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Besser als erwartet

Es läuft überraschend gut bei Infineon, einem Unternehmen, das nicht nur Auto- und Handyhersteller mit Chips versorgt, sondern immer häufiger auch die Sicherheit der Personalausweise ganzer Länder garantiert. Nun hat sich der Quartalsgewinn mehr als verdoppelt – auf 77 Millionen, verglichen mit dem Vorquartal.

Von Michael Watzke | 30.07.2013
    Wenn Dr. Reinhard Ploss Gäste begrüßt, dann klingt das so:

    "Sehr geehrte Damen und Herren: Mahlzeit."

    Mahlzeit. Man kann sogar am Telefon förmlich sehen, wie sich der Infineon-Chef die Nahsichtbrille auf die Nase schiebt, um Produktnamen wie den folgenden abzulesen:

    "Jibi jibi IC try core boost schniffdi schneufdi etc."

    Irgendwann muss irgendwer aus der Infineon-Marketing-Abteilung gemerkt haben, dass bei den Produktnamen noch Verbesserungspotenzial besteht. Heute präsentierte Dr. Reinhard Ploss den neuesten Infineon-Chip:

    "Unseren integrierten Treiber, dem wir den Namen Doctor Blade gegeben haben."

    Doctor Blade – das klingt rasiermesserscharf nach Hollywood und könnte bald der Spitzname von Doktor Ploss werden. Denn der Nachfolger des langjährigen Infineon-Chefs Bauer hat erneut rasiermesserscharfe Zahlen vorgelegt.

    "Gegenüber dem Vorquartal haben wir erneut deutlich zugelegt. Im Vergleich zum ersten Geschäftsquartal ist der Umsatz gar um 20 Prozent gestiegen. Besonders bemerkenswert ist: Erstmals seit fünf Quartalen ist Infineon auch im Vergleich zum Vorquartal wieder gewachsen."

    Es läuft überraschend gut bei Infineon, einem Unternehmen, das nicht nur Auto- und Handyhersteller mit Chips versorgt, sondern immer häufiger auch die Sicherheit der Personalausweise ganzer Länder garantiert.

    "So erhielten wir im vergangenen Quartal den inzwischen zweiten Auftrag der Regierung von Taiwan. Infineon liefert die Sicherheitschips für die Reisepässe dieses Landes. Taiwan hat ungefähr 23 Millionen Bürger und gibt jährlich rund eine Million dieser elektronischen Ausweisdokumente aus. Infineon ist der einzige Lieferant."

    Geschäftserfolge wie dieser sorgen dafür, dass sich die Auslastung der Infineon-Produktion stark verbessert und sich der Quartalsgewinn mehr als verdoppelt hat – auf 77 Millionen, verglichen mit dem Vorquartal. Infineons Doctor Blade Reinhard Ploss kündigte heute an, man werde die selbst gesteckten Jahresumsatzziele erreichen, teilweise sogar übertreffen. Es bestehe aber noch Potenzial.

    "Unser langfristiges Ziel bei der Profitabilität: 15 Prozent Segmentergebnismarge über den Zyklus. Das haben wir noch nicht erreicht. Daran arbeiten wir weiter."

    15 Prozent Ergebnismarge – ein ambitioniertes Ziel. In Infineons Nachbarschaft ist gerade erst ein Konzernchef an einem Margenziel von 12 Prozent gescheitert. Peter Löscher muss demnächst seinen Siemens-Schreibtisch räumen. Für Infineons Dr. Blade sieht es derzeit deutlich besser aus.