
Ein langer Weg – Von den USA bis nach Deutschland
Der Black History Month nimmt seinen Anfang im Jahr 1926 in den USA - damals noch als Black-History-Week. Die Aktionswoche rief der afroamerikanische Historiker Carter G. Woodson ins Leben. Woodson wollte so auf die Marginalisierung Schwarzer Geschichte in den USA aufmerksam machen. Infolgedessen entwickelten Schulen, Museen und Universitäten ähnliche Veranstaltungswochen und weiteten diese auf den ganzen Monat Februar aus. Der Februar wurde gewählt, da er mit den Geburtstagen des ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln und und dem des Bürgerrechtlers und Schriftstellers Frederick Douglass zusammenfällt (*). Beide spielten eine wichtige Rolle bei der Abschaffung der Sklaverei.
Seit 1976 hat bisher jeder US-Präsident den Februar offiziell zum Black History Month in den USA erklärt. In Deutschland führte die Initiative Schwarze Menschen (ISD) den Black History Month das erste Mal in den 1990er-Jahren ins öffentliche Leben ein. Afrodeutsche Organisationen veranstalten seitdem regelmäßig im Februar Community-Events, Bildungs- und Erinnerungsaktionen. Aber woran soll genau erinnert werden?
Marginalisierte Geschichte sichtbar machen
"Ich glaube, was der Black History Month sein sollte, ist, dass weiße Menschen anfangen nachzuvollziehen, dass die deutsche Geschichte keine rein weiße Geschichte ist", sagte die Autorin und Journalistin Fabienne Sand anlässlich des Black History Month 2020 im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Denn obwohl Schwarze Menschen schon lange Teil der deutschen Gesellschaft sind, wird afrodeutsche Geschichte nicht oder nur kaum erzählt.
Aktionen wie Filmvorführungen, Lesungen und Workshops sollen das ändern. "Man rückt marginalisierte Geschichte in den Fokus – man bewegt sich abseits des gängigen Kanons, der gängigen Erzählung und schaut, was dahinterliegt", erklärt die Choreografin Joana Tischkau in Deutschlandfunk Kultur.
Repräsentation von Schwarzen Menschen und ihrer Leistungen
Junge Künstler und Künstlerinnen wie Joana Tischkau wünschen sich mehr Raum für Schwarze Menschen in der Öffentlichkeit. Denn Kulturschaffende wie der Schriftsteller Hans-Jürgen Massaquoi oder die Dichterin Katharina Oguntoye leisteten etwa bedeutende Beiträge zur deutschen Gesellschaft, sind bis heute aber den meisten unbekannt. Ziel des Black History Month ist es, auf Leistungen wie diese hinzuweisen. So bietet er auch eine Chance zum Empowerment.
Empowerment und Bildung
Welche Schwarzen Vorbilder gibt es? Welche unterschiedlichen Erfahrungen von Rassismus haben Schwarze in Deutschland gemacht? Fragen wie diese gehen selbstverständlich nicht nur die afrodeutsche Community etwas an. Die Feierlichkeiten im Rahmen des Black History Month sollen ebenfalls die weiße Mehrheitsgesellschaft auf strukturelle Probleme aufmerksam machen und Vorurteile abbauen. Denn auch wenn es der Titel "Black History Month" suggeriert: Zur Geschichte, zur Vergangenheit, zählen Erfahrungen von Rassismus und Marginalisierung noch lange nicht. Für hunderttausende Schwarze Menschen sind sie immer noch Teil der deutschen Gegenwart.
(*) Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle war eine Formulierung missverständlich. Frederick Douglass war nicht US-Präsident. Wir haben diesen Satz angepasst.