So sieht eigentlich nur eine Bedienung ihr Bierzelt spät am Abend, bevor sie die letzten rauswirft, denen das Bier besonders gut schmeckt. Aber es ist früher Abend – eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Nur ungefähr 20 Menschen sitzen verstreut in dem Zelt im oberbayerischen Töging am Inn. Über der 10.000-Seelen-Stadt hängt schwül-heiße, schwere Luft. Aber vielleicht spielt auch der Bekanntheitsgrad der Rednerin an diesem Abend eine Rolle für die geringe Besucherzahl. Ihren Namen, Gerda Hasselfeldt, den bringen die meisten fehlerfrei über die Lippen. Aber ihre Funktion? Ein paar stramme CSU-Anhänger retten schließlich die Ehre der Töginger:
"Spitzenkandidatin der CSU für Bundestag der CSU in Bayern und Landesgruppenvorsitzende der CSU in Berlin."
Gerda Hasselfeldt bekommt davon erst mal nichts mit. Sie trägt sich im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein, die seit Jahren von einem SPD-Bürgermeister regiert wird. Auch das ist möglich in Oberbayern. Beim Empfang mit dabei: das Töginger Volksfest-Mädchen, Sonja Breu. Weiß sie, für wen sie hier steht?
"Ich muss leider sagen, ich hab mich überhaupt noch nicht informiert."
Egal, ob informiert oder nicht - als die Spitzenkandidatin im rosa Dirndl auf dem Rathausvorplatz ankommt, wird sie vom Mädchen, das eine Schärpe in den Stadtfarben grün-weiß-rot trägt, begrüßt, als wüsste diese ganz genau, wen sie da so vor sich hat. Souveränität im Amt - könnte man das nennen:
Hasselfeldt: "Und, macht‘s Ihnen Spaß?"
Breu: "Ja, ich bin auch froh, dass ich heute da bin."
Gerda Hasselfeldt nimmt es gelassen. Die 63-jährige Bundespolitikerin rechnet gar nicht damit, dass sie jeder kennt – selbst in ihrer bayerischen Heimat
"Die Landesgruppenvorsitzende ist natürlich nicht so im Fokus, wie ein Minister beispielsweise. Ich habe eine Fraktions- und damit Parteifunktion und kein Staatsamt. Das ist im Bewusstsein der Menschen etwas anderes."
Ob ihre Vorgänger Glos und Ramsauer auch so bescheiden gewesen wären? Manches Alphatier auf dem Posten des Landesgruppenchefs galt als eitel. Hasselfeldt schreibt noch schnell Wünsche und Gottes Segen ins Goldene Buch der Stadt. Unterschrift darunter, dann geht es ins Bierzelt.
Die Spitzenkandidatin spricht vor halbleerem Zelt – WahlKAMPF heißt eben nicht umsonst so. Ein paar Leute mehr sind nun doch gekommen – aber ganz voll ist das Bierzelt nicht. 150 bis 200 Menschen sind es wohl, hauptsächlich Männer ab 50 Jahren aufwärts. Deren Erwartungen sind wenig euphorisch:
"Eine markige Bierzeltrede erwarten wir nicht. Weil sie eben nicht bekannt ist, dass sie im Bierzelt so mordsmäßig auf den Tisch haut."
Da hat er Recht. Hasselfeldt gilt auch in Berlin nicht als Hau-Drauf, sondern als Diplomatin, die im Umgang mit den Koalitionspartnern von CDU und FDP eher die leisen Töne schätzt.- Im Bierzelt aber überrascht sie. Denn sie zeigt: Eine Gerda Hasselfeldt kann ja doch laut werden. Und zwar bei Themen, die emotionalisieren und die die Stammwähler der CSU ansprechen. Da wäre beispielsweise der Länderfinanzausgleich. Die Landesgruppenchefin poltert gegen die Bundeshauptstadt. Berlin-Bashing macht sich in Bayern immer gut:
"Es kann nicht sein, dass sich so manches Land Dinge leistet, die wir uns in Bayern nicht leisten können und nicht leisten. Und wir aber trotzdem dafür zahlen sollen, für Dinge, die sich andere Länder leisten. Das ist nicht gerecht."
Ihr Fett weg kriegen auch die Grünen – derzeit die Lieblingsgegner der CSU. In den Umfragen für die Landtagswahlen im Freistaat sind die Grünen auf dem besten Weg, mit der SPD gleichauf zu ziehen:
"Grade die Grünen, fällt mir jetzt grade noch ein, die wollen ja nur die Leute bevormunden. Unsere Grundeinstellung ist die des christlichen Menschenbildes. Und danach ist jeder Mensch ein Individuum. Man soll sie nicht bevormunden, sondern diese Freiheit der einzelnen Entscheidung – ob das bei der Geschwindigkeitsbegrenzung ist oder beim Essen – die müssen wir schon dem Einzelnen überlassen."
Die Spitzenkandidatin lässt nichts aus: Familienpolitik. Ehegattensplitting, Mütterrente und natürlich das Betreuungsgeld spricht sie an. Auch Europa kommt in ihrer Rede vor. Keine Partei habe sich so viel mit Europa auseinandergesetzt wie die CSU – das ist freundlich ausgedrückt, denn keine Partei ist beim Thema Euro mit solch verbalen Ausfällen aufgefallen wie die Christsozialen.
"Ja, es war eine gute Bierzeltrede – wenig Argumente, aber mit Gefühl."
Gerda Hasselfeldt ist fast ein bisschen überrascht ob des Lobs:
"Obwohl es sehr heiß und schwül ist, haben die Leute sehr lange zugehört, aufmerksam zugehört, deshalb war es für mich eine sehr, sehr angenehme Atmosphäre."
Verabschiedung – wie soll es anders sein – mit Blasmusik. Die bis dahin eher unbekannte Spitzenkandidatin hat sich im Bierzelt gut geschlagen. Und hat plötzlich sogar richtige Fans:
Gast: "Gibt’s von Ihnen ein Autogramm auch?"
Hasselfeldt: "Mein Fahrer müsste welche haben."
Gast: "Na, ich warte dann."
Vielleicht ist der Gast irgendwann doch zu Hasselfeldts Fahrer gegangen, weil ihm das Warten zu lange war. Denn die CSU-Landesgruppenchefin bleibt noch ein bisschen im sich leerenden Bierzelt. Jetzt, wo jeder weiß, wer sie ist, wollten sich viele auch mit Gerda Hasselfeldt unterhalten. Und ihr die Hand schütteln.
"Spitzenkandidatin der CSU für Bundestag der CSU in Bayern und Landesgruppenvorsitzende der CSU in Berlin."
Gerda Hasselfeldt bekommt davon erst mal nichts mit. Sie trägt sich im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein, die seit Jahren von einem SPD-Bürgermeister regiert wird. Auch das ist möglich in Oberbayern. Beim Empfang mit dabei: das Töginger Volksfest-Mädchen, Sonja Breu. Weiß sie, für wen sie hier steht?
"Ich muss leider sagen, ich hab mich überhaupt noch nicht informiert."
Egal, ob informiert oder nicht - als die Spitzenkandidatin im rosa Dirndl auf dem Rathausvorplatz ankommt, wird sie vom Mädchen, das eine Schärpe in den Stadtfarben grün-weiß-rot trägt, begrüßt, als wüsste diese ganz genau, wen sie da so vor sich hat. Souveränität im Amt - könnte man das nennen:
Hasselfeldt: "Und, macht‘s Ihnen Spaß?"
Breu: "Ja, ich bin auch froh, dass ich heute da bin."
Gerda Hasselfeldt nimmt es gelassen. Die 63-jährige Bundespolitikerin rechnet gar nicht damit, dass sie jeder kennt – selbst in ihrer bayerischen Heimat
"Die Landesgruppenvorsitzende ist natürlich nicht so im Fokus, wie ein Minister beispielsweise. Ich habe eine Fraktions- und damit Parteifunktion und kein Staatsamt. Das ist im Bewusstsein der Menschen etwas anderes."
Ob ihre Vorgänger Glos und Ramsauer auch so bescheiden gewesen wären? Manches Alphatier auf dem Posten des Landesgruppenchefs galt als eitel. Hasselfeldt schreibt noch schnell Wünsche und Gottes Segen ins Goldene Buch der Stadt. Unterschrift darunter, dann geht es ins Bierzelt.
Die Spitzenkandidatin spricht vor halbleerem Zelt – WahlKAMPF heißt eben nicht umsonst so. Ein paar Leute mehr sind nun doch gekommen – aber ganz voll ist das Bierzelt nicht. 150 bis 200 Menschen sind es wohl, hauptsächlich Männer ab 50 Jahren aufwärts. Deren Erwartungen sind wenig euphorisch:
"Eine markige Bierzeltrede erwarten wir nicht. Weil sie eben nicht bekannt ist, dass sie im Bierzelt so mordsmäßig auf den Tisch haut."
Da hat er Recht. Hasselfeldt gilt auch in Berlin nicht als Hau-Drauf, sondern als Diplomatin, die im Umgang mit den Koalitionspartnern von CDU und FDP eher die leisen Töne schätzt.- Im Bierzelt aber überrascht sie. Denn sie zeigt: Eine Gerda Hasselfeldt kann ja doch laut werden. Und zwar bei Themen, die emotionalisieren und die die Stammwähler der CSU ansprechen. Da wäre beispielsweise der Länderfinanzausgleich. Die Landesgruppenchefin poltert gegen die Bundeshauptstadt. Berlin-Bashing macht sich in Bayern immer gut:
"Es kann nicht sein, dass sich so manches Land Dinge leistet, die wir uns in Bayern nicht leisten können und nicht leisten. Und wir aber trotzdem dafür zahlen sollen, für Dinge, die sich andere Länder leisten. Das ist nicht gerecht."
Ihr Fett weg kriegen auch die Grünen – derzeit die Lieblingsgegner der CSU. In den Umfragen für die Landtagswahlen im Freistaat sind die Grünen auf dem besten Weg, mit der SPD gleichauf zu ziehen:
"Grade die Grünen, fällt mir jetzt grade noch ein, die wollen ja nur die Leute bevormunden. Unsere Grundeinstellung ist die des christlichen Menschenbildes. Und danach ist jeder Mensch ein Individuum. Man soll sie nicht bevormunden, sondern diese Freiheit der einzelnen Entscheidung – ob das bei der Geschwindigkeitsbegrenzung ist oder beim Essen – die müssen wir schon dem Einzelnen überlassen."
Die Spitzenkandidatin lässt nichts aus: Familienpolitik. Ehegattensplitting, Mütterrente und natürlich das Betreuungsgeld spricht sie an. Auch Europa kommt in ihrer Rede vor. Keine Partei habe sich so viel mit Europa auseinandergesetzt wie die CSU – das ist freundlich ausgedrückt, denn keine Partei ist beim Thema Euro mit solch verbalen Ausfällen aufgefallen wie die Christsozialen.
"Ja, es war eine gute Bierzeltrede – wenig Argumente, aber mit Gefühl."
Gerda Hasselfeldt ist fast ein bisschen überrascht ob des Lobs:
"Obwohl es sehr heiß und schwül ist, haben die Leute sehr lange zugehört, aufmerksam zugehört, deshalb war es für mich eine sehr, sehr angenehme Atmosphäre."
Verabschiedung – wie soll es anders sein – mit Blasmusik. Die bis dahin eher unbekannte Spitzenkandidatin hat sich im Bierzelt gut geschlagen. Und hat plötzlich sogar richtige Fans:
Gast: "Gibt’s von Ihnen ein Autogramm auch?"
Hasselfeldt: "Mein Fahrer müsste welche haben."
Gast: "Na, ich warte dann."
Vielleicht ist der Gast irgendwann doch zu Hasselfeldts Fahrer gegangen, weil ihm das Warten zu lange war. Denn die CSU-Landesgruppenchefin bleibt noch ein bisschen im sich leerenden Bierzelt. Jetzt, wo jeder weiß, wer sie ist, wollten sich viele auch mit Gerda Hasselfeldt unterhalten. Und ihr die Hand schütteln.