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Bayernsponsor Ruanda
Sportswashing und Entwicklungspolitik

Helmut Asche ist Soziologe, Betriebswirt und Experte für Ruanda. Er beriet selbst schon die Regierung des Landes. Das Sponsoring bei Bayern München sei Imagepflege für ein in Menschenrechtsfragen problematisches Land, sagt Asche. Für die Entwicklungspolitik mache es aber ebenfalls Sinn.

Helmut Asche im Gespräch mit Matthias Friebe |
Auf dem Ärmel eines Trikots von Arsenal London steht "Visit Rwanda"
Als Werbepartner von Arsenal aus London, Paris Saint-Germain und nun Bayern München: Das Sportministerium von Ruanda (IMAGO / Colorsport / IMAGO / Shaun Boggust)
Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Ländern habe Ruanda keine nennenswerten natürlichen Ressourcen, erklärt Helmut Asche die Situation des Landes. Auch deswegen habe die Regierung auf andere Strategien zur Entwicklung des Landes gesetzt: „Ruanda hat sich vor einigen Jahren schon entschieden, als einen Pfeiler seiner Entwicklungspolitik auf nachhaltigen Tourismus und auf Konferenztourismus zu setzen.“
Mit dem Sponsoring bei Bayern München, Paris Saint-Germain und dem FC Arsenal könne das Land auf touristische Attraktionen wie Bademöglichkeiten, Konferenzzentren und Besuche von Berggorillas und anderen Wildtieren aufmerksam machen, glaubt Asche.
Helmut Asche steht an einem Rednerpult und spricht.
Helmut Asche, ehemaliger Berater der ruandischen Regierung. (IMAGO / Zoonar / IMAGO / Zoonar.com / Reynaldo Paganelli)
Dennoch benennt er deutliche Probleme in dem Land: "Also die Menschenrechtssituation in Ruanda ist nicht in Ordnung, da braucht man gar nicht drumherum zu reden. Das Land ist, um es mal begrifflich präzise auszudrücken, Entwicklungsdiktatur, das heißt, es ist auf der einen Seite eine Diktatur, nicht mal eine Fassadendemokratie, aber eben auf der anderen Seite auch ein Entwicklungsstaat."

Demokratie und Pressefreiheit leiden

Demokratie und Pressefreiheit litten in Ruanda, sagt Asche. Es gebe aber auch eine vernünftige Industriepolitik, auf die sich auch VW und Biontech eingelassen hätten.
Deswegen resümmiert Asche: Das Sponsoring bei Bayern sei sowohl Sportswashing, als auch ein Pfeiler in der Entwicklungspolitik des Landes, den man durchaus rechtfertigen könne.