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Britische Autoindustrie
Dritte Generation des BMW Mini rollt vom Band

Die britische Automobilindustrie brummt. Bei BMW, dem Hersteller der Marke BMW Mini, will man bis 2015 kräftig in das kleine Auto investieren. Ziel ist es, Weltklassequalität vom Band rollen zu lassen. Die Briten sind inzwischen viertgrößter Automobilhersteller der Welt - auch dank ausländischer Investitionen.

19.11.2013
    Ein neues Auto-Modell wird der Weltpresse vorgestellt und natürlich gibt es in Oxford das in der Branche übliche TamTam mit Musik, Nebel und Lightshow.
    Natürlich ist die dritte und zehn Zentimeter längere Ausgabe des "Mini" nicht einfach ein Auto, sondern, so haben es sich die PR-Strategen ausgedacht: ein Freund, ja, sogar eine Lebenseinstellung. Wie dem auch sei – eine Erfolgsgeschichte ist der Mini, seit ihn BMW 2001 wieder auferstehen ließ. Seither rollten mehr als zwei Millionen vom Band im Werk Oxford. Die Qualität stimmt: "British Elend"- das war einmal!
    "Wir produzieren hier Weltklassequalität, wie an jedem anderen Standort von BMW. Wir investieren ja auch sehr viel in die Menschen, in die Weiterbildung und Qualifizierung, mehr als vielleicht in dem Land jeweils vorhanden ist. England hat sich sicher jetzt ein bisschen besser entwickelt."
    Und deswegen, so verspricht es BMW-Produktionsvorstand Harald Krüger, wolle man bis 2015 hier 750 Millionen Pfund investieren.
    Auch Jaguar Landrover, einer weiteren Premiummarke, geht es blendend. Ihre Produkte sind bei der wachsenden Mittelklasse Chinas heiß begehrt. Unternehmenschef ist Ralf Speth, ein Deutscher, der mitunter auf der Suche nach britischen Fachkräften ist.
    "Es ist nicht einfach, es gibt manchmal Engpässe etwa bei Elektronikern. Aber insgesamt werden wir nun weitere 1.700 Arbeitnehmer anheuern für eine neue Limousine, die wir in Solihull bauen. Und das ist eine große Verpflichtung gegenüber Großbritannien, zeigt aber auch die Stärke der Marke Jaguar."
    Die gäbe es nicht mehr, hätte sie nicht der indische Tata-Konzern vor fünf Jahren von Ford gekauft. Nun will Tata in Solihull sogar 1,5 Milliarden Pfund investieren und John Cridland, Verbandschef der britischen Industrie, freut sich über das Erfolgsgeheimnis.
    "Das Geheimnis dieser Erfolgsgeschichte lautet: indisches Investment, britische Ingenieurskunst, ein deutscher Chef und der chinesische Markt – Offenheit. "
    Ohne solche Offenheit hätte Großbritannien vermutlich kaum noch eine nennenswerte Automobilindustrie, sagt Holger Schmieding Chefvolkswirt bei Berenberg London:
    "Man hat es zugelassen, dass die heimische Industrie übernommen wird von ausländischen Besitzern und dann mit ausländischem Kapital und ausländischen Innovationen zu dem wird, was es heute ist, nämlich ein durchaus erfolgreicher Hersteller. "
    So gehört zur BMW Group nicht nur Mini, sondern auch Rolls-Royce. Volkswagen besitzt Bentley, Opel steuert Vauxhall. Nur die kleinen Edelschmieden wie Aston Martin, Lotus, McLaren oder Morgan sind noch im britischen Besitz. Die brummen auch.
    Zwar steckt die von der Regierung Cameron angestrebte Re-Industrialisierung des Landes in den Kinderschuhen, aber das liegt nicht an den Autoproduzenten.
    Patrick McLaughlin, der zuständige Staatssekretär:
    "In den beiden letzten Jahren gab es Investitionsverpflichtungen von sechs Milliarden Pfund in der britischen Autoindustrie. Die Produktion geht steil nach oben mit mehr als 1,5 Millionen Autos im vergangenen Jahr."
    Damit ist Großbritannien Europas viertgrößter Autohersteller und der einzige mit einem Produktionsplus im Jahr 2012 und das gleich von satten neun Prozent gegenüber dem Vorjahr.
    Großen Anteil daran haben auch die japanischen Hersteller, die Großbritannien als Brückenkopf nach Europa nutzen. Honda produziert hier den Civic, Toyota den Auris. Die Nummer 1 ist Nissan mit über einer halben Million verkauften Autos jährlich. In Sunderland rollt das Erfolgsmodell Qashqai vom Band und sichert 6000 Arbeitsplätze. Die aber sind gefährdet, sollte Großbritannien, irgendwann die EU verlassen. Vor Kurzem warnte Nissan-Chef Carlos Ghosn unmißverständlich:
    "Alles was wir im Großbritannien gemacht haben, taten wir unter der Voraussetzung, dass es Teil Europas ist. Wenn sich das ändert, müssen wir unsere Investitionen und unsere Strategie für die Zukunft überdenken."