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Zwischenfall im Oktober 2021
Beinahekollision im Mondorbit - indische Sonde weicht NASA-Kapsel aus

Um die Erde kreisen über 4.000 Satelliten und Unmengen an Trümmerstücken: Immer wieder müssen Satelliten einander ausweichen. Nun gab es so ein Manöver auch am Mond, um den Zusammenstoß zweier Sonden zu verhindern.

Von Dirk Lorenzen | 11.06.2022
Vor dem Ausweichmanöver war der Chandrayaan-2-Orbiter (CH2O) auf der violetten Bahn unterwegs, danach auf der grünen – so wurde die Kollision mit dem LRO (blau) sicher vermieden.
Vor dem Ausweichmanöver war der Chandrayaan-2-Orbiter (CH2O) auf der violetten Bahn unterwegs, danach auf der grünen – so wurde die Kollision mit dem LRO (blau) sicher vermieden. (IRSO)
Im Oktober des vergangenen Jahres wären sich die indische Sonde Chandrayaan Zwei und der Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA bis auf etwa drei Kilometer nah gekommen. Da die Bahnen niemals ganz perfekt bekannt sind, war den Raumfahrtagenturen das Risiko zu groß.
Zwei Tage vor der womöglich fatalen Begegnung hat die indische Sonde ihre Bahn so verändert, dass die Passage in sicherem Abstand erfolgte.
Bemerkenswert ist, dass die NASA und die indische Raumfahrtbehörde ISRO dies erst Wochen später mitteilten – und der Vorfall kaum wahrgenommen wurde. Denn am Tag der Veröffentlichung hatte Russland mit dem Abschuss eines seiner Satelliten Tausende Trümmer Weltraummüll erzeugt, was deutlich mehr Aufsehen erregte.
Inzwischen kreisen auch um den Mond und den Planeten Mars Dutzende von Raumsonden. Auch dort drohen Verkehrsunfälle, die die Raumsonden zerstören und zu Schrottteilen in der Umlaufbahn führen könnten.
Es ist gute Übung, dass die Raumfahrtagenturen die Bahndaten ihrer Sonden austauschen – so hat auch China, nach anfänglichem Zögern, die Daten seiner Marssonde Tianwen der NASA übermittelt.
Am Mars war 2015 ein kurioses Ausweichmanöver notwendig: Die NASA-Sonde MAVEN hat ihre Bahn verändert, um einer Kollision zu entgehen – aber nicht mit einem anderen Raumschiff, sondern mit dem Mond Phobos.