Donnerstag, 18. April 2024

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Beethoven-Jahr 2020 in Coronazeiten
"Ein riesiger Hunger der Menschen nach Live-Konzerten"

Trotz Corona - das Beethoven-Jubliäumsjahr habe erfolgreich einen historisch differenzierten Blick auf den Komponisten und seine Zeit in Bonn geboten, erklärte Malte Boecker, Direktor des Beethoven-Hauses, im Dlf. Auch hätten sich neue Wege gefunden, Musik im virtuellen Raum zu präsentieren.

Malte Boecker im Gespräch mit Raoul Mörchen | 14.12.2020
Malte Boecker, Geschäftsführender Vorstand des Beethoven-Hauses, steht am 20. Februar 2019 vor dem Haus in Bonn.
Beethoven rausholen aus den Kontexten, in denen man ihn erwartet, und eher Unbekanntes zu präsentieren - das will Malte Boecker. (picture alliance / Henning Kaiser)
Das Beethoven-Jahr 2020 in Bonn startete fulminant: mit der neuen Dauerausstellung im Beethoven-Haus, mit der großen Publikumsausstellung in der Bundeskunsthalle, die bis März 2020 Besucherströme angezogen habe, einem Kammermusikfestival sowie einem Beethoven Kongress mit den wichtigsten internationalen Beethoven-Forschern in Bonn - das erklärt Malte Boecker, Direktor und geschäftsführender Vorstand des Beethoven-Hauses sowie Künstlerischer Geschäftsführer der BTHVN2020 Beethoven Jubiläums GmbH, im Deutschlandfunk.
Auch bundesweit habe es erfolgreiche Aktionen gegeben, wie die große Beethoven-Hauskonzert-Reihe. Doch dann kam Corona.
Ein Blick in den Garten auf das Beethoven-Haus in Bonn mit einer Büste des Komponisten im Vordergrund
Beethoven-Haus Bonn - Ludwig goes Google
Das Museum im Geburtshaus Beethovens ist in einer interaktiven Ausstellung digital zugänglich. Herzstück des Online-Projektes, das zusammen mit Google Arts and Culture entstand, ist ein 3D-Rundgang.
Viele der etwa 300 Veranstaltungen bundesweit seien von der Corona-Pandemie getroffen worden. Es sei sehr bitter gewesen, im März das neueröffnete Beethoven-Haus zu schließen und die Mitarbeiter in die Kurzarbeit zu schicken, erinnert sich Malte Boecker.
Beethoven rausholen aus bekannten Kontexten
Wie feiert man Beethoven im Jahr 2020? "Das ist die große Frage von Anfang an gewesen", so Malte Boecker: "Beethoven ist der am meisten gespielte Komponist auf der Welt, es geht also nicht darum, ihn noch öfter vorkommen zu lassen."
Die Idee sei also gewesen, den Komponisten rauszuholen aus den Kontexten, in denen man ihn erwartet, und eher Unbekanntes zu präsentieren. So habe die Zeit im Fokus gestanden, die Beethoven in Bonn verbracht habe – immerhin 22 Jahre seines Lebens, eine "unheimlich spannende Zeit".
Der Projektrahmen sei nun verlängert worden, um möglichst viele von den Ideen noch umzusetzen, die aufgrund der Corona-Pandemie bislang ausgefallen seien.
Klassische Musik im virtuellen Raum präsentieren
Dabei sei klar geworden, dass es einen unheimlichen Innovationsdruck gebe, wie Klassische Musik gezeigt und präsentiert wird – gerade die Coronakrise habe neue Wege gezeigt, von denen man sich zuvor kein Bild habe machen können: "Wir haben ganz viele interessante Beiträge gesehen, wie man klassische Musik im virtuellen Raum präsentiert."
Auch Künstlerinnen und Künstler hätten eine neues Selbstverständnis entwickelt und eine Verantwortung gespürt, Menschen zu erreichen und kulturell zu verbinden in einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt erodiere.
Am Ende des Beethoven-Jahres 2020 sei nun ein "riesiger Hunger der Menschen nach Gemeinschaftserlebnissen, nach Live-Konzerten" zu bemerken: "Ein tolles Zeichen, was von diesem Jubiläumsjahr ausgeht".