
Europäische Leitlinien empfehlen bislang, jüngere Menschen ab einem oberen Druck von 140 und ältere ab 150 mmHg zu behandeln. Andere Leitlinien sehen die Behandlung dieser sogenannten "milden" Hypertonie nur bei erhöhtem Risiko vor, wenn zum Beispiel Übergewicht die Wahrscheinlichkeit erhöht, einen Herzinfarkt zu bekommen. Ärzte sprechen dann von einem erhöhten kardiovaskulären Risiko.
In der neuen Studie US-amerikanische Ärzte die Daten von fast 89.000 britischen Patienten ausgewertet. Drei Erkenntnisse können laut Professor Martin Hausberg aus der Studie gewonnen werden:
1. Wenn man mit einer Intensivierung der Therapie wartet, dann verschlechtert sich der Zustand. Damit steige das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen.
2. Schon eine Wartezeit von nur 1,5 Monaten nach Diagnose des Bluthochdrucks sei ungünstig.
3. Spätestens nach drei Monaten solle kontrolliert werden, ob man mit der Intensivierung auf dem richtigen Weg sie.
Nicht auf ältere Menschen anwendbar
"Das ist ein relativ kleines Zeitfenster, das ist neu," so Hausberg, "besonders bei Fällen von milder Hypertonie, das hätte man nicht erwartet."
Ab Werten von 150 mmHg müsse man aktiv werden. Die Behandlung müsse nicht direkt medikamentös erfolgen. Auch Sport, eine richtige Ernährung und Gewichtsabnahme könnten schon helfen. Wichtig sei es, die Therapie nicht zu vernachlässigen: "Man darf nicht locker lassen."
Es sei davon auszugehen, dass die Ergebnisse auch auf deutsche Patienten anzuwenden seien. Allerdings nicht für ältere Patienten ab 80 Jahre: "Da müssen die Risiken eine Senkung gegen den Nutzen abgewogen werden, das ist eine Einzelfallentscheidung," so Hausberg.
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