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Bildungsprogramm für sozial Benachteiligte
In "Lernferien" Motivation entwickeln

In den Ferien organisiert lernen, Stärken entwickeln, mit anderen Schülern zusammenarbeiten: Das ermöglicht ein gemeinnütziges Unternehmen Kindern aus sozial benachteiligten Familien. Meist leiten Lehramtsstudenten diese "Lernferien" ehrenamtlich - und lernen selbst dazu.

Von Dirk Groß-Langenhoff |
    Ein Schulkind meldet sich im Unterricht mit gestrecktem Zeigefinger, aufgenommen am 19.01.2015 in Dresden (Sachsen). Foto: Thomas Eisenhuth | Verwendung weltweit
    Weitermachen, auch wenn es einmal schwierig ist: Auch das lernen die Kinder bei den "Lernferien" des Bildungsprogramms Climb (dpa-Zentralbild / Thomas Eisenhuth)
    Mit dem Klatschen leitet Lehramtsstudent Moritz Pillunat den sogenannten Phasentrenner ein. Für die Dortmunder Grundschulkinder bedeutet das aufstehen und im Kreis aufstellen. So soll innerhalb der Lernzeit Stress abgebaut werden.
    Was hinter dem Traumberuf steckt
    Lernzeiten gibt es in Deutsch und Mathe. Die Aufgaben drehen sich um das jeweilige Motto der "Lernferien". Diesmal heißt es: Traumberufe. Die Klassen sind entsprechend benannt: Piloten, Showmaster, Berufsschmiede ist auf großen Plakaten an den Türen zu lesen. Geleitet werden die "Lernferien" ehrenamtlich, meistens von Lehramtsstudierenden. Anna-Lena Friebe koordiniert als Projektleiterin den Unterricht in Dortmund.
    "Wir arbeiten dieses Mal zum Thema Traumberufe. Die Kinder sollen herausfinden, dass Pilot einfach mehr heißt, als der soll nur ein Flugzeug fliegen. Sie lernen einfach, was hinter den Berufen steckt, was ich für Kompetenzen haben muss, um verschiedene Berufe machen zu können, und lernen einfach, was in ihnen steckt.
    Kindern ihre Stärken aufzeigen
    Die Kinder stammen aus bescheidenen Verhältnissen. Climb geht dafür extra in Brennpunkt-Grundschulen. Die Nachfrage dort ist größer als es das gemeinnützige Unternehmen bisher bewältigen kann. Es gibt mehr Anmeldungen, als Plätze vorhanden sind. Gerade sozialbenachteiligten Kindern fehlt es an Selbstbewusstsein. Kaum jemand sagt ihnen, was sie gut können. Und genau diese Lücke versucht Climb zu schließen. Die angehenden Lehrer zeigen den Kindern ihre Stärken auf.
    "Bei uns steckt das Überfachliche vielmehr dahinter. Die Kinder lernen, dass sie einfach immer weiter machen müssen, wenn es schwierig ist. Wie kann man gut im Team arbeiten, wie nehme ich Rücksicht, wie mache ich mir eigentlich einen Plan? Das lernen die Kinder vorrangig. Und dabei wird dann noch Deutsch und Mathe gefördert - mit ganz viel Spaß."
    Climb macht den Kindern auch ihre Erfolge sichtbar. Dafür bekommen die Kinder zu Beginn ein Bild von einem leeren Containerschiff. Grundschüler Jordan erklärt, was es damit auf sich hat.
    "Wenn man in einer Stunde, zum Beispiel Mathe, dann wirst du abgefragt, ob du jetzt zum Beispiel auf etwas stolz bist, was du gemacht hast. Und dann, wenn man auch wirklich stolz ist, bekommt man einen Container, aber je nachdem, was für eine Farbe und dann kann man die Sammeln. Ein Orangener ist zum Beispiel, wenn ich den jetzt habe, dass ich weiter gemacht habe, wo es schwierig war."
    Auch Lehrer lernen
    Nach eigenen Angaben bekommt das gemeinnützige Unternehmen später von den Klassenlehrern viele positive Rückmeldungen. Die Kinder sind konzentrierter im Unterricht und motivierter beim Lernen. Und auch für die angehenden Lehrer wie Moritz Pillunat ist der ehrenamtliche Ferienjob eine gute Chance, sich weiterzuentwickeln. Er habe viel gelernt, sagt er.
    "Wie man sich vor einer Klasse durchsetzt. Wie man auch als Lehrer arbeitet. Wir planen auch immer, wir planen wirklich einen Unterricht, also wie planst du einen Unterricht effektiv. Und auch dieses Zeitmanagement, das nehme ich auch einfach mit."
    Climb findet in allen Ferien für zwei Wochen statt. Weil es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, entscheiden am Ende die Schulleiter, welche Kinder mitmachen dürfen. Bisher gibt es die "Lernferien" in Hamburg, Dortmund und Mainz. Im Laufe des kommenden Jahres sollen weitere Städte hinzukommen.