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Besuch des US-Außenministers
Der bedingungslose Gefolgsmann Trumps

US-Außenminister Mike Pompeo ist einer der loyalsten Mitarbeiter des US-Präsidenten. Er steht immer hinter den Entscheidungen Donald Trumps, ohne sie anzuzweifeln - das betrifft auch den Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag. Nun besucht Pompeo Deutschland.

Von Thilo Kößler | 06.11.2019
US-Präsident Donald Trump (vorne) und sein Außenminister Mike Pompeo
Mike Pompeo war kein Trumpist der ersten Stunde - nun ist er einer der loyalsten Vertrauten des US-Präsidenten (Saul Loeb / AFP)
Die freundlich-gemütliche Ausstrahlung, die Mike Pompeo stets zur Schau stellt, kann nicht über die Härte seiner Botschaften im Namen seines Präsidenten hinwegtäuschen. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments konnten sich im Dezember 2018 davon ein Bild machen, als Pompeo der multilateralen Weltordnung eine Absage erteilte und sie wegen überbordender Bürokratie in Frage stellte.
Dabei ist sich der US-Außenminister seiner Wirkung durchaus bewusst. Im ohnehin schon kalten Raum in Brüssel sei es nach seiner Rede noch frostiger gewesen, erinnerte er sich später.
Pompeo als Echo Trumps
Mike Pompeo lässt nie irgendeinen Zweifel darüber aufkommen, dass er einer der engsten Vertrauten und Mitstreiter Donald Trumps ist. Ob bei der Absage an den Pariser Klimavertrag oder bei der Aufkündigung des Atomvertrages mit dem Iran, ob bei den wenig ertragreichen Gesprächen mit Nordkorea oder bei der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem: Stets ist Mike Pompeo das Echo der Stimme seines Herrn. Gerne schickt er den oft emotionalen Äußerungen Donald Trumps eine scheinbar rationale Auslegung hinterher – etwa wenn es darum geht, dem rustikalen Nationalismus Marke America first eine freundlichere verbale Anmutung zu geben.
Dabei war der ehemalige Tea-Party-Mann, dessen politische Karriere von den milliardenschweren konservativen Koch-Brüdern gefördert wurde, durchaus kein Trumpist der ersten Stunde. Erst als CIA-Chef suchte er bei den täglichen Briefings die Nähe zum Präsidenten und erwies sich dabei mehr und mehr als bedingungslos loyaler Gefolgsmann.
Der Lohn ist die Nähe zur Macht und ein regelmäßiger Sonnenplatz am Mittagstisch des Präsidenten, seit er im April 2018 Rex Tillerson im Amt des US-Außenministers beerbte. Trump weiß die Loyalität Mike Pompeos, der zum Kreis der tief Religiösen in seinem innerem Machtzirkel zählt, zu schätzen.
Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit verschwimmen
Derart auf bedingungslose Gefolgschaft eingeschworen, beginnen auch bei Mike Pompeo die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit zu verschwimmen. Unlängst begab er sich an der Seite des ebenfalls Trump-ergebenen Justizministers auf Dienstreise nach Europa, um dort präsidialen Verschwörungstheorien in der Frühphase der Russlandaffäre nachzugehen.
Dass nun auch Pompeo Gefahr läuft, sich im Gestrüpp von Halbwahrheiten zu verlieren, wurde erst dieser Tage augenfällig. Da widersprach er der beeideten Aussage seines einst engsten Mitarbeiters im State Department. Michael McKinley hatte behauptet, er habe Pompeo mehrfach um Schutz für die verleumdete US-Botschafterin in der Ukraine gebeten. Stimmt nicht, behauptete Mike Pompeo im Fernsehsender ABC und löste damit Spekulationen aus, welcher der beiden Herren sich da zu einer dreisten Lüge hinreißen ließ.
Kein Zweifel kann indes darüber bestehen, dass US-Außenminister Mike Pompeo die fragwürdige Nebenaußenpolitik von Trump-Anwalt Rudy Giuliani in der Ukraine-Affäre zumindest schweigend in Kauf nahm. Weil dabei die offizielle Linie der amerikanischen Außenpolitik gegenüber der Ukraine konterkariert wurde, ist in den Untersuchungsausschüssen bereits von einer Gefährdung der nationalen Sicherheit die Rede.
Pompeo hat bei vielen das Vertrauen verspielt
Nicht allein wegen seiner fehlenden Unterstützung für die verdiente Karrierediplomatin Marie Yovanovitch, die ihren Botschafterposten in Kiew auf Betreiben Donald Trumps verlor, ist Außenminister Mike Pompeo bei vielen der 75.000 Beschäftigten im State Department unten durch. Die Moral sei geschwunden, die Enttäuschung groß, sagte John Kirby, ehemals Sprecher des State Department unter Außenminister John Kerry, in CNN
Fragen nach seiner beruflichen Zukunft geht Mike Pompeo derzeit noch gewissenhafter aus dem Weg. Man sagt ihm Ambitionen auf einen Senatorenposten im Bundesstaat Kansas nach.