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Berlin ist dem Bildungssenator zu rau

Der SPD-Politiker Jürgen Zöllner ist der dienstälteste Wissenschaftsminister Deutschlands. Nicht mehr lange. Jetzt hat er angekündigt, nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung zu stehen.

Von Claudia van Laak | 26.05.2011
    Der Ton in der Hauptstadt ist Jürgen Zöllner zu rau. Eltern und Kinder mit Trillerpfeifen vor seinem Büro, Studierende, die Hörsäle besetzen, und Gewerkschaftsfunktionäre, die laut ihre Stimme erheben – die Berliner Protestkultur ist dem bedächtigen 65-jährigen Molekularbiologen fremd. Sein Stil: Gespräche hinter verschlossenen Türen. Eine typische Zöllner-Antwort auf bohrende Reporter-Fragen:

    "Die Hörer sehen jetzt nicht, dass ich schmunzele, Sie können sich vorstellen, dass ich mir darüber schon mehr Gedanken gemacht habe als ich sage und sagen will, lassen Sie uns das jetzt mal in Ruhe angehen."

    Klaus Wowereit holt den rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister vor fünf Jahren nach Berlin. Seine Aufgabe hat Zöllner allerdings unterschätzt. In der Hauptstadt ist er zuständig für Kindergartenkinder, für Schüler, Lehrer und Eltern, für Studierende, Professoren und zudem für die Spitzenforscher – ein Mega-Ressorts, das kaum ordentlich zu führen ist.

    Das Herz des früheren Mainzer Unipräsidenten schlägt für die Wissenschaft, aber Zöllners größtes Verdienst in Berlin ist die Abschaffung der Hauptschule. Aus einem dreigliedrigen macht er 2010 ein zweigliedriges Schulsystem, und das weitgehend geräuschlos. Die Berliner Hochschulrektoren werden ihm nicht nachtrauern: die Idee einer Super-Uni, der Einsteinstiftung, und die vor kurzem verabschiedete Novelle des Hochschulgesetzes haben sie bis zum Schluss bekämpft.
    Die eigene Bilanz des 65-Jährigen: die Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium sei ein Fehler gewesen. Und: dass die Lehre an den Hochschulen bis heute nicht angemessen behandelt wird, grämt Jürgen Zöllner.