei Geltow in Brandenburg wurden die fünf bisherigen Ehrenhaine aus den verschiedenen Einsatzgebieten der Bundeswehr wie Afghanistan und Bosnien rekonstruiert. Seit der Gründung der Bundeswehr 1955 kamen nach Angaben des Verteidigungsministeriums rund 3200 militärische und zivile Angehörige im Dienst ums Leben.
    (sdö/swe)