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Bildung
Grüne übernimmt KMK-Präsidentschaft

Die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), will die inklusive Schule voranbringen, die Vergleichbarkeit von Abschlüssen über Ländergrenzen hinweg verbessern und ein Bildungsmonitoring entwickeln. Auch das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern ist ein Thema für sie. 2014 soll zudem ein "Jahr der Erinnerungskultur" werden.

Von Jürgen König | 15.01.2014
    Sylvia Löhrmann (Grüne), hat sich viel vorgenommen: Eine Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring will sie entwickeln, mit Maßnahmen zur "regelmäßigen Überprüfung der Wirksamkeit des Bildungssystems", die inklusive Schule vorantreiben, den Bildungsföderalismus "selbstbewusst nutzen und weiter ausbauen". Was das heißt?
    "Ich glaube, wir müssen ihn mit Leben füllen, weil er sich bewährt hat, weil wir nicht alles über einen Kamm scheren können. Das geht selbst in einzelnen Ländern nicht, weil die Situationen so unterschiedlich sind. Aber wir können, glaub ich, zuversichtlich an die Entwicklung der letzten Jahre anknüpfen, dass wir besser werden und dass wir eine Zusammenarbeit im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten stärken sollten. Der Bund ist da gefordert, wo es um die sozialpolitische Dimension von Bildung geht - daran lohnt es weiter zu arbeiten für eine ganzheitliche Bildung aller jungen Menschen in Deutschland."
    Gerade beim Thema Kooperationsverbot sind die Erwartungen groß. Es müsse sich "endlich etwas bewegen" fordert der Verband Bildung und Erziehung. Er dringt auf ein "Kooperationsgebot". Ein zentrales Thema ist dies auch für Sigrid Hupach, Obfrau der Linkspartei im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien, und für dessen neuen Vorsitzenden, Siegmund Ehrmann von der SPD.
    Sigrid Hupach: "An erster Stelle würde ich die Aufhebung des Kooperationsverbotes für ganz wichtig halten. Sie spricht ja auch davon im Interview und das begrüße ich auch sehr, dass sie auch an ein Kooperationsgebot denkt und dass sie das für wichtig hält. Allerdings – ich würde das fast noch stärker formulieren und nicht nur für den Bildungsbereich, sondern vor allem auch für den Kulturbereich, für die Schulen. Das ist mir sehr wichtig."
    Siegmund Ehrmann: "Wenn sie auch in ihren Interviews und ersten Ankündigungen berichtet, dass sie sehr wohl auch die Verantwortung für die Kooperation zwischen Bund und Ländern in der Bildungs- und Kulturpolitik unterstreicht, finde ich, ist das genau der offene Blick, den wir brauchen, den ich auch als Kulturpolitiker mir sehr erhoffe. Ich freue mich auch darüber, dass sie offenbar ihr Thema dahingehend setzt, auch die Erinnerungskultur zu stärken."
    Junge Menschen auf Geschichte aufmerksam machen
    Denn Sylvia Löhrmann will 2014 - mit den Gedenktagen und –wochen rund um 100 Jahre Erster Weltkrieg und 25 Jahre Mauerfall - für Schülerinnen und Schüler zu einem besonderen "Jahr der Erinnerungskultur" machen. Kulturelle Bildung ist ihr wichtig, Überlegungen sollen vorangetrieben werden, wie man junge Menschen auch außerhalb der Schulen auf Geschichte aufmerksam machen kann.
    Die inklusive Schule will Sylvia Löhrmann voranbringen, sich insbesondere um die entsprechende Aus- und Weiterbildung von Lehrern kümmern. Albert Rupprecht, in der CSU Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bildung, findet, dass - über die inklusive Schule hinaus - die gesamte Lehrerausbildung in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gehört und verweist auf die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" des Bundes und der Länder:
    "Die Lehrerausbildung ist, wie ich finde, neben den ganzen Strukturdebatten, die Jahrzehnte jetzt geführt worden sind, viel zu kurz gekommen. Die Lehrer verdienen mehr Wertschätzung, es braucht substantielle Unterstützung - wir geben von Seiten des Bundes substantielle Unterstützung mit einer halben Milliarde, und ich glaube, dass die KMK gut beraten ist, das auch als eines der Top-Themen zu priorisieren."
    Bundesbildungs- und -forschungsministerin Johanna Wanka, CDU, will vor allem die Mobilität im bildungsföderalen Deutschland gewährleistet sehen - endlich:
    "Ich setze auf eine gute Kooperation von der Bundesseite mit der KMK und natürlich mit der KMK-Präsidentin. Und ich hoffe, dass Frau Löhrmann, und ich glaube, da wird sie auch Energie drauf verwenden, auf das, was die Menschen am Bildungsföderalismus so stört: Er hat ja viele Vorteile, aber dass man Ländergrenzen nicht einfach überwinden kann mit Schulabschlüssen, also die Vergleichbarkeit von Abschlüssen, von Leistungen, dass man dort in der Kultusministerkonferenz vielleicht in diesem Jahr ein entscheidendes Stück vorankommt."
    Genau das sieht auch Sylvia Löhrmann als eine der "Kern- und Daueraufgaben" der KMK an. Und hofft ebenfalls auf gute Kooperation und darauf, dass alle Beteiligten etwas entspannter miteinander umgehen mögen:
    "Wir sind ja alle nie fertig! Und mit dieser Gelassenheit müssen wir vielleicht auch die Entwicklungsprozesse angehen, damit es die Schwere nimmt und die strukturelle Überforderung nimmt. Wir dürfen auch Fehler machen! Und dann gelingt manchmal viel mehr, weil wir aus Fehlern ja auch immer wieder lernen."